Siemens vor herausforderndem Geschäftsjahr
Deutschlands größter Industriekonzern Siemens muss sich im laufenden Geschäftsjahr zahlreichen Herausforderungen stellen.
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Das Umfeld sei auch wegen geopolitischer Spannungen komplex, so der Konzern am Donnerstag bei der Vorlage seines Jahresergebnisses. Zwar erwartet Siemens wiederum, dass das Ergebnis je Aktie um mindestens 15 Prozent steigen soll. Freilich basiert die Prognose für das laufende Jahr auf bestimmten Annahmen, führte Siemens-Chef Joe Kaeser in einer Pressekonferenz am Berliner Unternehmenssitz aus. Und diese Annahmen lassen die Erwartungen schon etwas weniger positiv erscheinen. So sollen auch Veräußerungserlöse einfließen. Und die werden kommen, denn die Milliardenbeträge aus dem Verkauf des Siemens-Anteils an Siemens Bosch Haushaltsgeräte ebenso wie aus dem am heutigen Donnerstag bekannt gegeben Verkauf des Hörgerätegeschäfts sind noch nicht geflossen. Die Transaktionen sind noch nicht in trockenen Tüchern.
Siemens-Finanzvorstand Ralf Thomas sieht den Konzern mit der Prognose trotzdem "sportlich unterwegs". Von einer angesichts der zu erwartenden und möglicherweise noch kommenden Veräußerungserlösen von einer "konservativen Prognose" zu sprechen, mochte er nicht gelten lassen. Geht Siemens im laufenden Geschäftsjahr doch auch von einem Preisverfall bei seinen Produkten von 2,5 Prozent aus. Welcher Anteil organisches Wachstum an Siemens' Ergebnisprognose hat, wollte sich Kaeser nicht entlocken lassen.
Der Umsatz soll 2014/15 dennoch auf dem Niveau des zurückliegenden Geschäftsjahres liegen, in dem 71,92 Milliarden Euro erreicht wurden. Das industrielle Geschäft soll eine Ergebnismarge zwischen 10 und 11 Prozent erzielen, was in etwa der jetzigen Marge des Bereichs entspricht, wie Kaeser ausführte.
Auch im zurückliegenden Geschäftsjahr hatte sich Siemens eine Steigerung des Ergebnisses je Aktie um 15 Prozent vorgenommen und geliefert: 6,37 Euro betrug es nach 5,08 Euro im Vorjahr. "Wir haben die ursprünglich versprochenen Ergebnisse für das Geschäftsjahr 2014 erreicht und dabei erhebliche Fortschritte bei der Stärkung des Portfolios gemacht", sagte Kaeser, der seit knapp eineinhalb Jahren an der Spitze des Konzerns steht.
Gewinner sind auch die Aktionäre: Sie sollen eine Dividende von 3,30 Euro erhalten, 10 Prozent mehr als im Vorjahr.
Der Auftragseingang, der eine Indikation auf zukünftige Erlöse gibt, betrug im abgelaufenen vierten Quartal 20,73 Milliarden Euro, 2 Prozent mehr als im Vorjahr. Die Umsätze stagnierten derweil bei 20,62 Milliarden Euro.
Besser hat Siemens beim Ergebnis abgeschnitten. Das Ergebnis der Sektoren im vierten Quartal legte um 28 Prozent auf 2,2 Milliarden Euro zu. Im vergangenen Jahr war die Kennziffer mit 688 Millionen Euro für das 1 Milliarde Euro schwere Kostensenkungsprogramm Siemens 2014 belastet, das mittlerweile abgearbeitet ist. Der Effekt wirkt auch auf das Nettoergebnis: Es lag im Schlußquartal bei 1,45 Milliarden Euro nach 1 Milliarde Euro im Vorjahr.
Aber die Schatten der Vergangenheit, Kosten durch Verzögerungen bei Großprojekten, wird Siemens auch unter Kaeser nicht los. Kaeser hatte eine Begrenzung dieser Extra-Kosten bereits angemahnt, als er ins Amt kam und wiederholte es auf seiner zweiten Bilanzpressekonferenz: "Sonderbelastungen sind nicht, wofür Siemens steht - wir können es besser!"
Nur davon war im abgelaufenen Geschäftsjahr noch nicht so viel zu merken. Auf 900 Millionen Euro bezifferte Thomas diese Sonderbelastungen, das liegt 200 Millionen Euro über dem mehrjährigen Mittel von 700 Millionen Euro. Ziel des Siemens-Managements war es eigentlich, die Summe dieser Sonderbelastungen zumindest zu halbieren.
