Gesundheitliche Probleme

Was, wenn Clinton für die US-Präsidentschaftswahl ausfällt?

13.09.16 20:42 Uhr

Was, wenn Clinton für die US-Präsidentschaftswahl ausfällt? | finanzen.net

Skandale und ein fragwürdiger Gesundheitszustand könnten dazu führen, dass Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton überhaupt nicht für die US-Wahlen antreten kann. Doch wie geht es weiter, wenn sie tatsächlich ausfällt?

Die Präsidentschaftskandidatin der US-Demokraten leidet derzeit unter einer Lungenentzündung. Doch so unangenehm das auch ist, viel schlimmer für ihre Erfolgs-Chancen bei der Wahl am 8. November 2016 ist der Verlust ihrer Glaubwürdigkeit.

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Schon seit längerer Zeit kommen aus dem Lager ihres republikanischen Konkurrenten Donald Trump Vorwürfe, Clinton sei den Aufgaben des Amtes gesundheitlich nicht gewachsen, was jedoch vertuscht werde. Und nun haben Clinton und ihr Wahlkampfteam offenbar versucht, ihre Erkrankung zu verheimlichen und haben damit Clintons Kampagne schwer geschadet.

Unbeliebte US-Präsidentschaftskandidaten

Obwohl bisher noch nie ein Kandidat während des US-Wahlkampfs ausgefallen ist, wird bei der Wahl zum 45. Präsidenten heiß darüber spekuliert. Und zwar in Bezug auf beide Amtsanwärter. Hierfür gibt es insbesondere zwei Gründe.

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Beide Kandidaten sind ungewöhnlich alt: Donald Trump wäre mit seinen 70 Jahren bei der Amtseinführung der älteste US-Präsident, den es je gab. Hillary Clinton ist nur ein Jahr jünger und käme immerhin auf Platz zwei.

Zudem sind beide Kandidaten sehr unbeliebt. Zu Trump und seinen verbalen Ausfällen wurde schon vieles gesagt. Dadurch hat es sich der streitbare Republikaner bereits mit vielen Wählergruppen verscherzt.

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Aber auch Clinton steht nicht hoch in der Wählergunst. Sie gilt als Vertreterin des politischen Establishments, was im derzeitigen Klima als negativ empfunden wird. Ferner wird sie mehrheitlich als unglaubwürdig empfunden. Indem sie am vergangenen Wochenende ihre Lungenentzündung verheimlichte, hat sie also Öl ins Feuer ihrer Kritiker und Zweifler gegossen. Zudem haftet die E-Mail-Affäre an ihr, im Zuge derer Clinton sich dienstliche E-Mails auf ihre private Mail-Adresse schickte - ein Sicherheitsrisiko. Und doch könnte das Schlimmste für Clintons Kampagne erst noch bevorstehen: Wikileaks-Gründer Julian Assange hat für diese Woche kompromittierende Enthüllungen über Hillary Clinton angekündigt.

Was wenn Clinton ausfällt?

Vor diesem Hintergrund scheint es also durchaus angebracht, sich darüber Gedanken zu machen, wie es weitergeht, wenn Clinton aus dem Rennen um das höchste Amt in den USA aussteigt oder aussteigen muss.

Die Satzung der Demokraten schreibt für diesen Fall vor, dass auf einem außerordentlichen Treffen des Democratic National Committee (DNC) - eine Art kleiner Parteitag - ein neuer Kandidat gekürt wird. Jedoch kann für Clinton nur dann ein neuer Kandidat bestimmt werden, falls Clinton sich freiwillig zurückzieht, falls sie stirbt oder falls sie so stark erkranken sollte, dass sie nicht mehr entscheiden kann, ob sie sich weiterhin zur Wahl stellen möchte. Sollte es wirklich dazu kommen, so werden Vizepräsident Joe Biden zwar gute Chancen eingeräumt, tatsächlich ist aber zum jetzigen Zeitpunkt völlig unsicher, auf wen sich das Komitee als Ersatz festlegen würde.

Der Zeitpunkt ist ein wichtiger Faktor

Je näher der Wahltermin rückt, umso schwieriger wird es für einen Ersatz-Kandidaten. Schließlich muss ja sein Name auf den Stimmzettel, damit er eine Chance hat. Das Problem dabei: In North Carolina ist die Briefwahl bereits angelaufen und schon in der nächsten Woche folgen weitere Bundesstaaten. Zwar könnte der Kongress beschließen, den Wahltermin zu verschieben, jedoch werden derzeit beide Häuser des Kongresses von den Republikanern dominiert.

Formal werden am 8. November nur die Wahlmänner des Electoral College bestimmt. Die eigentliche Präsidentenwahl, bei der die Wahlmänner ihre Stimmen abgeben, findet dann am 18. Dezember statt. Sollte Clinton innerhalb dieses Zeitraums ausfallen, wird es richtig kompliziert. Eigentlich dürften dann die Wahlmänner und -frauen, die auf sie festgelegt waren, ihre Stimmen frei vergeben. Weil aber 29 US-Bundesstaaten ihre Wahlmänner und -frauen auf ihren jeweiligen Kandidaten festlegen, müsste in den einzelnen Bundesstaaten erst geklärt werden, ob die Stimmen ihrer Elektoren in diesem Fall überhaupt zählen.

Eine klare Regelung gibt es hingegen, falls ein Amtsanwärter ausfällt, nachdem er von den Elektoren gewählt wurde, aber noch bevor er den Amtseid ablegen konnte. In diesem Fall übernimmt der gewählte Vizepräsident die Führung, bis sich der Kongress auf einen neuen Präsidenten festlegt.

Clinton geht es schon wieder besser

Inzwischen ist die demokratische US-Präsidentschaftskandidatin dabei, sich gesundheitlich zu erholen. Gegenüber dem US-TV-Sender CNN erklärte Clinton, sie fühle sich nach etwas Ruhe sehr viel besser. Sie hätte schon früher eine Ruhepause einlegen sollen, eine entsprechende ärztliche Empfehlung habe sie jedoch ignoriert. Ihren Wahlkampf will sie bereits in wenigen Tagen fortsetzen. Aber nicht nur bezüglich ihrer Gesundheit zeigt sie Einsicht: Einer ihrer Sprecher räumte am Montag ein, dass es besser gewesen wäre, die Öffentlichkeit schneller und detaillierter über die bereits am Freitag diagnostizierte Lungenentzündung zu unterrichten.

Redaktion finanzen.net

Bildquellen: Paul Morigi/WireImage/Getty Images, Steve Pope/Getty Images