Klage gegen Berkshire Hathaway: Milliardärsfamilie wirft Warren Buffett unsachgemäße Buchführung bei Pilot Travel Centers vor
2017 kaufte Warren Buffetts Berkshire Hathaway erstmals Anteile am US-Raststättenbetreiber Pilot Travel Centers, in diesem Jahr legte er nach. Nun wirft die Gründerfamilie dem Starinvestor vor, den Wert für die noch ausstehende Beteiligung mittels Buchführungsmethoden drücken zu wollen.
Werte in diesem Artikel
• Buffett steigt bei Pilot Travel Centers ein
• Berkshire Hathaway setzt "Pushdown-Bilanzierung" durch
• Haslam-Familie erwartet Milliarden-Verlust
Berkshire Hathaway hält 80 Prozent an Pilot Travel Centers
Pilot Travel Centers ist der größte Raststättenbetreiber der USA und besitzt im Jahr 2023 ein Filialnetz mit 838 Standorten. Damals noch unter dem Namen Pilot Corporation, wurde die Kette von Unternehmer James A. Haslam II im Jahr 1981 gegründet, 2009 wurde dann der schwächelnde Mitbewerber Flying J übernommen. Seitdem tritt der Konzern unter dem Namen Pilot Flying J auf, rechtlich nennt man sich aber Pilot Travel Centers. Noch heute steht Haslam dem Unternehmen mit Rat und Tat zur Seite, auch sein Sohn James A. "Jimmy" Haslam III ist als Vorsitzender des Verwaltungsrats involviert.
Der Einfluss der Milliardärsfamilie Haslam im Unternehmen wurde in den letzten Jahren jedoch geringer, nachdem Börsenlegende Warren Buffett auf die Raststättenkette aufmerksam wurde. 2017 erwarb Buffetts Investmentgesellschaft Berkshire Hathaway einen Anteil von 38,6 Prozent an Pilot Travel Centers und ließ sich dies 2,8 Milliarden US-Dollar kosten, wie die Nachrichtenagentur "Reuters" berichtete. In diesem Jahr begab sich das "Orakel von Omaha" dann erneut auf Einkaufstour und sicherte sich einen weiteren Anteil in Höhe von 41,4 Prozent, den Buffett sich 8,2 Milliarden US-Dollar kosten ließ. Zum 1. Januar 2024 seien die Haslams außerdem berechtigt, die übrigen 20 Prozent nach den bisher verwendeten Bewertungsmethoden abzustoßen, so die Agentur.
Klage gegen Buffett & Co.
Nun warf die Familie dem Investor aber vor, den Wert des Restanteils künstlich reduzieren zu wollen, um diesen günstiger zu erstehen. Dies geht aus einer Klage hervor, die Ende Oktober beim Delaware Chancery Court eingereicht wurde. Um dies zu erreichen, habe Berkshire Hathaway geltende Rechnungslegungspraktiken bei Pilot Travel Centers geändert, und zwar einseitig und ohne Zustimmung. Mit dieser "Pushdown-Bilanzierung" müsse Pilot höhere Abschreibungskosten übernehmen, wodurch der Gewinn vor Zinsen und Steuern der Beteiligung niedriger gelistet wird. Damit falle auch die Bewertung des Unternehmens tiefer aus, was den Kaufbetrag der restlichen 20 Prozent sinken lasse. "Berkshire hat die Absicht, die Buchhaltungsänderung zu nutzen, um zu rechtfertigen, dass Pilot (die Familie Haslam) für ihren 20-prozentigen Anteil deutlich unterbezahlt wird", zitiert die Nachrichtenagentur "Associated Press" aus der Klage.
Die Klage richtet sich gegen Berkshire Hathaway, Warren Buffett und mehrere Direktoren, darunter auch den stellvertretenden Berkshire-Vorsitzenden und Buffett-Nachfolger Greg Abel. AP zufolge steht in der Klageschrift nicht, wie hoch der von Pilot Travel Centers erwartete Verlust durch die neue Bilanzierungsmethode ausfallen werde, die Haslams sollen jedoch von einem Minus in Höhe von 3,2 Milliarden US-Dollar ausgehen.
Von Berkshire Hathaway überstimmt
Darüber hinaus kritisierten die Kläger auch, dass man wiederholt Einwände gegen die Umstellung erhoben und auf den Vorstandssitzungen Kritik daran geäußert habe, jedoch von fünf Berkshire Hathaway-Vorstandsmitgliedern überstimmt worden sei. Auch habe sich Haslam II direkt an Buffett gewendet, um ihm die Pushdown-Bilanzierung auszureden, woraufhin dieser laut Reuters entgegnet haben soll: "Ich habe gesagt, dass Berkshire die Vertragsbedingungen einhalten wird. Genau das wird auch geschehen."
Mit der Klage will die Familie nun erreichen, dass die ausstehende Beteiligung in Höhe von 20 Prozent zu einem angemessenen Preis bewertet und die von Buffett eingeführte Bilanzierungsmethode wieder abgeschafft wird.
Buffett wollte Kauf in einer Etappe abschließen
Auch Buffett dürfte sich die Übernahme anders gewünscht haben. AP zufolge habe er bei der diesjährigen Aktionärsversammlung im Mai erklärt, dass er Pilot Travel Centers aufgrund der attraktiven Bewertung damals am liebsten bereits 2017 komplett übernommen hätte. Die Milliardärsfamilie habe sich zu diesem Zeitpunkt aber noch gegen einen vollständigen Verkauf gestemmt. "Die erste Etappe haben wir zu einem sehr attraktiven Preis gekauft", so der Starinvestor. "Die zweite Etappe erwies sich als ein sehr gutes Jahr für das Dieselgeschäft, was bedeutet, dass der Verkäufer einen sehr guten Preis erzielte." Es bleibt abzuwarten, ob Berkshire Hathaway und die Haslams vor der nächsten Verkaufsentscheidung im Januar zu einer Einigung kommen werden.
Redaktion finanzen.net
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