Schnäppchen, oder?
Die Abschwächung des Aktienmarktes in diesem Jahr hat unter anderem dazu geführt, dass sich die Crash-Propheten wieder aus der Deckung wagen.
Über viele Jahre hatten diese Dauer-Pessimisten einen sehr schweren Stand. Nun sind in diesem Jahr die Kurse bereits ordentlich nach unten gepurzelt, so dass zumindest eine kleine Konsolidierung nicht unwahrscheinlich ist. Neben den Dauer-Pessimisten gibt es aber auch chronische Optimisten. Diese sehen in den aktuellen Kursen bereits echte Schnäppchen und veröffentlichen mit großen Buchstaben Artikel über Titel, die man jetzt unbedingt im Depot haben muss. Damit stellt sich die Frage, an was man sich bei so großen Gegensätzen orientieren soll!
Tendenzieller Verlauf bis zum Spätsommer
Saisonal sind wir mit dem Beginn des Börsenmonats Mai in einem Zeitabschnitt, der bis Ende September ein negatives Vorzeichen vorgibt. Allerdings fallen die Kurse nicht stetig von Mai bis September. Vielmehr gibt es kleine Zwischenerholungen, die sich dann immer wieder zum neuen Positionieren anbieten. Auffällig dabei ist unter anderem der Börsenmonat Juli, in welchem es häufig zu einem Anstieg kommt. Aber auch die erste Juni-Woche könnte ein positives Ergebnis hervorbringen. Insgesamt ist bis Ende September aber mit einem tendenziellen Kursverlust zu rechnen. Geht es nach den zuvor erwähnten Dauer-Optimisten, so liegen nach der Talfahrt der letzten Wochen nun ordentliche Schnäppchenkurse vor, bei denen man rasch zugreifen muss. Die Pessimisten verweisen hingegen darauf, dass die Zahlen in den kommenden Wochen noch angepasst werden müssen. In diesem Fall werden dann aktuelle Schnäppchen nicht mehr so günstig, wie es auf den ersten Blick scheint.
Was die Kurse bewegt?
Es gibt aktuell eine Vielzahl an Einflussfaktoren, die das Potenzial für weiter fallende Notierungen haben. So wurde die Senkung des chinesischen Leit¬zinses für fünfjährige Kredite um 25 Basispunkte am Freitag zum Anlass für einen klaren Anstieg der Aktienmärkte genommen. Damit wird der angeschlagene Hypothekenmarkt in China unterstützt. Schließlich bleibt der chinesische Wohnungsbausektor weiterhin in einer schwierigen Situation. Mit der kompromisslosen Corona-Politik legt die chinesische Führung ganze Industriemetropolen lahm, was in der Folge wieder deutliche Lücken in den Produktionsketten mit sich bringt. Damit stellt sich die Frage, wie weit diesbezügliche Ausfälle bereits von den Optimisten berücksichtigt wurden.
Stephan Feuerstein ist Chefredakteur des Börsenbriefes Hebelzertifikate-Trader. Bereits seit Anfang der 90er Jahre beschäftigt er sich mit dem Thema Börse, speziell der Technischen Analyse. Infos: www.hebelzertifikate-trader.de Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.