Zalando: Was die Aktie wirklich bietet!
Der Vorstand des Online-Modehändlers Zalando gibt sich auf der ersten Hauptversammlung ganz cool. Die Aktie schafft den Aufstieg in den MDAX.
von Stephan Bauer, Euro am Sonntag
Rubin Ritter ist der Mann im Vorstand des Online-Modehändlers Zalando, der für das Gespräch mit dem Finanzmarkt zuständig ist. Ritter war es auch, der auf der ersten Hauptversammlung seit dem Börsengang im Herbst die Hoffnung auf einen Aufstieg ins zweithöchste deutsche Börsensegment, den MDAX, mit der gebotenen Vorsicht formulierte. "Die Chance darauf ist die Belohnung für unsere Entwicklung", so der Finanzchef im Berliner Tempodrom.
Wo sonst Pop- und Rockstars Fans in Stimmung bringen, standen die Vorstände des Webkonzerns, neben Ritter die Gründer David Schneider und Robert Gentz, den Aktionären in betont cooler Manier Rede und Antwort. Ein Thema: der mögliche MDAX-Aufstieg. Einen Tag später gab es die Nachricht von der Deutschen Börse: Der erhoffte Indexsprung nach dem "Fast Entry"-Prinzip für marktschwere und liquide Werte hat geklappt, ab dem 22. Juni notiert die Aktie im MDAX.
In seiner Branche spielt der Aufsteiger aus Berlin bereits seit Längerem in der obersten Liga. Im größten Markt, Deutschland, steht das Unternehmen hinter Amazon und Otto nach Umsatz auf Rang 3 der Onlinehändler. Im Gegensatz zum Traditionsversender Otto, der soeben den ersten Verlust in der 65-jährigen Firmengeschichte vermelden musste, hat das einst von den bekanntesten deutschen Internetgründern, den Samwer-Brüdern, mitfinanzierte Berliner Start-up den Sprung in die Gewinnzone geschafft. Erstmals lieferte Zalando 2014 vor Steuern und Zinsen einen Gewinn für ein ganzes Geschäftsjahr ab.
Der Trend ist positiv: Dank starker Nachfrage übertrafen die Berliner im ersten Quartal mit einem Umsatzplus von 29 Prozent die Erwartungen und blieben dabei profitabel. Für 2015 stellt Ritter nach den 25 Prozent Umsatzplus des Vorjahres auf 2,2 Milliarden Euro abermals ein Wachstum um ein Viertel in Aussicht. Die Gewinnmarge soll dabei knapp fünf Prozent betragen.
Service bleibt teuer
Der Erfolg basiert auch auf gutem Service. So können Waren kostenlos zurückgesandt werden - die Retourenquoten liegen bei etwa 50 Prozent. Dennoch will Finanzvorstand Ritter daran festhalten. "Deutschland zählt zu den Märkten, in denen Kunden das sehr schätzen", sagt der Vorstand und verwies auf dem Anlegertreffen auf eigene Tests ohne diesen Dienst, die vor allem im Heimatmarkt negativ verlaufen seien.Analysten bescheinigen der dank schriller Werbung sehr bekannten Marke gute Wachstumsperspektiven. Bis 2018 sollen demnach pro Jahr im Schnitt 20 Prozent Umsatzplus drin sein. Auch am Kursverlauf gibt es nicht viel zu meckern: Die Aktie ist seit dem Absturz im vergangenen Herbst stark gestiegen. Wer beim Börsengang zeichnete, ist kräftig im Plus.
Darüber freuen sich auch Altaktionäre, die 75 Prozent der Anteile halten: neben den Samwers also vor allem die schwedische Beteiligungsholding Kinnevik.
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Bildquellen: Zalando