Etsy-Börsengang: Wird der Vintage-Shop das zweite eBay?
Mit dem Börsengang des Vintage-Onlineshops Etsy steht der Nasdaq möglicherweise das größte Tech-IPO eines New Yorker Unternehmens seit Platzen der Dot.com-Blase bevor.
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Das Unternehmen hinter der E-Commerce-Webseite Etsy.com, das erst 2005 in Brooklyn gegründet wurde und auch heute noch dort seinen Hauptsitz hat, will voraussichtlich am 16. April den Schritt an die Börse wagen. Etsy strebt dabei ein Nasdaq-Listing mit einem Emissionsvolumen inklusive Mehrzuteilungsoption von gut 300 Millionen Dollar an. Laut Bloomberg konnten New Yorker Tech-Unternehmen zuletzt während dem Höhepunkt der Dot.com-Blase bei einem Börsengang ähnlich viel einnehmen. Schon allein daher könnte der Etsy-Börsengang in die Geschichte eingehen. Einige Enthusiasten sehen in dem Online-Shop für Vintage-Artikel, handgemachte Produkte und Künstlerbedarf sogar bereits das zweite eBay.
Etsy-Geschichte: Mit Vintage und Handarbeit zum Erfolg?
Die Idee zu Etsy hatte Gründer Rob Kalin im Jahr 2005, als er versuchte einen Computer mit einem selbstgefertigten Gehäuse aus Holz zu verkaufen, aber nirgends eine geeignete Anlaufstelle dafür fand. Um dieses Problem zu lösen, wollte Kalin mit Etsy einen Marktplatz schaffen, um Künstler und Bastler mit Gleichgesinnten zusammenzubringen und ihnen so eine Verkaufsplattform zu bieten. Neben einem eigenen Laden in Brooklyn entstand daraus auch die Webseite Etsy.com, auf der Artikel verkauft und in zahlreiche Länder weltweit verschickt werden. Auch auf mobilen Geräten ist Etsy mit einer App vertreten. Diese ist seit Oktober 2012 für das iPhone auch in Deutschland erhältlich.
Obwohl der Bereich des E-Commerce mit Giganten wie Amazon oder eBay ein hart umkämpfter Sektor ist, konnte sich Etsy in seiner Nische bewähren und kräftig wachsen: Aktuell beschäftigt Etsy rund 700 Mitarbeiter und ist in mehreren Ländern aktiv. Dies dürfte wohl nicht zuletzt daran liegen, dass sich der Vintage-Onlineshop schnell professionell aufgestellt hat. So holte man 2008 Chad Dickerson, der zuvor eine Führungsposition beim IT-Schwergewicht Yahoo innehatte, als CTO an Bord. 2011 löste Dickerson dann den Gründer Rob Kalin als CEO an der Spitze von Etsy ab. Im Jahr 2013 engagierte Etsy außerdem einen Chief Financial Officer aus den Reihen des Finanzdienstleisters Fidelity und schürte damit bereits vor zwei Jahren Gerüchte um ein mögliches IPO.
Etsy-Börsengang: Einnahmen von bis zu 213,33 Millionen Dollar geplant
Nun sind die Pläne für einen Börsengang konkret geworden. Im März 2015 kündigte CEO Chad Dickerson in einem Eintrag auf seinem Blog an, dass Etsy den Gang aufs Parkett wagen würde. Betreut wird das Etsy-IPO von den Investmentbanken Goldman Sachs und Morgan Stanley. Die Etsy-Aktie kann zu einem Emissionspreis zwischen 14 und 16 Dollar gezeichnet werden, inklusive Mehrzuteilungsoption werden Investoren insgesamt 19.166.665 Papiere angeboten. Davon stammen jedoch nur 13.333.333 Aktien von Etsy selbst, der Rest kommt von den bisherigen Anteilseignern, die einen Teil ihrer Aktien bei dem Börsengang am Markt platzieren werden. Etsy selbst kann über den Börsengang also maximal 213.333.328 Dollar einnehmen, wenn das obere Ende der Preisspanne erreicht wird. Da nur ein Bruchteil der Etsy-Aktien am Markt platziert wird, kann das Unternehmen jedoch auch noch auf andere Weise vom IPO profitieren. Denn laut Marktbewertung wäre das Unternehmen nach einem Börsengang am oberen Ende der Preisspanne insgesamt rund 1,8 Milliarden Dollar wert.
