Hebelzertifikate-Trader Stephan Feuerstein

Sell in may?

23.04.24 09:00 Uhr

Sell in may? | finanzen.net

Eine alte Börsenweisheit besagt, dass man am Aktienmarkt im Mai aussteigen soll. Bei näherer Betrachtung der vergangenen Jahrzehnte zeigt sich tatsächlich, dass der Mai kein guter Börsenmonat ist.

Doch die Börsenweisheit hat noch einen zweiten Teil! Dieser besagt, dass man im September wieder an den Aktienmarkt zurückkehren soll. Und diese Aussage wird bei der langfristigen Betrachtung des Aktienmarktes bestätigt. Allerdings zeigen sich bei der Auswertung sehr interessante Details, die sich profitabel in der eigenen Trading-Strategie umsetzen lassen.

Crash-Gefahr im Sommer?

Zwar zeigt die Auswertung von DAX, Dow Jones oder auch S&P 500, dass der Zeitraum zwischen Mai und (Ende) September in der langfristigen Betrachtung tatsächlich ein negatives Ergebnis hervorbringt. Interessanter ist allerdings, dass sich der August und der September klar erkennbar als die schlechtesten Börsenmonate im Jahresverlauf offenbaren. Im DAX sind es zudem die einzigen Börsenmonate, welche in der langfristigen Betrachtung ein negatives Ergebnis erzielt haben. Es bietet sich daher an, vor diesem Zeitabschnitt das Risiko zu reduzieren bzw. vielleicht den einen oder anderen (Teil-) Gewinn zu realisieren. Doch es zeigt sich noch ein weiteres, auffälliges Muster bei der langfristigen Überprüfung der Börsenweisheit "sell in may ..."!

Gefährliches oder gewinnbringendes Muster?

Während die Börsenweisheit besagt, dass es im Zeitraum zwischen Mai und September zu rückläufigen Notierungen am Aktienmarkt kommt, sticht bei näherer Betrachtung der Börsenmonat Juli hervor. In der Regel kommt es im Mai und Juni zu einer Abschwächung, auf welche häufig eine technische Gegenbewegung im Juli zu beobachten ist. Der August und der September fallen dann durch einen klaren Rücksetzer auf. Mit dieser Erkenntnis bietet es sich an, (Teil-) Gewinne Ende Juli zu realisieren und erst Ende September wieder einzusteigen. Während die "Auszeit" August bis Ende September langfristig eine "buy & hold" Strategie bereits klar schlagen kann, wird das Ergebnis unter Berücksichtigung eines meist positiven Julis noch einmal verbessert. In der Regel gehen die Marktteilnehmer nach einem Rückgang im Mai und Juni von einer weiteren Abschwächung aus, was sich unter anderem auch an Stimmungsumfragen erkennen lässt. Die Zwischenerholung im Juli kommt dann meist überraschend und mit hoher Dynamik. Dabei hellt sich die Stimmung der Anleger dann bis Ende Juli wieder auf, womit viele Anleger dann vom Rücksetzer im August und September erneut auf dem falschen Fuß erwischt werden. Wie immer gibt es bei dieser Strategie keine 100-prozentige Wahrscheinlichkeit. Dennoch sind die saisonalen Muster in den Sommermonaten auffällig und bieten die Möglichkeit, das Ergebnis des eigenen Tradens zu verbessern!

Stephan Feuerstein ist Chefredakteur des Börsenbriefes Hebelzertifikate-Trader. Bereits seit Anfang der 90er Jahre beschäftigt er sich mit dem Thema Börse, speziell der Technischen Analyse. Infos: www.hebelzertifikate-trader.de Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.