Aber bei diesem Vorhaben bläst dem Siemens-Vorstand im Wortsinne der Wind ins Gesicht. Besonders betroffen war im Schlussquartal des abgelaufenen Geschäftsjahres der Energy-Sektor, und hier besonders die Division Wind Power, die Kosten von 223 Millionen Euro zu verkraften hatte. Aufgelaufen ist der Betrag wegen frühzeitigen Verschleißes eines bestimmten Windturbinentyps, der an Land zum Einsatz kommt. An Land und auch in Windparks auf See sind wegen extremen Wetters Rotorblätter beschädigt worden. Und in der Division Power Transmission kostete ein Hochspannungs-Gleichstrom-Projekt in Großbritannien extra.
Entsprechend schrumpfte das operative Ergebnis des Sektors um 28 Prozent. Negative Vorzeichen stehen auch im Energy Sektor bei Auftragseingang (7 Prozent) und Umsatz (4 Prozent). Davis, die vor einigen Wochen
Besser schneidet der Industry-Sektor ab, hier fielen im abgelaufenen Quartal keine Extrakosten an, während das Vorjahresergebnis mit 200 Millionen Euro durch das Kostensenkungsprogramm Siemens 2014 belastet war. Das operative Ergebnis des Sektors verdoppelte sich fast auf 698 Millionen Euro, auch mit dem Umsatz ging es um 3 Prozent nach oben, während der Auftragseingang um 6 Prozent nachgab.
Noch besser schnitt im September-Quartal das einstige Sorgenkind, der Sektor Infrastructure & Cities, ab, der in der Vergangenheit viel Geld für die verspätete Auslieferung von ICE-Zügen zahlen musste. Ein vierprozentiges Umsatzplus und so gut wie keine Extra-Belastungen ließen das Ergebnis um 190 Prozent auf 482 Millionen Euro nach oben schnellen. Auch für die Zukunft scheint der Sektor gut gerüstet, der Auftragseingang liegt um 22 Prozent über dem Vorjahresquartal.
Es ist das letzte Mal, dass Siemens in seiner alten Sektoren-Struktur berichtet. Seit Anfang Oktober sind die Sektoren aufgelöst und die Zahl der Divisionen von 16 auf neun verkleinert. Thomas kündigte an, dass schon Mitte November Vergleichszahlen aus dem vergangenen Geschäftsjahr veröffentlicht werden, damit sich die kommenden Quartalszahlen vergleichen lassen.
Das Gesundheitsgeschäft wird, wie im Mai angekündigt, als eigenständiger Geschäftsbereich geführt. In TV-Interviews am Donnerstagmorgen wich Kaeser Fragen nach der Zukunft des Healthcare-Sektors aus. Analysten spekulieren bereits über eine Abspaltung oder einen IPO des Geschäfts. Auf der Pressekonferenz trat er den Spekulationen dann entschieden entgegen: "Healthcare ist nicht immer noch bei Siemens. Healthcare ist auch nicht weiter bei Siemens. Healthcare ist Siemens! Und zwar als Unternehmen im Unternehmen." Gleichzeitig kündigte Kaeser aber auch an, dass das deutsche Healthcare-Geschäft nun auch in Deutschland in eine eigene rechtliche Einheit überführt wird, so wie das in den USA bereits seit Jahren der Fall ist.
Die Zahlen des Healthcare-Bereichs waren auch im Schlussquartal unverändert stark. Das Ergebnis lag mit 611 Millionen Euro nahezu stabil, beim Auftragseingang steht ein Plus von 1 Prozent, beim Umsatz wurde ein dreiprozentiger Anstieg verzeichnet.
Getrennt hat sich Siemens aber, wie ebenfalls im Mai angekündigt, von seinem Hörgerätegeschäft. Es geht für 2,15 Milliarden Euro an den Finanzinvestor EQT Partners, der die Familie Strüngmann, die einst das Pharmagenerikaunternehmen Hexal gründeten, als Co-Investor ins Boot holte. Siemens wird sich mit 200 Millionen Euro am Eigenkapital des Hörgerätegeschafts beteiligen und auch an künftigen Unternehmenserfolgen teilhaben. Die Marke Siemens bleibt auf den Hörgeräten "mittelfristig" erhalten.
Copyright (c) 2014 Dow Jones & Company, Inc.
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