Wirecard-Aktie verlustreich: HSBC und Morgan Stanley stufen Wirecard ab - Auch andere Analysten skeptisch
Die britische Investmentbank HSBC hat Wirecard von "Buy" auf "Hold" abgestuft.
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Das Kursziel senkte die HSBC von 210 auf 105 Euro. Nach der Sonderprüfung der Bilanz durch die Wirtschaftsprüfer der KPMG hätten sich neue Fragen ergeben, schrieb Analyst Antonin Baudry in einer am Montag vorliegenden Studie. Es werde dauern, bis die Bedenken zerstreut und neues Vertrauen in Wirecard aufgebaut sei. Er setzt nun einen 50-prozentigen Risikoabschlag auf den laut Bewertungsmodell fairen Wert von 210 Euro an.
Morgan Stanley senkt Wirecard auf 'Equal-weight'
Die US-Investmentbank Morgan Stanley hat Wirecard nach den Ergebnissen der KPMG-Bilanzsonderprüfung von "Overweight" auf "Equal-weight" abgestuft. Das Kursziel für die Aktien des Bezahldienstleisters strich Analyst Adam Wood in seiner am Montag vorliegenden Studie. Der Bericht habe keine eindeutigen Resultate geliefert. Daher sowie wegen der Verschiebung der Bilanzvorlage für 2019 habe er keine Grundlage für verlässliche Prognosen, begründete der Experte die Zielstreichung.
Wirecard-Aktien sacken wieder ab - Erste Analysten setzen Bewertung aus
Skeptische Analystenkommentare nach dem jüngsten KPMG-Sonderprüfungsbericht haben die Aktien von Wirecard zu Wochenbeginn wieder auf Talfahrt geschickt. Die Papiere des Zahlungsdienstleisters büßten bis Handelsende via XETRA 2,29 Prozent auf 88,33 Euro ein. Damit ist bei den Wirecard-Papieren die Erholung vom Mitte März erreichten Tiefpunkt der Corona-Panik fast vollständig aufgezehrt.
Vorwürfe vor allem der britischen Wirtschaftszeitung "Financial Times" zu angeblichem Bilanzbetrug hatte der KPMG-Bericht weder ausräumen noch bestätigen können. Stattdessen hagelte es von den Sonderprüfern aber deutliche Kritik am Willen des Konzerns, an der Sonderprüfung mitzuwirken. So seien Dokumente teils verspätet und in unzureichender Form bereitgestellt worden, Interviewtermine wurden demnach immer wieder verschoben. Wirecard selbst sieht sich durch die Untersuchung entlastet, weil KPMG keine substanziellen Belege für Bilanzfälschung gefunden habe.
Analysten äußerten sich aber skeptisch. Nach der Prüfung der Bilanz durch KPMG hätten sich neue Fragen ergeben, schrieb etwa der Experte Antonin Baudry von der britische Investmentbank HSBC. Es werde dauern, bis die Bedenken zerstreut und neues Vertrauen in den Zahlungsabwickler aufgebaut sei
Andere Analysten sehen sich derweil am Rande ihrer Möglichkeiten, Licht in das Dunkel zu bringen. Der englischsprachige Bericht der KPMG sei viel ernster als Wirecard es in der eigenen Pressemitteilung und dem Analystencall dargestellt habe, schrieb zum Beispiel der Fachmann Stephane Houri von der Investmentbank Oddo BHF. Wirecard abzudecken sei im Grunde schon länger keine richtige Analystenarbeit mehr und nun noch mehr zu einer Herumraterei geworden. Aktuell gebe es mit einem Investment wohl eher nichts zu gewinnen. Houri traut den Aktien immerhin noch einen Kursanstieg auf 105 Euro zu.
Analyst Adam Wood von der US-Investmentbank Morgan Stanley hingegen will gar kein Kursziel mehr für die Aktien nennen. Der Sonderprüfbericht habe keine eindeutigen Resultate geliefert. Daher sowie wegen der Verschiebung der Bilanzvorlage für 2019 habe er keine Grundlage für verlässliche Prognosen.
Das Bankhaus Lampe und die DZ Bank setzten gleich die gesamte Bewertung der Wirecard-Aktien erst einmal aus. Während Analyst Harald Schnitzer von der DZ Bank von einem vorübergehenden Schritt sprach und keine weiteren Gründe nannte, wurde der Bankhaus-Lampe-Fachmann Wolfgang Specht konkreter: Wirecard präsentiere sich derzeit in weiten Teilen als überfordert.
Wirecard-Aufsichtsratschef Thomas Eichelmann sieht bereits Handlungsbedarf und richtete sein Augenmark auf das stark umstrittene Geschäft mit Drittpartnern. Auf diesem Gebiet konnte KPMG die Existenz und Höhe von gebuchten Umsätzen nicht zweifelsfrei nachvollziehen und bestätigen. Wirecard wickelt über solche Fremdfirmen Zahlungen in Ländern ab, in denen das Unternehmen selbst keine Lizenz dazu hat. Der Vorstand müsse die Trennung von den Partnern durchdenken, sagte Eichelmann.
Einige Experten wie Heike Pauls von der Commerzbank sehen indes gute Chancen, dass die auf Anfang Juni verschobenen Prüfungsergebnisse des eigentlichen Abschlussprüfers EY sowie der endgültige Bericht der KPMG das Bild aufhellen sollten. Den Anlegern aber steckt weiterhin der Kursrutsch um mehr als ein Viertel am vergangenen Dienstag in den Knochen, als der erhoffte Befreiungsschlag durch die Veröffentlichung des Sonderprüfberichts ausgeblieben war. Am Mittwoch dann waren die Aktien weiter abgesackt und zwischenzeitlich bis auf rund 84 Euro gefallen. Damit näherten sie sich bedrohlich ihrem Mitte März erreichten Zwischentief bei knapp unter 80 Euro.
/ag/ck
Veröffentlichung der Original-Studie: 04.05.2020 / 03:36 / GMT
Erstmalige Weitergabe der Original-Studie: / Uhrzeit in Studie nicht angegeben / Zeitzone in Studie nicht angegeben
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