RWE: Die Konzerngeschichte des Energieriesen
RWE ist heute einer der international führenden Ökostromanbieter und gleichzeitig bekannt wegen seiner Konflikte mit Umweltschützern im Rheinland. Was steckt hinter dem über 120 Jahre alten Großkonzern und wie geht er mit dem Pariser Klimaabkommen um?
Werte in diesem Artikel
• Im Frühjahr 1898 wird in Essen das "Rheinisch Westfälische Elektrizitätswerk" gegründet
• RWE schließt in den 60er Jahren die ersten Atomkraftwerke Deutschlands an
• RWE steht in ständigem Konflikt mit Umweltorganisationen
Heute ist RWE als einer der international führenden Ökostromanbieter in 36 Ländern der Welt vertreten und arbeitet mit seinen knapp 20.000 Mitarbeitern (Stand Anfang 2023) auf der ganzen Welt an einer sicheren Energieversorgung. Die Wertschöpfung des Großkonzerns lag im Jahr 2021 bei rund 24,5 Milliarden Euro, der Hauptsitz des Unternehmens befindet sich seit Firmengründung in Essen, Deutschland.
RWE: 1898 als Elektrizitätswerk der Stadtwerke Essen gegründet
Dort begann im Frühling 1898 die Geschichte von RWE. Das auf den Namen "Rheinisch-Westfälisches Elektrizitätswerk" (RWE) getaufte Unternehmen war als Teil der Stadtwerke Essen zunächst ab 1900 für die Stromversorgung der Stadt Essen zuständig. Doch schon im Jahr 1902 übernahm Investor Hugo Stinnes die Aktienmehrheit des Börsenunternehmens. Seine Vision war die eines großräumigen und hocheffizienten Unternehmens für kostengünstige Stromversorgung, weswegen der Fokus des Unternehmens in seinen Anfangsjahren auf möglichst großen und transportgünstig gelegenen Kraftwerken in ebenfalls möglichst großen Versorgungsgebieten lag.
Ab dem Jahr 1905 waren die Städte und Kreise, die RWE versorgte, auch Aktionäre des Unternehmens und hatten zeitweise sogar die Stimmmehrheit im Aufsichtsrat. In der engen Zusammenarbeit zwischen Kommunen und RWE wuchs das Unternehmen schnell und stieg im Jahr 1914 mit dem Kraftwerk Goldenberg in Nordrhein-Westfalen (NRW) in das Geschäft der Braunkohlenverstromung ein. Der Schwerpunkt des wachsenden Unternehmens lag nun auf der Energieerzeugung mithilfe kostengünstiger rheinischer Braunkohle. Dieser Schwerpunkt wurde ausgebaut und seit den 20er Jahren ist RWE auch im Braunkohlebergbau tätig.
Erholung von der Weltwirtschaftskrise während der Rüstungskonjunktur im Zweiten Weltkrieg
Die Weltwirtschaftskrise ab 1929 traf RWE eigenen Angaben zufolge hart. Um die Effizienz der Lieferkette zu steigern, schuf RWE trotz der Krise eine Nord-Süd-Leitung zwischen den Wasserkraftwerken in Süddeutschland und den Alpen und den thermischen Kraftwerken in NRW. Nicht zuletzt dank dieser effizienzsteigernden Verbundwirtschaft erholte sich das Unternehmen während der NS-Rüstungskonjunktur von der Wirtschaftskrise: Die maschinelle Munitions- und Waffenproduktion führte in den Fabriken zu einem hohen Stromverbrauch, der die RWE-Kapazitäten wieder voll auslastete. Hiervon profitierte RWE auch während des Zweiten Weltkriegs, bis in den frühen 40er Jahren Luftangriffe einzelne Kraftwerke und große Teile des Stromnetzes zerstörten.
Die zerstörten Anlagen waren bereits 1950 wieder aufgebaut - es kamen sogar noch viele weitere Kraftwerke hinzu, da der Stromverbrauch in der Bundesrepublik Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg rasant anstieg. So errichtete RWE etwa im Jahr 1964 in Frimmersdorf das größte Braunkohlekraftwerk der Welt, hinzu kam die Erschließung von Tieftagebauten.
Atomkraftwerke und Umstrukturierung der RWE in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts
Des Weiteren schloss RWE in den 60er Jahren - eigenen Angaben zufolge auf Wunsch der Bundesregierung - an den Standorten Kahl und Gundremmingen die zwei ersten Atomkraftwerke Deutschlands an das Stromnetz an. Im Jahr 1975 wurde in Biblis zudem der größte nukleare Leistungsreaktor Europas ans Netz genommen: In der gleichen Zeit, zu der RWE auch das erste Mal mit der Erprobung erneuerbarer Energien arbeitete.
