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14.12.11 13:55 Uhr

Neben Engagements in Branchen wie der Industrie und Hightech sowie zyklische Aktien aus der zweiten Reihe denkt Kapitalmarkt-Analyst Robert Halver auch über Rohstoffe nach.

Euro am Sonntag-Kolumne

Name: Robert Halver
Geboren: 1963 in Düren
Position: Leiter Kapitalmarktanalyse
der Baader Bank

Rohstoffe und Substanz

Zwei große Fragen beschäftigen uns dieser Tage: 1. Wie wollen sich die Staaten der Eurozone entschulden? 2. Was bedeutet das für mein Vermögen? Da wir davon ausgehen müssen, dass die EZB zur Lösung der Schuldenkrise herangezogen wird, bleibt wohl nichts anderes übrig, als die sachkapitalistische Keule herauszuholen, um gegen eine „Entvermögenisierung“ anzukämpfen (ein schreckliches Wort, aber es beschreibt die Situation angesichts von zwei Prozent Zinsen bei drei Prozent Inflation recht treffend). Zum Sachkapital zählen unter anderem Rohstoffe – allen voran Gold, Silber und Öl – und Substanzaktien.

Zu Letzteren zähle ich in Europa zunächst Titel aus Pharma, Konsum und Telekommunikation mit hohen, stabilen Dividendenrenditen, die die Renditen von Bundesschatzbrief und Co hinter sich lassen, aber auch Öl- und Chemieaktien. Da die Weltwirtschaft keineswegs stillstehen, sondern – im Gegenteil – 2012 wohl um immer noch etwa drei Prozent wachsen wird, denke ich zudem über Engagements in Branchen wie Industrie und Hightech nach. Auch zyklische Aktien aus der zweiten Reihe locken zum Teil mit günstigen Bewertungen.

In den USA wird der „Double Dip“ – also die zweite Rezession innerhalb weniger Jahre – ausbleiben. Besonders lohnenswert erscheinen am US-Aktienmarkt Konsum-, Pharma- und Öl-, zum Teil auch Industriewerte. Eine Kaufgelegenheit, die sich im Lauf des Jahres 2012 ergeben könnte, sehe ich bei italienischen und spanischen Staatsanleihen. Die Eurozone muss stabilisiert werden, deshalb wird die EZB über kurz oder lang Staatsanleihen beider Länder aufkaufen müssen. Diese Engagements erscheinen aus heutiger Sicht noch sehr riskant und stehen unter der Prämisse, dass die EZB tatsächlich massiv eingreift.

Aber auf die Lauer legen kann man sich ja schon mal. Bis es so weit ist, muss ein Weg gefunden werden, die Kaufkraft von heute in die Zukunft zu transportieren. Diese Werttransfer- beziehungsweise Werterhaltungsfunktion erfüllen am besten Gold und Silber, auch in Form von Minenaktien. Das Szenario steigender Inflation bei niedrigen Zinsen ist für Edelmetalle ein ideales Umfeld.

Das Thema Öl – sofern es nicht schon durch Ölaktien hinreichend im Depot repräsentiert ist – kann über Zertifikate und ETFs abgedeckt werden. Rohöl dürfte wegen der politischen Spannungen im Nahen Osten knapp bleiben. Die Märkte stecken voller Chancen, daher gibt es keinen Grund, sich ins anlagetechnische Biedermeier zurückzuziehen!

Ihr bester Deal? Ich bin heilfroh, bereits vor einigen Jahren ein wenig Gold und Silber gekauft zu haben.

Ihr schlechtester Deal? Kurz vor der Reaktorkatastrophe von Fukushima hatte ich mir Versorgeraktien ins Depot gelegt. Die politische Kehrtwende der Bundesregierung machte die schöne Idee zunichte.