Egal?
Zum Wochenauftakt präsentieren sich die Aktienmärkte wieder deutlich freundlicher.
Damit scheint eine Aufwärtsbewegung gestartet zu sein, welche den Einbruch der Vorwoche wieder ausgleichen könnte. Allerdings werden viele Anleger vor der US-Wahl am morgigen Dienstag noch gehemmt sein. Wer macht das Rennen um das Weiße Haus und welche Folgen ergeben sich daraus? An der Börse scheint dies aber wenig Beachtung zu finden. Offensichtlich hat man sich mit einem Sieg einer der beiden Kandidaten soweit arrangiert, als dass das tatsächliche Endergebnis die Kurse nicht zu beeinflussen scheint. Kommt es hier nicht zu einer Störung, könnte eine Rally - ähnlich der Tendenz seit März - relativ rasch erfolgen. In jedem Fall wird es nach der Wahl ein Hilfspaket zur wirtschaftlichen Schadensbegrenzung infolge der Corona-Pandemie geben, was dann auch wieder unterstützend auf die Aktienmärkte wirken sollte.
Doch nicht egal?
Ein Szenario scheint aber doch noch Potenzial für weitere Gewinnmitnahmen zu haben. Sollte am Wahlabend kein sehr klares Ergebnis zu erkennen sein, würde sich wohl der amtierende Präsident Trump Medienberichten zufolge zum Sieger erklären. Würde sich aber in der späteren Auszählung der Briefwähler ein Sieg Bidens ergeben, könnte es zu Unruhen in den USA kommen. Dass dies ein durchaus ernst zu nehmendes Problem darstellen könnte, zeigt das Verhalten von einigen Trump-Anhängern, die am Wochenende einen Wahlbus der Demokraten von der Straße drängen wollten. Die Gewaltbereitschaft hat in der Amtszeit Trumps offensichtlich klar zugenommen. Insofern ist das Ergebnis dann auch für die Börsen nicht egal. Sollte es soweit kommen, dürfte auch der eine oder andere Anleger geschockt den Verkaufsknopf drücken. Aber dies ist ja nur ein Szenario unter vielen.
Sieger Biden - und nun?
So, wie die Umfragen aktuell sind, sollte ein Sieg des Herausforderers Biden nicht überraschen. Wenngleich er sicherlich verlässlicher als Trump ist, dürfte seine Politik nicht direkt an die von Barack Obama anknüpfen. So könnte die Amtszeit Bidens ebenfalls von protektionistischen Zügen geprägt sein, wenn auch nicht mehr so heftig wie unter Trump. In jedem Fall hatten die jüngsten Amtszeiten der Demokraten kein schlechtes Ergebnis an den Aktienmärkten hinterlassen. Und trotz aller Umfragen wird es in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch besonders spannend, da es auch um eine tiefgehende Richtungsentscheidung für die Zukunft der USA geht.
Stephan Feuerstein ist Chefredakteur des Börsenbriefes Hebelzertifikate-Trader. Bereits seit Anfang der 90er Jahre beschäftigt er sich mit dem Thema Börse, speziell der Technischen Analyse. Infos: www.hebelzertifikate-trader.de Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.