Gewinneinbruch

Covestro-Aktie dreht ins Plus: Covestro weiter unter Preisdruck - Prognosespanne eingeengt

28.10.19 17:36 Uhr

Covestro-Aktie dreht ins Plus: Covestro weiter unter Preisdruck - Prognosespanne eingeengt | finanzen.net

Der Kunststoffspezialist Covestro hat im dritten Quartal den anhaltenden Preisdruck zu spüren bekommen.

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Die schwache Autokonjunktur stimmt den Kunststoffspezialisten Covestro für 2019 vorsichtiger. "Wir haben in der Automobilindustrie eine sehr herausfordernde Zeit", sagte Konzernchef Markus Steilemann im Gespräch mit der Finanznachrichtenagentur dpa-AFX. Daneben drückt auch vermehrte Konkurrenz auf die Preise. Ob es 2020 wieder besser laufen wird, darüber will Steilemann derzeit lieber nicht spekulieren. Der Aktienkurs schwankte denn auch am Vormittag zwischen Gewinnen und Verlusten. Analysten fanden Positives wie Negatives im Geschäftsbericht.

Der neue Jahresausblick dürfte sich in etwa auf dem Niveau bewegen, das Investoren erwartet haben, erklärte Analystin Georgina Iwamoto von der Investmentbank Goldman Sachs. Zudem stimme das Absatzwachstum im Kerngeschäft zuversichtlich. Dieses lag im dritten Quartal im Vergleich zum Vorjahreszeitraum bei mehr als 5 Prozent.

Trotz höherer Verkaufsmengen fielen Umsatz und Gewinn wegen niedrigerer Verkaufspreise und eines gestiegenen Anteils weniger profitabler Standardprodukte in den drei Monaten bis Ende September deutlich. Daher und auch wegen des unsicheren Konjunkturumfeldes rechnet Manager Steilemann für das laufende Jahr nun mit einem Einbruch des Gewinns vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) im Vergleich zum außergewöhnlich starken Vorjahr um rund die Hälfte auf 1,57 bis 1,65 Milliarden Euro. Analysten hatten das obere Ende des alten Ausblicks von 1,5 bis 2,0 Milliarden Euro aber ohnehin für unrealistisch gehalten und zuletzt im Mittel 1,62 Milliarden Euro auf dem Schirm.

Im abgelaufenen dritten Quartal brach der operative Gewinn um die Hälfte auf 425 Millionen Euro ein. Das war zwar etwas mehr als vom Unternehmen in Aussicht gestellt und als Analysten erwartet hatten, allerdings impliziert der Jahresausblick für die letzten drei Monate des Jahres einen weiteren Rückgang des Ebitda auf 244 bis 324 Millionen Euro. Dem Experten Isha Sharma von der Investmentbank Mainfirst zufolge liegen die durchschnittlichen Analystenschätzungen eher am oberen Ende der Bandbreite.

Die Preisentwicklung schmerze, und der Schmerz dürfte sich ins Jahr 2020 hinziehen, so Sharma. Ähnlich sieht es auch Analyst Chetan Udeshi von der Bank JPMorgan. Die jüngsten Unternehmensaussagen signalisierten weitere negative Preiseffekte im kommenden Jahr, weshalb die durchschnittlichen Markterwartungen für 2020 ein wenig zu hoch erschienen. Dessen ungeachtet gebe es aber Anzeichen, dass der Druck auf der Angebotsseite mittelfristig schneller als gedacht nachlassen könnte, da Wettbewerber ihren Kapazitätsausbau verzögerten. Das Preisumfeld könnte sich daher rascher verbessern als gemeinhin gedacht.

So ringt der Dax-Konzern schon eine Weile mit stärkerem Wettbewerb, nachdem 2018 noch Produktionsausfälle bei Wettbewerben Rückenwind geliefert hatten. Zudem hinterlassen der US-chinesische Handelskonflikt, die Brexit-Unsicherheit und der tiefgreifenden Wandel der Autobranche Spuren. Die Geschäfte mit anderen Branchen konnten die Autoschwäche nicht komplett aufwiegen, wenngleich Steilemann betonte, dass in den großen Segmenten viele der Verluste in der Automobilindustrie durch die Möbelindustrie, aber auch durch Elektro- und Elektronikindustrie ausgeglichen worden seien.

In der kleineren Sparte CAS für Lacke, Klebrohstoffe und Spezialanwendungen sank wegen einer schwächeren Nachfrage nach Lackrohstoffen aus allen größeren Industrien neben Umsatz und Gewinn auch der Absatz.

