RWE-Chef: "Die Krise hat eine neue Dimension erreicht"

Die Schwierigkeiten von RWE haben sich nach Einschätzung von Vorstandschef Peter Terium verschärft.
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"Nun hat die Krise eine neue Dimension erreicht", warnte Terium die Aktionäre am Donnerstag auf der Hauptversammlung in Essen. Der RWE -Chef verwies auf die Pläne der Bundesregierung, eine neue CO2-Abgabe für alte Kraftwerke einzuführen. Eine solche Regelung würde "das sofortige Aus für einen Großteil der Braunkohletagebaue und Braunkohlekraftwerke bedeuten", sagte Terium. Das würde den Konzern, der rund ein Viertel seines Stroms aus Braunkohle gewinnt, hart treffen.
Die Aktionäre sagten dem Konzern zwar ihre Unterstützung zu, übten aber auch Kritik an der Unternehmensführung. Es fehle "weiter eine klare Positionierung des Unternehmens für den zukünftigen Energiemarkt", sagte Joachim Kregel von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger. "Womit wollen Sie Geld verdienen?" fragte Marc Tüngler, Geschäftsführer der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz.
"RWE steckt strategisch in der Sackgasse", sagte Ingo Speich, Fondsmanager bei Union Investment. Dem Konzern bleibe kaum etwas anderes übrig, als weiter zu sparen und auf eine Erholung der Großhandelsstrompreise zu hoffen. "RWE setzt auf Evolution, Konkurrent E.ON auf Revolution", sagte Speich. E.ON hatte im vergangenen Jahr angekündigt, seine konventionelle Stromerzeugung in eine neue Gesellschaft auszulagern und sich auf erneuerbare Energien zu konzentrieren.
Kritisch äußerten sich die RWE-Aktionäre auch über die vorgeschlagene Dividende von 1 Euro je Aktie. Vor allem für die Kommunen, die rund 24 Prozent der RWE-Anteile halten, ist die Ausschüttung wichtig. "In der jetzigen Situation, wo RWE jeden Cent für die Restrukturierung und für dringend notwendige Zukunftsinvestitionen braucht", sei es aber problematisch, dass die Kommunen auf eine "unverändert hohe Dividende" drängen, sagte Speich.
RWE verdient wie seine Konkurrenten mit den konventionellen Kraftwerken immer weniger Geld. 2012 hatte der Konzern ein ehrgeiziges Sparprogramm aufgelegt, das jüngst um 500 Millionen Euro aufgestockt wurde. Ab 2017 will der Konzern Einsparungen in Höhe von 2 Milliarden Euro erreichen. "Aktuell sind wir dabei, die Maßnahmenpakete zur Erreichung dieses Ziels zu schnüren", sagte Terium.
"Krisen lassen sich nicht allein durch Sparen lösen", sagte der RWE-Chef aber. "Mittelfristig werden wir RWE wieder auf Wachstumskurs bringen", kündigte Terium an. Der Konzern suche verstärkt nach neuen Wachstumschancen - ohne hohen eigenen Kapitaleinsatz. Dabei will sich RWE unter anderem auf die Arabische Halbinsel und Nordafrika konzentrieren. Gerade hat ein Joint Venture von RWE und dem staatlichen Energieunternehmen Dubai Electricity and Water Authority den Zuschlag erhalten, eine Energiestrategie für die Regierung von Dubai zu entwickeln. Der Konzern hatte zudem bereits im März mitgeteilt, "verschiedene Formen der Zusammenarbeit mit einem Investor aus dem arabischen Raum" zu prüfen.
Lob bekam RWE für den Verkauf der Erdölfördertochter Dea, den der Konzern nach einer monatelangen Zitterpartie im März abgeschlossen hatte. Der "hohe" Kaufpreis" von 5,1 Milliarden Euro sei ein Erfolg, sagte Speich von Union Investment. Die Schulden sind nach den Worten von RWE-Chef Terium dadurch deutlich gesunken. Das werde sich im Bericht über das erste Quartal zeigen.
Angesichts der Probleme in der konventionellen Stromerzeugung will sich RWE auf die erneuerbaren Energien, den Vertrieb und das Netzgeschäft konzentrieren. Das Ergebnis der Erneuerbaren-Sparte werde 2015 deutlich höher ausfallen als im Vorjahr, sagte Terium.
Die Anteilseigner müssen bei der Hauptversammlung auf Antrag eines Aktionärs auch darüber abstimmen, ob drei Sonderprüfungen durchgeführt werden. Dabei geht es um ein eventuelles Missmanagement des Vorstands und mögliche Haftungsansprüche - unter anderem beim Kauf des niederländischen Energieversorgers Essent im Jahr 2009.
Kontakt zum Autor: jenny.busche@wsj.com
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April 23, 2015 06:10 ET (10:10 GMT)
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