Halbleiterindustrie

Infineon-Aktie im Blick: Die Konzerngeschichte von Infineon

25.10.24 11:49 Uhr

Infineon: Die Geschichte des Halbleiterunternehmens | finanzen.net

Infineon: Das größte europäische Unternehmen in der Halbleiterbranche hat seine Ursprünge in den 50er Jahren der Siemens-Firmengeschichte. Mittlerweile ist der Konzern auch global unter den Markführern, führt über 40.000 Mitarbeiter und gehört zu den nachhaltigsten Unternehmen weltweit.

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• Die Halbleiter-Sparte von Siemens wird als Infineon ausgegliedert und geht an die Börse (IFX)
• Infineon: Industrial Power Control, Power & Sensor Systems, Connected Secure Systems und Automotive
• Infineon: Erfolgreich in der Automobilbranche und trotzdem bis 2030 komplett klimaneutral

133 Standorte auf der ganzen Welt, über 40.000 Mitarbeiter, höchste Qualität und die Vision der Erde als "Welt grenzenloser Energie": Das ist Infineon heute. Die Geschichte des Unternehmens begann bereits im Jahr 1953, als Wissenschaftler des Großkonzerns Siemens ein spezielles Verfahren zur Herstellung von hochreinem Silizium entwickelten und damit ins Geschäft der Mikroelektronik einstiegen.

Siemens gliedert Halbleiter-Sparte aus und bringt Infineon an die Börse

1999, rund 45 Jahre nach der Entwicklung dieses Verfahrens, arbeiteten bereits 25.000 Personen in der Halbleiter-Sparte bei Siemens. Der Konzern entschied, dass ein Börsengang der damals von Ulrich Schumacher geführte Abteilung den hohen Kapitalbedarf am besten decken könnte und so wurde das Halbleiter-Geschäft als eigenes Unternehmen ‘Infineon’ samt der 25.000 Angestellten ausgegliedert. Schumacher wurde CEO, Infineon als IFX an die Börse gebracht und seit 2006 besitzt Siemens keine Infineon-Anteile mehr.

In den ersten Jahren nach der Ausgliederung gab es zwei größere gerichtliche Untersuchungen um das Unternehmen: So stand Infineon wegen illegaler Absprachen mit anderen Herstellern wie Micron, Samsung und Toshiba bezüglich der Preise von Computerchips vor Gericht - einige Manager wurden zu kurzen Haftstrafen verurteilt, das Unternehmen musste den Geschädigten Computerherstellern Entschädigung zahlen. Zudem wurden im Jahr 2005 von der Münchner Staatsanwaltschaft Korruptionsvorwürfe gegen den damaligen COO Andreas von Zitzewitz erhoben. Zitzewitz trat daraufhin von seinem Posten zurück.

Peter Bauer meistert als neuer CEO die Wirtschaftskrise 2008/2009

Ebenfalls 2005 ist die Unternehmenszentrale Campeon nach Neubiberg im Landkreis München umgezogen. Im Jahr 2006 gliederte Infineon die Speicherplatz-Sparte aus: Unter dem Namen Qimonda ging auch sie an die Börse, meldete dann aber während der Wirtschaftskrise im Jahr 2009 Insolvenz an. Infineon hatte sich bis dahin zu einem großen DAX-Unternehmen etabliert - flog aber während der Krise aus dem Index, weil der Aktienkurs des Unternehmens rasant auf unter einen Euro gefallen war. Von Experten und der Presse wurde die Firma deswegen als einer der Top-Pleitekandidaten betitelt, doch nach einem Umbau der Finanzen durch den erst im Jahr 2008 berufenen neuen CEO Peter Bauer stieg der Kurs wieder. Bereits im September 2009 war Infineon wieder Teil der DAX-Elite.

