Trump bekennt sich 'nicht schuldig' in Dokumenten-Affäre
Der frühere US-Präsident Donald Trump hat bei seinem ersten Erscheinen vor Gericht in der Affäre um geheime Regierungsunterlagen seine Unschuld beteuert.
Der republikanische Präsidentschaftsbewerber musste sich am Dienstag persönlich vor Gericht in Miami im Bundesstaat Florida einfinden, wo ihm die Vorwürfe offiziell eröffnet wurden. Trump bekannte sich wie erwartet "nicht schuldig". Es war das erste Mal, dass ein Ex-Präsident der Vereinigten Staaten vor einem Bundesgericht erscheinen musste, um sich einer Anklage zu stellen. Bei einem Auftritt vor Anhängern gab sich Trump später angriffslustig und versicherte unter dem Jubel seiner Fans, er werde nicht nachgeben.
Die Vorwürfe gegen Trump
Die Bundespolizei FBI hatte im August Trumps Privatanwesen Mar-a-Lago in Florida durchsucht und dort zahlreiche Verschlusssachen aus seiner Amtszeit beschlagnahmt, einige mit höchster Geheimhaltungsstufe. Mar-a-Lago ist auch ein Club mit Zimmern für zahlende Gäste und öffentlichen Veranstaltungen. Dadurch, dass Trump vertrauliche Regierungsdokumente nach seiner Amtszeit in privaten Räumen aufbewahrte, könnte er sich strafbar gemacht haben.
Vorgeworfen wird ihm eine Verschwörung zur Behinderung der Ermittlungen und die gesetzeswidrige Aufbewahrung höchstsensibler Informationen. Darunter waren laut Anklage Details zu nuklearen Fähigkeiten der USA und anderer Staaten, zu militärischen Schwachstellen in der Verteidigung der Vereinigten Staaten und ihrer Partner sowie Informationen über potenzielle Militäraktionen.
In der Anklageschrift werden Trump sieben Kategorien von Vergehen und insgesamt 37 Straftaten zur Last gelegt. Die Details in dem 49-seitigen Papier sind brisant. So heißt es darin etwa, Trump habe Kisten mit Verschlusssachen in seinem Schlafzimmer, einem Badezimmer, einer Dusche, einem Ballsaal und einem Lagerraum aufbewahrt. Einige Kisten hätten zeitweise in einem Raum gestanden, in dem öffentliche Veranstaltungen stattfanden. Ein Lagerraum sei über einen öffentlichen Pool-Bereich einfach zu erreichen gewesen.
Die Ermittler führen in der Anklageschrift - unter anderem auf Basis von Tonaufnahmen - detailliert auf, wie Trump mit anderen Personen über Verschlusssachen sprach oder diese unbefugten Dritten zeigte.
Trump weist alle Vorwürfe vehement zurück und wertet die Anklage als politisch motivierten Versuch der Demokraten, ihn von einer zweiten Amtszeit im Weißen Haus abzuhalten. Er spricht von "politischem Auftragsmord" und "Kriegsführung" mit juristischen Mitteln.
Der Auftritt vor Gericht
Unterstützer des Republikaners versammelten sich am Dienstag vor dem Gerichtsgebäude, um gegen die Anklage zu protestieren. Sie bejubelten den Ex-Präsidenten bei dessen Ankunft und Abfahrt. Radikale Unterstützer hatten zuvor martialische Töne angeschlagen, was Ängste vor möglicher Gewalt rund um das Erscheinen Trumps vor Gericht auslöste. Es kam jedoch nicht zu größeren Zwischenfällen.
Das Prozedere vor Gericht fand hinter verschlossenen Türen statt. Trump musste zunächst Fingerabdrücke abgeben, wie ein Gerichtsmitarbeiter auf Nachfrage erklärte. Ein Polizeifoto sei von ihm aber nicht gemacht worden, anders als das sonst für Beschuldigte bei solchen Terminen üblich ist. Dem Ex-Präsidenten wurden erwartungsgemäß auch keine Handschellen angelegt.
Auch waren im Gerichtssaal keine Kameras zugelassen, elektronische Geräte im gesamten Gebäude verboten. Trump äußerte sich vor Gericht nicht selbst, sondern ließ einen seiner Anwälte sprechen, wie eine Reporterin der Deutschen Presse-Agentur aus dem Gerichtsgebäude berichtete. Im Gerichtssaal auch anwesend war der vom Justizministerium eingesetzte Sonderermittler Jack Smith, der die Untersuchungen leitet und gegen Trump auch wegen dessen Feldzug gegen den Wahlausgang 2020 ermittelt.
Die Trump-Show danach
Nach der Sitzung durfte Trump das Gericht wieder verlassen. Der Republikaner fuhr mit seiner Fahrzeugkolonne aus der Tiefgarage des Gebäudes und machte kurz darauf Halt in einem Restaurant, wo er sich von Anhängern feiern ließ. In dem Lokal im Stadtviertel Little Havanna in Miami machten Sympathisanten Fotos mit Trump und klatschten. Der Ex-Präsident winkte und rief "Essen für alle". Im Anschluss flog er von Florida nach New Jersey, wo er in seinem Golfclub in Bedminster vor Anhängern auftrat.
Trump ging dort wie üblich in die Offensive: "Sie wollen mir meine Freiheit wegnehmen, denn ich werde niemals zulassen, dass sie euch eure Freiheit wegnehmen", sagte er unter dem Jubel seiner Unterstützer. "Sie wollen mich zum Schweigen bringen, weil ich niemals zulassen werde, dass sie euch zum Schweigen bringen." Die Behörden seien gar nicht hinter ihm her. "Sie sind hinter euch her und ich stehe ihnen nur zufällig im Weg." Doch er werde nie weichen. "Ich bin der einzige, der diese Nation retten kann", rief Trump. Mit Blick auf den Termin der nächsten Präsidentschaftswahl sagte er: "Am 5. November 2024 wird der Gerechtigkeit Genüge getan."
Der Republikaner hatte im November offiziell angekündigt, bei der Wahl erneut anzutreten. Umfragen zufolge liegt er im Feld der republikanischen Präsidentschaftsbewerber klar vorne. Für die Demokraten bewirbt sich Präsident Joe Biden um eine zweite Amtszeit.
Trump war im April bereits im Zusammenhang mit Schweigegeldzahlungen an einen Pornostar auf bundesstaatlicher Ebene in New York angeklagt worden - dies war die erste Anklage gegen einen Ex-US-Präsidenten überhaupt. Mit der Dokumenten-Affäre folgte innerhalb weniger Wochen dann die erste Anklage gegen einen ehemaligen US-Präsidenten auf Bundesebene. Es wird auch noch in anderen Fällen gegen Trump ermittelt. Bislang wiegen die Vorwürfe im Zusammenhang mit den geheimen Regierungsunterlagen juristisch am schwersten.
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MIAMI/WASHINGTON (dpa-AFX)
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