R. Stahl: Schlechte Zahlen und entnervte Kleinaktionäre
Nach dem misslungenen Übernahmeversuch von R. Stahl, einem Anbieter von elektrischen Produkten und Systemen für den Explosionsschutz, durch Weidmüller hat sich der Rauch gelegt.
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von Jörg Lang, Euro am Sonntag
Was bleibt, sind entnervte Kleinaktionäre, die sich zu Recht von ihrem Vorstand nicht gut beraten fühlen. Im April hatte die Firma Weidmüller das Angebot publiziert, R. Stahl zu einem Preis von 47,50 Euro kaufen zu wollen. Es wurde später auf 50 Euro erhöht. Vor Veröffentlichung des Gebots notierte die Aktie bei 33 Euro. Doch das Management und die Familienaktionäre wehrten sich gegen die Offerte, die historischen Höchstkursen entsprach. Um die Mehrheit zu sichern, falls das eine oder andere Mitglied des Clans doch schwach werden und verkaufen würde, wurden sogar zu relativ hohen Kursen eigene Aktien für mehr als fünf Millionen Euro gekauft. Am Ende erhielt Weidmüller nur 19 Prozent der Aktien und musste das Vorhaben Anfang Juni abblasen, weil die Quote von 50 Prozent plus einer Aktie bei Weitem nicht erreicht wurde.
Während des Übernahmekampfs publizierte R. Stahl - praktisch als Abwehrmaßnahme - Umsatz- und Ertragsprognosen bis zum Jahr 2016. Angesichts des volatilen Geschäfts mit der Gas- und Ölindustrie ein verwegener Zug. Daran wird sich der Vorstand nun messen lassen müssen. Bis 2016 will das Unternehmen 380 bis 390 Millionen Euro umsetzen und eine Bruttomarge von elf bis zwölf Prozent erreichen. Bricht man das auf die Aktie herunter, errechnet sich ein Gewinn je Aktie von vier bis fünf Euro - in einem optimalen Szenario.
So gesehen war Weidmüller bereit, ein Kurs-Gewinn-Verhältnis von zehn und mehr für sehr ambitionierte Visionen zu offerieren. Warum hat das Management nicht versucht mehr herauszuholen oder eine Versteigerung des Konzerns einzuleiten? Immerhin ist das Führungspersonal, so steht es im Aktiengesetz, allen Anteilseignern verpflichtet.
Der Realitätscheck drei Monate später fällt bescheiden aus. In den Halbjahreszahlen überwiegen negative Vorzeichen. Das Betriebsergebnis vor Zinsen und Steuern verminderte sich um die Hälfte. Unterm Strich blieben im ersten Halbjahr schlappe 42 Cent pro Aktie. Im Vorjahr waren es 1,18 Euro. Natürlich schiebt das Management einen Teil des Rückgangs den Kosten für die Abwehr der Übernahme zu. Doch das erklärt nicht einmal die Hälfte der Einbußen.
Ob R. Stahl seine Langfristprognose erreichen kann, ist vor diesem Hintergrund mehr als fraglich. Zumal die Prognose für das Betriebsergebnis für das laufende Jahr schon mal auf 18 bis 22 Millionen Euro gestutzt wurde.
Womöglich hat das Unternehmen zu stark investiert und zu viel Personal aufgebaut. Spätestens wenn auch das nächste Quartal keine Besserung zeigt, dürfte der Rest der Übernahmeprämie, die im Kurs noch enthalten ist, abschmelzen. Es sei denn, das Management verhandelt mal für alle Aktionäre.
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Name | Hebel | KO | Emittent |
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Bildquellen: MichaelJayBerlin / Shutterstock.com, Vadim Balantsev / Shutterstock.com
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