Harter Preiskampf

Nordex-Aktie springt hoch: Nordex hofft auf Ende der Flaute im deutschen Windgeschäft ab 2020

27.03.18 12:39 Uhr

Nordex-Aktie springt hoch: Nordex hofft auf Ende der Flaute im deutschen Windgeschäft ab 2020 | finanzen.net

Die Aktionäre des Windkraftanlagen-Herstellers Nordex hoffen einmal mehr auf wieder bessere Zeiten.

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Allerdings brauchen sie Geduld. Die Jahre vor 2020 sieht Konzernchef José Luis Blanco als "Übergangsjahre". Vor allem 2018 werde "nicht einfach". Der Manager erwartet im laufenden Jahr wegen des harten Preiskampfes daher erneut deutlich weniger Umsatz und eine geringere Profitabilität. Die Nordex-Aktien schwankten denn auch deutlich. Nach einem anfänglichen Kursrutsch bis auf 7,75 Euro ging es bis auf 8,588 Euro nach oben. Gegen Mittag notierten sie mit einem Plus von 2,16 Prozent auf 8,128 Euro im Mittelfeld des Technologiewerte-Index TecDAX.

Ab da erwarte er eine Erholung des wichtigen deutschen Marktes, sagte Konzernchef José Luis Blanco am Dienstag bei der Bilanzvorlage in Frankfurt. Die Jahre davor sieht er als "Übergangsjahre". Vor allem 2018 werde "nicht einfach". Der Manager erwartet im laufenden Jahr wegen des harten Preiskampfes daher erneut deutlich weniger Umsatz und Profitabilität. Unter dem Strich dürfte sogar ein Verlust stehen.

Zwar werden immer mehr Windräder installiert, doch bringen diese weniger ein als früher. Grund ist der Wechsel von den festen Einspeisetarifen hin zu Auktionen. Europaweit finden Ausschreibungen für neue Anlagen mittlerweile überwiegend über eine Auktion statt, was die Preise nach unten drückt. Als einer der letzten großen europäischen Märkte hat auch Frankreich im Dezember auf ein Auktionsmodell umgestellt. Die Windanlagenbauer leiden daher unter einem harten Konkurrenzkampf. Dies gilt vor allem für die Windenergie an Land, da der Markt zunehmend gesättigt ist und Subventionen heruntergefahren werden.

Als besonders schwierig gilt der deutsche Markt. Hier war durch das 2017 eingeführte Auktionssystem die Nachfrage nach Windanlagen nahezu zusammengebrochen. So erhielten bei den letztjährigen Auktionen sogenannte Bürgerwindparks den Zuschlag für fast das gesamte Volumen. Diese haben jedoch eine längere Realisierungsfrist als etwa professionelle Energieunternehmen, nämlich viereinhalb Jahre. Nordex, stark in Deutschland engagiert, sieht daher Aufträge durch diese Bürgerwindparks erst deutlich später.

Die Gesellschaft aus Hamburg hatte es im vergangenen Jahr mit 0,3 Millionen Euro nur knapp in die Gewinnzone geschafft - nach einem Nettoergebnis von gut 95 Millionen Euro im Vorjahr. Umsatz und operatives Ergebnis (Ebitda) nahmen deutlich ab, obwohl Nordex mehr Turbinen installierte als im Vorjahr.

Dieser Trend dürfte sich zunächst fortsetzen: 2018 sollen die Erlöse von rund 3,1 Milliarden Euro auf 2,4 bis 2,6 Milliarden Euro sinken. Für das deutsche Geschäft erwartet Nordex einen nochmaligen Umsatzrückgang von rund 600 Millionen Euro. Die operative Marge (Ebitda) des Konzerns dürfte von bereinigt 7,9 Prozent auf 4 bis 5 Prozent zurückgehen.

Nordex erzielte 2017 Aufträge von 2,2 Milliarden Euro, rund ein Drittel weniger als im Vorjahr, was vor allem an dem schwachen deutschen Markt lag. Rund 90 Prozent der Aufträge kamen aus den internationalen Märkten.

Für 2018 verspricht sich das Management durch im vergangenen Jahr eingeführte neue Modelle Rückenwind für den Auftragseingang. Um sich unabhängiger vom deutschen Markt zu machen, will der Konzern seine weltweite Präsenz ausbauen und den Umsatz in Wachstumsmärkten steigern. So schreibt Blanco etwa Brasilien und Indien ein hohes Potenzial zu. Den Umsatz mit Dienstleistungen, der derzeit nur einen Bruchteil der Gesamterlöse ausmacht, will er zudem ankurbeln.

Gleichzeitig sollen die Kosten runter. Mit dem derzeit laufenden Sparprogramm will der Konzern seine Kosten ab diesem Jahr um 45 Millionen Euro senken.

"Der Ausblick liegt unter den durchschnittlichen Markterwartungen", erklärte Analyst Sebastian Growe von der Commerzbank. Hinzu komme der 2017 gefallene durchschnittliche Verkaufspreis. Er wies aber auch darauf hin, dass angesichts der Prognosen für die operative Profitabilität 2018 ein freier Mittelzufluss (positiver Free Cashflow) möglich sei, während am Markt zuletzt eher mit einem Mittelabfluss gerechnet worden sei. Mittelfristig sieht Growe nur begrenztes Kurspotenzial, auch da die Aktien etwa im Vergleich zu denen des Konkurrenten Vestas zu hoch bewertet erschienen. Bei einem Ziel von 9 Euro rät er zum "Halten".

Analyst Arash Roshan Zamir von Warburg Research gab sich indes bereits kurz vor der Vorlage der endgültigen Zahlen für 2017 und des Ausblick optimistisch. Die Erholung des deutschen Windkraftmarktes sollte mit der Veröffentlichung der neuen Turbinenplattform von Nordex zusammenfallen. Zudem sorgten der gestiegene durchschnittliche Auktionspreis bei der ersten deutschen Onshore-Windparkausschreibung 2018 sowie das regulatorische Umfeld für Zuversicht. Das Ausschreibungsvolumen für Windenergie in Deutschland könnte zudem steigen und Nordex habe jüngst mit einem Auftragsgewinn seine starke Präsenz in Frankreich verteidigt. Zamir stuft die Aktien mit "Kaufen" ein und errechnet ein Kursziel von 10 Euro.

Der Kursanstieg vom Dienstag ist nicht der erste Erholungsversuch von Nordex. Nach einem Mehrjahrestief bei 7,09 Euro im November 2017 hatte sich der Kurs bis Mitte Januar mit Rückenwind durch Auftragseingänge um knapp 65 Prozent erholt. Anschließend war es aber wieder abwärts gegangen.

Die Aktien leiden schon länger unter einem schwierigen Marktumfeld für die Windenergiebranche. 2017 hatte Nordex bei den eigenen Prognosen immer wieder zurückrudern müssen. Entsprechend trüb ist das langfristige Bild: Ende 2015 hatten die Papiere noch fast 34 Euro gekostet. Aktuell kosten sie noch rund ein Viertel davon.

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