Gewinnziel im Blick

P7S1-Aktie springt zweistellig hoch: ProSiebenSat.1 hofft auf Endspurt - kappt dennoch Umsatzziel

14.11.23 17:51 Uhr

P7S1-Aktie springt zweistellig hoch: ProSiebenSat.1 hofft auf Endspurt - kappt dennoch Umsatzziel | finanzen.net

Der Fernsehkonzern ProSiebenSat.1 will mit einem Endspurt zumindest noch sein Gewinnziel für das laufende Jahr schaffen.

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Das Management hofft im traditionell wichtigsten vierten Quartal auf eine "leicht verbesserte Umsatz- und Ergebnisentwicklung", wie das MDAX-Unternehmen am Dienstag in Unterföhring nahe München mitteilte. Das Vorweihnachtsgeschäft ist in der Branche von größter Bedeutung - und dennoch dürfte das Jahresumsatzziel nicht mehr zu schaffen sein.

Trotz der Erholung nach den Quartalszahlen und der Aussagen zur erwarteten Entwicklung bis zum Ende des Jahres liegt der Börsenwert von ProSiebenSat.1 mit knapp 1,3 Milliarden Euro immer noch ein Drittel unter dem Wert von Ende vergangenen Jahres. 2015 hatte die Marktkapitalisierung von ProSiebenSat.1 noch bei knapp zwölf Milliarden Euro gelegen.

Der Vorstand warnte allerdings vor der anhaltenden Konsumflaute und der ausgebliebenen Erholung der Märkte, weswegen der Umsatz 2023 geringer ausfallen dürfte als gedacht. So soll der Erlös des laufenden Jahres nun "leicht unterhalb" der angepeilten Bandbreite liegen. Bislang war der Konzern von 3,95 bis 4,25 Milliarden Euro ausgegangen. Zudem dürfte das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) nur noch die untere Hälfte der anvisierten Spanne von 550 bis 650 Millionen Euro erreichen. Dabei kommen ProSiebenSat.1 Kosteneinsparungen und ein größerer Stellenabbau zugute.

Die optimistischen Aussagen aus Unterföhring stehen im Kontrast zum konservativeren Ausblick des Kontrahenten RTL. "Mit Blick auf das vierte Quartal erweisen sich die europäischen Werbemärkte schwächer als erwartet, sodass wir trotz Gegenmaßnahmen unseren Ausblick anpassen mussten", hatte RTL-Konzernchef Thomas Rabe in der vergangenen Woche gesagt.

RTL rechnet daher nur noch mit einem Umsatz von 6,9 Milliarden Euro, nachdem das Erlösziel bereits im Sommer auf 7,0 Milliarden Euro gestutzt worden war. Im vergangenen Jahr hatte die RTL-Gruppe noch gut 7,2 Milliarden Euro umgesetzt. Das um Sondereffekte bereinigten Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebita) des Jahres 2023 dürfte auf 900 Millionen Euro zurückgehen nach 1,08 Milliarden Euro im Vorjahr - auch hier hatte die Konzernführung bereits Hand an die Prognose gelegt.

Optimistischer hatte sich dagegen der Außenwerbespezialist Ströer (Ströer SECo) gezeigt, der seit Monaten prozentual zweistellig wächst. "Das über unseren bisherigen Erwartungen liegende zweistellige organische Wachstum der Jahresendbuchungen lässt eine positive Entwicklung zum Beginn des neuen Jahres erwarten", sagte Ströer-Co-Chef Christian Schmalzl. Das Orderbuch für Außenwerbung im vierten Quartal sei bereits deutlich gefüllt, hieß es.

Im dritten Quartal ging der Umsatz von ProSiebenSat.1 unterdessen um rund 2,5 Prozent auf 888 Millionen Euro zurück. Davon blieben 110 Millionen Euro als bereinigtes operatives Ergebnis (Ebitda) hängen - etwas mehr als im Vorjahreszeitraum. Während der Konzern sich beim Erlös in etwa wie erwartet entwickelte, hatten sich Branchenkenner beim Gewinn mehr erhofft.

So reagiert die ProSiebenSat.1-Aktie

Die Aktien von ProSiebenSat.1 haben am Dienstag eine Erholungsrally hingelegt. Ein Händler wertete zwar sowohl die Quartalszahlen als auch den Ausblick des Medienkonzerns als eher schwach. Nach Zahlen des Konkurrenten RTL und angesichts der jüngsten Kursschwäche sei aber schon viel Negatives eingepreist gewesen, fügte er hinzu. Bei den Anlegern gab es offenbar Erleichterung darüber, dass ProSiebenSat.1 beim operativen Gewinn zumindest in der unteren Hälfte der Jahreszielspanne landen will. Dies wog schwerer als der gekappte Umsatzausblick.

Nach einem mehr als 13-prozentigen Kurssprung kletterten die Aktien via XETRA letztlich um 12,70 Prozent und schlossen bei 5,53 Euro. Mehr als ein Trostpflaster dürfte das für die Anleger aber kaum sein: Am Vortag waren die Titel nur knapp über dem im Oktober markierten Tief seit dem Jahr 2009 geblieben. Seit Jahresbeginn steht trotz der aktuellen Entwicklung ein sattes Minus von 36 Prozent zu Buche, womit ProSiebenSat.1 zu den größten Verlierern im Index der mittelgroßen deutschen Unternehmen zählt.

Die Anteilsscheine von RTL erholten sich am Dienstag im Kielwasser von ProSiebenSat.1. Vor knapp einer Woche hatten die Luxemburger einen schwachen Quartalsbericht vorgelegt und wegen der ausbleibenden Erholung der Werbemärkte die Umsatz- und Ergebnisziele nach unten revidiert. Für das zu Ende gehende Jahr sieht die Kursbilanz mit einem rund 17-prozentigen Minus aber nicht ganz so düster aus wie beim Rivalen aus Unterföhring.

Analysten attestierten ProSiebenSat.1 in ersten Einschätzungen ein durchwachsenes bis weitgehend erwartungsgemäßes drittes Quartal. Nach den zuletzt negativen Nachrichten aus der Branche habe der Markt aber eine deutliche Gewinnwarnung befürchtet, sagte Jörg Philipp Frey vom Analysehaus Warburg Research. Dementsprechend überwiege die Erleichterung angesichts der nur geringfügig geänderten Unternehmensziele.

Adam Berlin von der Schweizer Großbank UBS merkte an, dass nach seiner Einschätzung der Abschluss eines Kosteneffizienzprogramms bei den Anlegern ebenso gut ankommen sollte wie die Erwartung, dass die Werbeerlöse des Entertainment-Segments in der Region Deutschland, Österreich und Schweiz im vierten Quartal auf Vorjahresniveau liegen sollten.

Die Unterföhringer sehen den Jahresumsatz nun "leicht unterhalb" der bisher angepeilten Bandbreite von 3,95 bis 4,25 Milliarden Euro. Zudem dürfte das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) nur noch die untere Hälfte der anvisierten Spanne von 550 bis 650 Millionen Euro erreichen.

UNTERFÖHRING (dpa-AFX)

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Bildquellen: Holger Rauner © ProSiebenSat.1 Media AG, Jan Pitman/Getty Images

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