Etsy ist nicht profitabel und wird es vielleicht nie sein
Das ist eine hohe Bewertung für ein Unternehmen, das in seiner Geschichte bislang noch keinen operativen Gewinn erzielen konnte. Etsy-Chef Dickerson warnt in den Unterlagen zum Börsengang sogar davor, dass Etsy möglicherweise auch in Zukunft die Gewinnschwelle nicht werde erreichen können. Und die Kosten, die auf Etsy zukommen werden nach einem Börsengang tendenziell eher steigen. Dabei sehen Geschäftsentwicklung und Umsatzzahlen des Online-Shops nicht einmal so schlecht aus.
Ende 2014 waren weltweit 54 Millionen Nutzer bei Etsy registriert. Davon zählt Etsy 1,4 Millionen Nutzer zu den aktiven Verkäufern und 19,8 Millionen zu den aktiven Käufern, die in den vergangenen 12 Monaten mindestens eine Transaktion über die Webseite abgeschlossen haben. Auch der Umsatz von Etsy kann sich sehen lassen: Im Jahr 2014 erzielte das Unternehmen einen Umsatz in Höhe von 196 Millionen Dollar. Das waren gut 56 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Etsy generiert seine Einnahmen hauptsächlich über eine Einstellgebühr von 20 Cent pro Artikel und eine Provision von 3,5 Prozent bei einem erfolgreichen Verkauf. Bei aktuell rund 26 Millionen Artikeln, die auf Etsy.com angeboten werden, kommt dabei einiges zusammen. Zusätzlich nimmt das Unternehmen Geld über die Schaltung von Werbeanzeigen und weitere Verkäufer-Services, wie beispielsweise die Nutzung des eigenen Bezahlsystems, ein.
Doch während Etsy bei Umsatz und Nutzerzahlen in den vergangenen Jahren kräftig wachsen konnte, hat sich auch der Verlust vergrößert. 2014 verzeichnete der Börsenaspirant einen Fehlbetrag von rund 15 Millionen Dollar. 2013 lag das Minus noch bei nur rund 800.000 Dollar. Aus diesem Grund sollten Anleger sich gut überlegen, ob sie beim Börsengang oder auch danach Etsy-Aktien kaufen möchten. Hinzu kommt noch, dass Etsy-CEO Chad Dickerson bereits angekündigt hat, dass sein Unternehmen keine Quartals- oder Jahresprognosen herausgeben werde. Als Etsy-Aktionär dürfte man daher auf eine ungewisse Zukunft zusteuern.
Ist Etsy das zweite eBay?
Einige Investoren hoffen jedoch, dass sich Etsy nach einem Börsengang zu einem zweiten eBay entwickeln könnte. Nutzer der Webseite sehen ein solches Szenario jedoch eher mit Schrecken, da sie befürchten, dass sich Etsy dadurch zu sehr von seinen Wurzeln als Marktplatz für Künstler und Bastler entfernen könnte. Tatsächlich liegt die Gemeinsamkeit von Etsy und eBay darin, dass beide zunächst als Marktplatz für Nischenprodukte begonnen haben. Doch während sich eBay zu einem globalen E-Commerce Unternehmen entwickelte, ist es unwahrscheinlich, dass Etsy dies auch gelingen kann.
eBay wurde gegründet, als Internet und E-Commerce noch in den Kinderschuhen steckten. Dadurch konnte eBay bei seinem Wachstum auch stark vom Wachstum der Branche profitieren. Außerdem half eBay bei seinem Weg zum Global Player auch das innovative Bezahlsystem PayPal, das eine Neuerung im E-Commerce darstellt. Etsy kann bislang nicht mit wirklich neuen Technologien punkten und wird außerdem durch seine späte Gründung 2005 nicht so stark vom Branchenwachstum profitieren, wie es die Auktionsplattform getan hat. Dazu kommt, dass das Wachstum von Etsy nicht durch eine steigende Zahl neuer Nutzer angetrieben wird, sondern eher dadurch, dass bestehende Nutzer zunehmend mehr Transaktionen über die Plattform durchführen.
Dass Etsy zu einem globalen Giganten im E-Commerce aufsteigt, ist daher unwahrscheinlich. Das sieht auch CEO Dickerson, der Etsy als sehr unterschiedlich im Vergleich zu eBay beschreibt. Einige Analysten munkeln derweil auch, dass der Vergleich mit eBay nur dazu dient, die hohe Bewertung von Etsy zu rechtfertigen. Immerhin wird das gesamte Unternehmen beim Börsengang mit rund 1,8 Milliarden Dollar bewertet.
C. Ludwig, Redaktion finanzen.net
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22.10.2019 | eBay Hold | Deutsche Bank AG | |
04.09.2019 | eBay Neutral | UBS AG | |
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