Siltronic-Aktie dreht ins Minus: Siltronic profitiert von Digitalisierung - Vorsichtiger für das zweite Halbjahr
Der Chipzulieferer Siltronic blickt nach einem überraschend guten ersten Halbjahr vorsichtig auf die kommenden Monate.
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"Die weiteren Auswirkungen der Corona-Pandemie sind nicht absehbar, gerade wenn sich in Staaten wie den USA die Zahl der Infizierten weiter erhöhen sollte und generell das Risiko einer zweiten Welle steigt", sagte Konzernchef Christoph von Plotho laut Mitteilung zu den Zahlen für das zweite Quartal am Donnerstag in München.
So profitierten Chipkonzerne, die die Wafer von Siltronic weiterverarbeiten, zuletzt von der Nachfrage nach IT-Diensten und Speicherplatz im Internet. Wafer - also runde Halbleiterrohlinge - wie Siltronic sie herstellt, waren zuletzt also gefragt. Der Umsatz der Beteiligung von WACKER CHEMIE stieg denn auch im zweiten Quartal im Vergleich zum ersten Jahresviertel um 7,7 Prozent auf 323,1 Millionen Euro. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) wuchs um 19 Prozent auf 100,4 Millionen Euro und unter dem Strich blieb mit 60,8 Millionen Euro fast ein Drittel mehr hängen als zum Jahresstart.
Dem Rückenwind durch die Digitalisierung, aber auch durch einen Lagerbestandsaufbau der Kunden, stehen derweil die Belastungen durch die Corona-Pandemie gegenüber. So halten sich Konsumenten in vielen Ländern angesichts der wirtschaftlichen Unwägbarkeiten mit dem Kauf teurer Smartphones oder von Autos zurück. So konstatiert Siltronic, dass "die Auswirkungen der negativen Entwicklung im Automobilbereich und bei industriellen Anwendungen sowie möglicherweise ein zurückhaltenderes Kaufverhalten der Verbraucher bei Elektronikartikeln" im Rest des Jahres auch auf die Wafer-Nachfrage durchschlagen dürften.
Für das zweite Halbjahr gibt sich Konzernchef von Plotho daher vorsichtig und rechnet mit einem leichten Auftragsrückgang gegenüber dem ersten Halbjahr. Der Umsatz dürfte 2020 im mittleren einstelligen Prozentbereich fallen, bei anhaltender Schwäche des US-Dollar noch etwas deutlicher. Die Ebitda-Marge dürfte zudem im mittleren einstelligen Prozentbereich unter 2019 liegen. Wie erwartet lägen noch einige schwierige Monate vor dem Unternehmen, bevor der Wafermarkt 2021 in einen neuen Wachstumszyklus übergehen dürfte, schrieben die Analysten des Bankhauses Lampe.
Die Aktie geriet am Vormittag unter Druck, obwohl das Unternehmen zwischen April und Ende Juni dank des ungebrochenen Wachstums des Cloud-Computing und des Trends zum Homeoffice besser abgeschnitten hatte als von Analysten erwartet. Anleger hatten sich offenbar mehr Zuversicht des Unternehmens gewünscht. Die Aktien fielen bis zum Nachmittag als größter Verlierer im MDAX im XETRA-handel zeitweise um mehr als acht Prozent auf 78,14 Euro. Damit notieren sie aktuell wieder fast ein Viertel unter ihrem Vor-Corona-Niveau, nachdem sie die Verluste des Corona-Börsencrashs mit einem Sprung über die Marke von 100 Euro Anfang Juni im Grunde schon einmal wettgemacht hatten. Immerhin: Seit dem Corona-Crashtief im März summiert sich das Kursplus immer noch auf rund zwei Drittel.
Analyst Florian Treisch von der Commerzbank sieht angesichts des Kursrückschlages nun eine gute Gelegenheit und stufte die Aktien von "Halten" auf "Kaufen" hoch. Das Kursziel schraubte er auf 95 Euro nach oben. Der Ausblick von Siltronic für das zweite Halbjahr widerspreche nicht einer Erholung des Halbleitermarktes in den kommenden Monaten, erklärte der Experte. Zumal das erste Halbjahr ordentlich ausgefallen sei. So könnte auch die Verbreitung der 5G-Mobilfunktechnik und eine damit eventuell verbundene stärkere Smartphone-Nachfrage für dem lange erhofften Treiber am Speicherchip-Markt werden.
/mis/men/zb
MÜNCHEN (dpa-AFX)
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