Nach Firmenübernahmen in den Branchen Mineralöl, Entsorgung und Bau war RWE Ende der 80er Jahre ein breit aufgestellter Konzern, der sich auch in den Bereichen Chemie, Bergbau, Maschinenbau, Anlagenbau und Gerätebau betätigte. Die Vergrößerung des Unternehmens erforderte eine erste große Umstrukturierung und ab 1990 führte die RWE AG den Konzern mit seinen verschiedenen Segmenten. Hierzu gehörten unter anderem RWE Plus, RWE Trading, RWE Gas und RWE Power. In den Jahren darauf liberalisierte sich der deutsche Energiemarkt und das Energiegeschäft internationalisierte sich in raschem Tempo, weswegen RWE beschloss, sich wieder mehr auf das Kerngeschäft der Energieversorgung zu konzentrieren, um auf dem internationalen Markt mithalten zu können. Im Jahr 2000 stärkte die Fusion mit der VEW AG das Unternehmen im internationalen Wettkampf.
Expansion ins Ausland (innogy) und finanzielle Schwierigkeiten der RWE nach 2000
Das Jahr 2002 brachte der RWE den Beginn der Expansion ins Ausland: In Großbritannien gab es von RWE nun innogy, in Tschechien Transgas, in der Slowakei VSE und in Polen Stoen. Ende 2003 gab es erneut eine Umstrukturierung der RWE - alle Kraftwerke sowie der Braunkohlenbergbau wurden als RWE Power AG zusammengeführt, sodass RWE mehr Kapazitäten für ein Kraftwerkserneuerungsprogramm hatte, welches in den Folgejahren durchgeführt wurde.
Mit dem Jahr 2011 und dem Atomunglück in Fukushima, Japan, begann für RWE eine finanziell schwierige Zeit: Die Bundesregierung Deutschland beschloss den Atomausstieg und zudem wurden die erneuerbaren Energien ausgebaut, was einen Verfall der Großhandelspreise in der Energiebranche mit sich führte. Um finanziell gut aufgestellt zu bleiben, führte RWE zwei Jahre später die kommerzielle Stromversorgung der Niederlande, in Deutschland und in Großbritannien als RWE Generation SE zusammen und legte umfangreiche Kernkraftkapazitäten still. Als nächster Schritt wurde im Jahr 2014 das Segment der Öl- und Gasförderung ("RWE Bea") verkauft, sodass der RWE wieder mehr finanzieller Spielraum für den Einstieg in das Geschäft der erneuerbaren Energien zur Verfügung stand. Nachdem die Lage schwierig blieb, entschied die Unternehmensleitung eine Spaltung von RWE: 2015 wurden die Geschäftsfelder Erneuerbare Energien, Vertrieb und Stromnetz mit der innogy SE ausgelagert. innogy SE ging 2016 als eigenes Unternehmen an die Börse, im Jahr 2019 führte RWE 77 Prozent der innogy-Unternehmensanteile. Seither fokussierte sich RWE selbst hauptsächlich auf die Stromerzeugung, den Braunkohlenbergbau, die Beratung von Partnerfirmen und den Energiehandel.
RWE heute: E.ON-Übernahme und Umstieg zu erneuerbaren Energien
Nachdem sich RWE offiziell zum Pariser Klimaabkommen bekannt hat, arbeitet der Konzern den Angaben auf der Firmenwebsite zufolge nun auf die Klimaneutralität 2040 hin. Hierfür hat RWE unter dem ehemaligen Vorstandsvorsitzenden Rolf Martin Schmitz (seit 2016) im Jahr 2019 die Sparte der erneuerbaren Energien von innogy und E.ON übernommen. 2021 hat Markus Krebber den Vorstandsvorsitz übernommen. Dieser zeigt sich zwar immer wieder sehr offen für die Energiewende und bezeichnet RWE bereits jetzt nach den Innovationen der letzten Jahre als "einen der führenden Anbieter im Bereich Erneuerbare Energien" - gleichzeitig steht er stark in der Kritik von "Fridays for Future" und anderen Umweltorganisationen: Denn obwohl RWE immer wieder das eigene Engagement im Bereich der Erneuerbaren Energien betont, hat der Konzern Mitte Januar das lange Zeit besetzte Dorf Lützerath in Nordrhein-Westfalen abschließend geräumt und abgebaggert, um darunter Kohle abzubauen.
Dass RWE irgendwann ganz auf Erneuerbare Energien umstellen wird, ist angesichts des Pariser Klimaabkommens nur eine Frage der Zeit. Auf der Website des Konzerns heißt es heute: "RWE [hat sich] fundamental gewandelt und ist heute ein führender Anbieter von Erneuerbaren Energien weltweit. Mit Windparks, Solarkraft und Batteriespeichern in vielen Ländern. Schon heute ist der größte Teil unseres Kerngeschäfts grüner Strom. Und wir wollen immer besser werden, investieren bis Ende der Dekade mehr als 50 Milliarden Euro brutto in Erneuerbare Energien und steigen mit Vollgas in die vielversprechende Wasserstoff-Technologie ein."
Olga Rogler / Redaktion finanzen.net
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