Aroundtown verdient 2020 operativ deutlich weniger und setzt auf Stabilisierung - Aktie schwächer
Der Gewerbeimmobilien-Spezialist Aroundtown rechnet nach einem coronabedingten Gewinneinbruch zumindest mit einer Stabilisierung im laufenden Jahr.
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So soll der operative Gewinn, gemessen an der für die Branche wichtigen Kenngröße Funds from Operation (FFO 1), 2021 zwischen 340 und 370 Millionen Euro liegen, teilte das im MDAX notierte Unternehmen am Donnerstag in Luxemburg mit. Im vergangenen Jahr sank der Wert um ein Fünftel auf 358 Millionen Euro. Die Corona-Pandemie belastet den Konzern vor allem wegen Mietausfällen zum Beispiel bei Hotel-Immobilien, die bei Aroundtown SA rund ein Viertel des Portfolios ausmachen.
Am Aktienmarkt kamen die Geschäftszahlen und der Ausblick nicht gut an. Die Aktie verlor 5 Prozent auf 5,90 Euro und gehörte damit zu den schwächsten MDAX-Werten. Der Vermieter von Büro-, Hotel- und Gewerbeimmobilien habe beim Ergebnis die Erwartungen verfehlt, schrieb Analyst Thomas Rothäusler von Jefferies in einer Studie. Die Prognosen klängen zudem eher zurückhaltend. Im Jahresverlauf sollte sich nach Ansicht von Analyst Andreas Pläsier vom Analysehaus Warburg Research eine geschäftliche Erholung einstellen.
Rund 120 Millionen Euro an Hotelmieten habe Aroundtown im vergangenen Jahr gestundet, sagte Vorstand Oschrie Massatschi der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX. Soviel habe das Unternehmen im vergangenen Jahr auch zurückgestellt. Ein großer Teil der Hotels sei zwar geöffnet, aber dort dürften überwiegend nur Geschäftskunden übernachten und keine Freizeittouristen. Auch für das laufende Jahr erwarte er deshalb Stundungen von Hotelmieten in ähnlicher Höhe wie 2020.
Die weitere Geschäftsentwicklung hänge sehr stark davon ab, wie schnell geimpft werden kann, wie schnell Reiserestriktionen wieder weggenommen werden. "Ich gehe davon aus, dass wir im Laufe des Jahres eine Besserung sehen werden, weil immer mehr Menschen weltweit geimpft werden", sagte Massatschi. Es seien aber sehr viele externe Faktoren, auf die Aroundtown keinen Einfluss habe. Das Unternehmen kalkuliere sehr konservativ und habe deshalb für das laufende Jahr auch für 90 bis 120 Millionen Euro als Rückstellungen bereits eingepreist.
Kaum Belastungen durch die Pandemie spürt der Konzern hingegen im Geschäft mit Büro-, Großhandels- und Logistik-Immobilien. "Die Werte der Immobilien sind in guten Lagen sehr stabil geblieben", sagte Massatschi. Dabei verwies er auf die verkauften Immobilien im Wert von rund 2,7 Milliarden, die zu drei Prozent über dem Buchwert veräußert wurden. Etwas schwächer entwickelt habe sich hingegen das Geschäft mit der Neuvermietung. Mieter hätten länger Zeit gebraucht, eine Entscheidung zu treffen. Zudem zeigten sich die Mieter unsicher, wie viel Quadratmeter sie benötigten.
Deshalb habe sich Aroundtown stark darauf fokussiert, bestehende Mietverträge, die im Laufe des letzten Jahres ausgelaufen wären, zu verlängern. "Dort haben wir größtenteils auch eine Mieterhöhung verhandeln können", sagte der Manager. Das Unternehmen habe mehr Mietverträge verlängert als 2019, habe aber anteilsmäßig weniger Quadratmeter vermietet an Neumieter. "Wir merken im ersten Quartal diesen Jahres, dass sich dort wieder eine Dynamik entwickelt", sagte er. Potenzielle Mieter hätten wieder mehr Interesse, ihre Expansionspläne auszuüben. "Wir sehen im ersten Quartal mehr Anfragen nach Mietflächen als noch im letzten Jahr", sagte Massatschi.
2020 stiegen die Nettomieteinnahmen zwar dank der Übernahme des kleineren Konkurrenten TLG um 31 Prozent auf gut eine Milliarde Euro. Die Mieten legten aber auf vergleichbarer Basis wegen der Mietausfälle bei Hotel-Immobilien kaum zu. Unter dem Strich ging der Gewinn vor allem wegen geringerer Bewertungsgewinne und Abschreibungen um rund 47 Prozent auf 906,4 Millionen Euro zurück.
Für 2020 will das Unternehmen eine Dividende von 22 Cent je Aktie zahlen nach 14 Cent je Anteilsschein. Künftig sollen die Aktionäre stärker an dem Erfolg des Unternehmens beteiligt werden. Rund 75 Prozent des operativen Ergebnisses (FFO 1) je Aktie soll ab 2021 an die Anteilseigner gehen. Für das laufende Jahr plant Aroundtown eine Dividende von 22 bis 24 Cent je Aktie.
Um den Aktienkurs weiter zu stützen, will Aroundtown bis Ende 2021 eigene Anteile für insgesamt bis zu 500 Millionen Euro zurückkaufen. Das entspreche rund 6,5 Prozent der gesamten Aktien, sagte Massatschi. Im vergangenen Jahr habe Aroundtown eigene Aktien im Wert von einer Milliarde Euro und damit rund 13 Prozent der Anteilsscheine erworben. Der Einkaufspreis habe dabei im Schnitt bei 4,90 Euro je Aktie gelegen.
Aroundtown wurde 2004 vom israelischen Geschäftsmann Yakir Gabay gegründet und 2015 an die Börse gebracht. Seit März 2018 ist das Unternehmen im MDax gelistet. Mit der Übernahme des kleineren Konkurrenten TLG Immobilien wurden die Luxemburger zum größten Anbieter von Büroimmobilien in Europa. Zudem ist der Konzern mit rund 40 Prozent an Grand City Properties beteiligt. Grand City hatte zuletzt rund 64 000 Wohnungen vor allem in Nordrhein-Westfalen und Berlin. Das ebenfalls im Mittelwerteindex notierte Unternehmen hatte seine Zahlen jüngste veröffentlicht - die Folgen der Pandemie blieben dort bislang begrenzt.
Das in der Öffentlichkeit bis dato weitgehend unbekannte Unternehmen Aroundtown aus Luxemburg geriet im Sommer 2019 mit dem Engagement als Trikotsponsor des Bundesliga-Aufsteigers Union Berlin in die Schlagzeilen. Das Unternehmen ist wegen seines schwer durchschaubaren Firmengeflechts allerdings sehr umstritten.
/mne/eas/fba
LUXEMBURG (dpa-AFX)
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