Keine Prämie für die Zukunft

von Jörg Lang, Euro am Sonntag

Das erklärt auch die schwankenden Bör­senkurse. Im Moment setzen Anleger vor ­allem auf Aktien, die ein starkes Momentum haben. Offensichtlich gibt es hier eine Übereinstimmung über die Zahlenreihen der kommenden Jahre. Aber liegt die Mehrheit richtig? Vielleicht ist es interessanter, mehr auf jene zu achten, bei welchen wegen einer schwachen Entwicklung in den vergangenen Quartalen auch für die Zukunft wenig Positives erwartet wird. Data Modul, ein Hersteller von Spezialbildschirmen, hat etwa eine Restrukturierung hinter sich. Mit dem Ziel, bessere Margen erreichen zu können, wurden Fertigung und Lager konzentriert und die Fertigungstiefe erhöht. Der Umbau ist wohl zu Ende. Für 2014 sollen die Umsätze auf 140 Millionen Euro steigen und dank höherer Fertigungstiefe die Margen ausgebaut werden. Gut sechs Prozent sind laut Management möglich, ein Jahr später könnten es acht Prozent sein. An der Börse ist der Nebenwert mit 60 Millionen Euro bewertet. Würden die Anleger das Ertragsziel in die Zukunft extrapolieren, müsste die Aktie 30 oder 40 Prozent mehr kosten.

Die Druckindustrie macht Technotrans zu schaffen. Hier ist das Unternehmen als Zulieferer von Peripheriegeräten etwa für das Handling von Flüssigkeiten oder Farben fast ein Monopolist. Weil weniger Druckmaschinen verkauft werden, muss Technotrans umdenken. Neben dem Einstieg in die Lasertechnologie will das Unternehmen vor allem das gewonnene Know-how aus dem Drucksektor in andere Branchen übertragen. Bei Werkzeugmaschinen etwa muss auch gekühlt oder es müssen Flüssigkeiten an den richtigen Ort gebracht werden. Erste Aufträge deuten darauf hin, dass diese Geschäftsausweitung geschafft werden kann. Der Kurs hingegen signalisiert Skepsis. Eigentlich zahlen die Anleger heute weder einen Aufpreis für diese Chance noch für ein mögliches Comeback des Druckmaschinensektors.

Vor gut einem Jahr wurde GK Software hoch gehandelt. Dann musste das Unternehmen die Prognosen zusammenstreichen. Vor allem die Kooperation mit SAP konnte nicht mit Umsätzen unterlegt werden. Die Zertifizierung der GK-Software verschlang Kapazitäten, der Vertrieb musste erst mal anlaufen. Weil SAP aber die eigene Software für den Handel weit­gehend gestoppt hat, dürfte es nur eine Frage der Zeit sein, bis der Auftragseingang zulegt. Würden nur die Kunden, die heute noch das SAP-Programm verwenden, auf die neue GK-Lösung ­migriert, stünde GK Software ein stetig wachsender Einnahmestrom bevor. Und wenn dann die Aktien von GK Software wiederentdeckt werden, fallen auch die alten Höchstkurse, die 100 Prozent über dem aktuellen Niveau liegen.