Auf Konzernebene fiel der Umsatz im dritten Quartal vor diesem Hintergrund um 14,6 Prozent auf rund 3,2 Milliarden Euro. Das Ergebnis sank überdurchschnittlich, auch weil niedrigere Preise beim Gewinn wegen Größeneffekten deutlicher durchschlagen, etwa weil Produktionsanlagen weniger ausgelastet sind. Hinzu kam der größere Anteil niedrigmargiger Standardprodukte. Unter dem Strich verdiente Covestro mit 147 Millionen Euro denn auch 70 Prozent weniger als vor einem Jahr.

Der freie operative Mittelzufluss ("Free Operating Cashflow"), der auch für die Dividende wichtig ist, sank in den drei Monaten bis Ende September im Jahresvergleich um 58 Prozent auf 243 Millionen Euro. Hier stellt Steilemann für das Gesamtjahr nun einen Wert zwischen 300 und 500 Millionen Euro in Aussicht, nach bisher angepeilten 300 bis 700 Millionen Euro.

Auch wegen der schwächer laufenden Geschäfte drückt Covestro schon länger auf die Kostenbremse. Neben Stellenstreichungen in der Verwaltung soll auch die Produktion effizienter werden und eine zentrale Marketingorganisation aufgebaut werden. Bei dem damit verbundenen Ziel, spätestens 2021 jährliche Einsparungen rund 350 Millionen Euro zu erreichen, sieht sich Covestro-Chef Steilemann auf Kurs.

So reagiert die Covestro-Aktie

Nach einem vorsichtigen Jahresausblick von Covestro hat der Aktienkurs am Montagnachmittag Gewinne wieder abgegeben und ins Minus gedreht. Im frühen Handel hatten sie in der Spitze noch um gut drei Prozent zugelegt auf den höchsten Stand seit Anfang Mai. Nachmittags büßten die Papiere des Kunststoffspezialisten 2,6 Prozent auf 45,46 Euro ein und rutschten an das Ende des DAX. Aus dem Handel ging der Aktienkurs 2,89 Prozent niedriger bei 45,34 Euro je Papier.

"Das Marktumfeld bleibt auch 2020 schwierig", sagte Analyst Peter Spengler von der DZ Bank. Der Druck auf die Preise von Polyurethanen und Polycarbonaten dauere an. Zudem deute sich für das Geschäftsfeld Lacke, Klebstoffe und Spezialprodukte eine schwächere Nachfrage seitens der Farben- und Lackunternehmen an. Der Experte senkte die Prognose für den operativen Gewinn (Ebitda) 2020 um knapp 14 Prozent auf 1,45 Milliarden Euro - und liegt damit unter der Konsensschätzung von 1,73 Milliarden Euro.

Doch es gab auch positive Einschätzungen: "Das wesentliche Positive in den Zahlen von heute ist, dass der operative Gewinn die Markterwartung um 2,5 Prozent überboten hat", schrieb Analyst Sebastian Satz von der Investmentbank Barclays mit Blick auf das dritte Quartal. Das Unternehmen habe den Absatz gesteigert und dabei von seiner führenden Position mit Blick auf die Produktionskosten profitiert.

Ein Wermutstropfen seien allerdings erste Aussagen von Covestro für das kommende Jahr, fügte Satz hinzu. Diese implizierten, dass der operative Gewinn 2020 um 7 Prozent unter der aktuellen Markterwartung liegen könnte. Der Experte blieb zunächst aber bei seiner "Overweight"-Empfehlung für die Aktien, da er für die Kurserholung noch Potenzial sieht.

Covestro-Aktionäre wurden vor allem letztes Jahr schwer gebeutelt: Von den einstigen Höchstkursen knapp unter 96 Euro Anfang 2018 hatte sich der Kurs bis Ende des Jahres mehr als halbiert. Seitdem pendelte er in einer Spanne zwischen etwa 37 und 56 Euro. Seit Jahresbeginn legten die Papiere um knapp 9 Prozent zu und blieben damit weit hinter dem europäischen Chemiesektor zurück, der in diesem Jahr mehr als doppelt so stark gestiegen ist.

Analystin Georgina Iwamoto von Goldman Sachs lobte wie Barclays-Analyst Satz das starke Mengenwachstum von Covestro im dritten Quartal. Dies stimme sie zuversichtlich, ebenso wie die Profitabilität im Geschäft mit Grundstoffen für Hart- und Weichschäume (Polyurethane). Die Zurückhaltung des Konzerns mit Blick auf den operativen Gewinn im kommenden Jahr sollte die Investoren nicht schrecken, fügte Iwamotoi hinzu. Sie sei mit Blick auf die künftigen Produktpreise optimistischer gestimmt als Covestro.

LEVERKUSEN (dpa-AFX)

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Bildquellen: Covestro

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