Im Jahr 2010 wurde bei Infineon, dem bereits seit 1997 weltmarktführenden Unternehmen für Sicherheit von Computerchips, die Sicherung der Chips für die neuen deutschen Personalausweise in Auftrag gegeben. Für Infineon und seine Tochter- oder Partnerunternehmen folgten weitere große Aufträge - darunter die Produktion technischen Materials für Weltraummissionen: 2016 etwa landete das Schiparelli-Modul der europäischen Weltraumorganisation ESA mit Infineon-Technik auf dem Mars. Aufgrund einer Osteoporose-Erkrankung musste Peter Bauer Infineon nach einer kurzen Amtszeit als CEO bereits im Jahr 2012 wieder verlassen. Seinen Posten übernahm Rheinhard Ploss, studierter Verfahrenstechniker.

Die vier Infineon-Segmente: So teilt Infineon seine Arbeit heute ein

Zu den größten Infineon-Tochterunternehmen gehören Infineon Technologies Austria mit Infineon Technologies Linz sowie Infineon Technologies Bipolar GmbH - letztere ist seit 2007 ein gemeinsames Projekt von Siemens und Infineon und erweitert das Infineon-Geschäft um die Produktion von und Forschung an bipolaren Halbeleitern. Im Frühjahr 2020 wurde zudem der Geschäftspartner Cypress übernommen - seither ist Infineon wieder der größte europäische Halbleiterhersteller und befindet sich global unter den Top-10 Marktführenden Unternehmen der Branche.

Intern ist Infineon in vier Segmente aufgeteilt: Im Segment ‘Industrial Power Control’ wird an der Effizienz der gesamten Energieumwandlungskette gearbeitet, um Energieverluste zu reduzieren und im Segment ‘Power & Sensor Systems’ wird an der Datenverarbeitung und an HF-Chips, also an Leistungsbausteinen für Adapter, Kabel etc. gearbeitet. Mit dem Segment ‘Connected Secure Systems’ beschäftigt sich Infineon mit der Verbesserung von Sicherheitslösungen für beispielsweise Zahlungsvorgänge oder die Personalausweise - das vierte große Segment ist ‘Automotive’: Hier werden Halbleiter für die Automobilindustrie hergestellt und an Themen wie Elektromobilität und autonomes Fahren gearbeitet.

Bis 2030 CO2-neutral: Trotz großem Wachstum im Bereich Automotive

Das nächste große Unternehmensziel wurde 2020 festgelegt: Infineon will bis 2030 CO2-neutral sein und damit zur Realisierung der Versprechen im Pariser Klimaabkommen beitragen. Deswegen wurde Infineon auch 2020 zum 11. Mal in Folge sowohl im Dow Jones Sustainability World Index als auch im Dow Jones Sustainability Europe Index als eines der umweltfreundlichsten und nachhaltigsten Unternehmen gelistet, wie Infineon eine Mitteilung des Investmentunternehmens RobecoSAM in einer Presseinformation wiedergibt - und das, obwohl Infineon der weltweit zweitgrößte Hersteller für Halbleiter in der nicht für ihre Nachhaltigkeit bekannten Automobilindustrie ist: 2019 konnte in Japan ein besonders großes Wachstum der Nachfrage nach Infineon-Produkten durch Automobilhersteller beobachtet werden, zudem wird das Unternehmen regelmäßig von Toyota mit dem ‘Honor Quality Award’ für makellose Qualität ausgezeichnet.

Im ersten Corona-Jahr 2020 konnte Infineon einen Umsatz von 8,567 Millionen Euro verzeichnen, was einem Plus von sieben Prozent im Vergleich zum Vorjahr entsprach. CEO Ploss wurde dazu im Jahresabschlussbericht mit folgenden Worten zitiert: "Infineon hat ein außergewöhnliches und schwieriges Geschäftsjahr mit einem sehr ordentlichen vierten Quartal erfolgreich abgeschlossen. Wir haben bewiesen, dass unser Unternehmen ein robustes Geschäftsmodell hat und sich auch in unsicheren Zeiten stetig weiterentwickelt."

Olga Rogler / Redaktion finanzen.net

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Bildquellen: CHRISTOF STACHE/AFP/Getty Images

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