Paukenschlag zum Jahreswechsel? So könnte das Börsenjahr 2022 beginnen
Das Börsenjahr 2021 neigt sich dem Ende zu. Doch wie gestaltet sich der Jahreswechsel am Aktienmarkt? Laut Portfoliomanager Brian Frank müssen sich Anleger jetzt noch einmal warm anziehen.
• Geldpolitik der Fed dürfte Börsenjahr 2022 prägen
• Verkäufe zum Jahresende könnten unbequemen Jahreswechsel auslösen
• Sichere Investitionsstrategie empfohlen
Ungemütlicher Jahreswechsel voraus?
Das Börsenjahr 2021 war von zum Teil starken Gegenbewegungen am Aktienmarkt geprägt. Für Unsicherheit sorgte nach wie vor die Corona-Pandemie und auch die wirtschaftlichen Folgen dieser. So warfen Anleger in einem Umfeld von starken Preissteigerungen einen ganz genauen Blick auf regelmäßig veröffentlichte Inflationsdaten sowie Zinsbeschlüsse der großen Notenbanken. Zuletzt verunsicherten Neuigkeiten um die neue Mutation des Virus, die Omikron-Variante, die als ansteckender gilt, die Marktteilnehmer. Doch was passiert nun noch in den letzten Tagen vor dem Jahreswechsel - und wohin geht es 2022?
Portfoliomanager Brian Frank rechnet damit, dass die bestehenden Problemthemen am Markt noch einmal ordentlich Unruhe an die Börsen bringen - und sagt gegenüber dem Finanzportal "MarketWatch" einen Paukenschlag zu Jahresbeginn voraus.
Tapering-Ankündigung lässt Renditen für US-Staatsanleihen einbrechen
In ihrer letzten Sitzung im Jahr 2021 haben die US-Währungshüter angekündigt, das Tapering zu beschleunigen. Damit will die Notenbank der USA ihre Anleihekäufe 2022 deutlich verringern. Im neuen Jahr sollen außerdem drei Zinserhöhungen kommen. Zuletzt beließen die Fed-Verantwortlichen den Leitzins im Niedrigbereich zwischen null und 0,25 Prozent. Mit der Ankündigung der Erhöhung preisten Marktteilnehmer die Zinswende aber bereits ein, wie Frank erklärt. Dies habe zu einer drastischen Abflachung der Renditen für US-Staatsanleihen geführt. Damit sei dem Marktbeobachter zufolge auch belegt, dass die Fed mit einer Zinserhöhung in einem Umfeld eines sich verlangsamenden Wirtschaftswachstums einen Fehler begehe. Ohne Konjunkturhilfen, die es 2021 noch gab, sieht der Portfoliomanager aber schwarz für eine starke Aufwärtsentwicklung der Wirtschaft. Damit dürften die schon schwachen Wirtschaftserwartungen im neuen Jahr noch weiter gedämpft werden.
Mindestausschüttungen von Altersvorsorgekonten belasten Aktienmarkt
Als Auslöser für die hohe Volatilität, die im Dezember an den Märkten vorherrschte, sieht Frank die Generation der Baby-Boomer. Der Begriff bezeichnet die geburtenstarken Jahrgänge nach Ende des Zweiten Weltkriegs, die in den 1960er Jahren im sogenannten Babyboom gipfelten. Die große Menge an Mitgliedern dieser Generation führe dem Investmentchef zufolge dazu, dass diese nun in den USA in ein Alter kommen, in dem sie ihre Rentenansprüche geltend machen können - und damit einen Großteil des Vermögens in den USA halten. Durch erforderliche Mindestausschüttungen müssen Inhaber eines Altersvorsorgekontos ab dem 72. Lebensjahr - bzw. ab 70,5 Jahren, wenn sie dieses Alter bereits vor dem 1. Januar erreicht haben - jährlich einen Mindestbetrag abheben. Zwar habe die US-Regierung 2020 auf die Verkäufe verzichtet, im Jahr 2021 wurden sie aber wieder eingeführt. Frank zufolge sehe eine solide Finanzplanung vor, Aktien im Alter zu verkaufen und stattdessen mehr in festverzinsliche Wertpapiere zu investieren. Dies bedeutet wiederum, dass der Aktienmarkt zum Jahreswechsel unter den Mindestausschüttungen leiden wird. Ähnlich habe es sich bereits 2018 zugetragen, als der Aktienmarkt durch vorgeschriebene Verkäufe zum Jahresende um neun Prozent einbrach. Dennoch gibt der Marktexperte Entwarnung - zumindest teilweise: Selbst wenn es zu einem ähnlich starken Einbruch kommt, dürfte dieser nicht von Dauer sein. Sobald die Transaktionen vollzogen sind, könnte es zu Jahresbeginn wieder aufwärts gehen. So war es zumindest zwischen 2018 und 2019 der Fall. "Wir gehen davon aus, dass sich im Januar 2022 eine ähnliche Dynamik entfalten wird, sollte der Dezember 2021 mit mehr Abwärtsvolatilität enden", so Frank.
Im Falle eines Börsencrashs: Fed würde gegenlenken
Und auch die Geldpolitik der Fed dürfte den Aktienmarkt nicht tief ins Minus stürzen, glaubt der Investmentexperte. "Die Fed hat ein Rückgrat aus nassen Spaghetti", so Frank. "Wenn die Aktienmärkte zusammen mit den Wachstumserwartungen im Jahr 2022 einbrechen, könnte die Fed ihre Tapering-Pläne aufgeben, auf höhere Zinsen verzichten und sogar zusätzliche Konjunkturmaßnahmen ergreifen." Dies hänge auch damit zusammen, dass die Währungshüter selbst in Aktien investiert sind und sich ihr aufgebautes Vermögen nicht zunichtemachen wollen. Daher dürfte es an der Börse 2022 aufwärts gehen, auch wenn Mindestausschüttungen, ein schwächeres Wachstum und Leitzinsanhebungen das Gegenteil vermuten lassen könnten.
Fokus auf Absicherung
Für Anleger könnten sich abgesicherte Strategien bezahlt machen, etwa durch eine deutliche Diversifizierung, so Frank weiter. Damit können Gewinne auch durch neue Trends eingefahren werden, dennoch greife im Zweifelsfall ein Schutz vor dem Totalverlust. Und auch wenn die Kurse schwanken, sollten Investoren nicht gleich in Panik verfallen. "Erhöhte Volatilität kann der beste Freund eines geduldigen Anlegers sein", so der Experte. "Leichte Abflüsse von Anlegern können die vorherrschenden Anlagevehikel überwältigen und große Chancen eröffnen." Für disziplinierte Anleger sollte langfristigen Investitionen damit nichts im Weg stehen.
Redaktion finanzen.net
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