Geplante Übernahme

Twitter-Aktie schlussendlich unter Druck: Musk wirft Twitter mit Datenauskunftsverhalten Bruch der Übernahme-Bedingungen vor

07.06.22 07:45 Uhr

Twitter-Aktie schlussendlich unter Druck: Musk wirft Twitter mit Datenauskunftsverhalten Bruch der Übernahme-Bedingungen vor | finanzen.net

Tech-Milliardär Elon Musk verstärkt seine Bemühungen, sich den Weg für einen Ausstieg aus dem Deal zur Übernahme von Twitter offenzuhalten.

In einem am Montag veröffentlichten Brief seiner Anwälte an Twitters Chefjuristin Vijaya Gadde heißt es, das Unternehmen weigere sich, ihm Daten für eigene Recherchen zur Zahl von Spam- und Fake-Accounts zu liefern. Dies sei ein Verstoß gegen die Übernahme-Vereinbarung. Deswegen behalte er sich vor, aus dem Deal auszusteigen.

Musk versucht bereits seit Mitte Mai, angeblich falsche Schätzungen von Twitter zur Zahl der Spam- und Fake-Accounts zum Thema zu machen. So erklärte er den Übernahmedeal deswegen bereits für ausgesetzt. Aus Sicht von Twitter kann Musk allerdings die Vereinbarung nicht einseitig auf Eis legen.

Auch am Montag betonte das Unternehmen in einer Stellungnahme unter anderem im "Wall Street Journal", es sei weiterhin entschlossen, die Übernahme zu den vereinbarten Konditionen durchzusetzen. Die Frage, ob Musk mit seinen Vorwürfen einen ausreichenden Grund für einen Ausstieg aus dem Deal hat, könnte am Ende vor Gericht entschieden werden.

Musk bot den Twitter-Anteilseignern 54,20 Dollar pro Aktie.

Twitter selbst schätzt, dass Fake-Accounts weniger als fünf Prozent der Nutzerbasis ausmachen. Das Unternehmen spricht von 229 Millionen täglichen Nutzern, die der Dienst mit seiner Werbung erreichen kann. Die von Twitter identifizierten Fake-Accounts sind dabei bereits abgezogen.

Twitter-Chef Parag Agrawal betonte auch, dass der Dienst jeden Tag mehr als eine halbe Million Spam-Accounts blockiere - meist bevor Nutzer sie zu sehen bekämen. Schätzungen zur Zahl der Fake-Accounts von außerhalb der Firma seien nicht seriös zu machen, warnte er.

Musks Anwälte schrieben in ihrem am Montag veröffentlichten Brief, Twitter sei laut den Bedingungen des Übernahmedeals aber dazu verpflichtet, Daten und Informationen zu liefern, die Musk mit Bezug zur Transaktion einfordere. Anders als von Twitter dargestellt, gelte diese Auskunftspflicht nicht nur für stark eingeschränkte Zwecke, argumentierten sie.

Rückendeckung bekam Musk vom Generalstaatsanwalt des Bundesstaates Texas, Ken Paxton, der eine Untersuchung zu Twitters Angaben über die Zahl der Fake-Accounts bekanntgab. Das Unternehmen ist nun binnen drei Wochen aufgefordert, Informationen dazu zu liefern. Der Republikaner Paxton liegt schon länger im Clinch mit Twitter und anderen Online-Plattformen. Er wirft ihnen vor, konservative Ansichten zu unterdrücken.

Ein von Paxton vorangetriebenes texanisches Gesetz verbot den Online-Diensten, gegen jegliche Meinungsäußerungen von Nutzern vorzugehen. Ein Nebeneffekt davon wäre, dass die Plattformen zum Beispiel auch Hassrede nicht entfernen können. Das Gesetz wurde vom Obersten Gericht der USA ausgesetzt.

Musk verlegte die Zentrale des von ihm geführten Elektroauto-Herstellers Tesla von Kalifornien nach Texas und kündigte jüngst an, bei Wahlen künftig für die Republikaner zu stimmen.

Neue Kritik von Musk ist weiterer Rückschlag für Twitter-Anleger

Die kurze Euphorie der Twitter-Anleger über den Einstieg des Tesla-Chefs Elon Musk bei dem Kurznachrichtendienst ist zu Wochenbeginn weiter abgekühlt. Nachdem Musk am Montag erneut Kritik an Twitters Datenauskunftsverhalten geäußert hatte, stoppten die Aktien ihre Ende Mai begonnene, kurze Erholung und sackten zuletzt um 1,47 Prozent auf 39,54 US-Dollar ab. Die wichtigsten Technologiewerte-Indizes aber stiegen um jeweils gut ein Prozent.

Auslöser des Kursrückschlages zu Wochenbeginn war, dass Elon Musk Twitter einen Bruch der Bedingungen für die milliardenschwere Übernahme des Kurznachrichtendienstes vorgeworfen hatte. In einem offenen Brief seiner Anwälte hieß es, Twitter weigere sich, von Musk eingeforderte Daten zu Spam- und Fake-Nutzerkonten auf der Plattform herauszurücken. Twitter sei laut den Bedingungen des Übernahmedeals aber dazu verpflichtet, Daten und Informationen zu liefern, die Musk mit Bezug zur Transaktion einfordere. Anders als von Twitter dargestellt gelte diese Auskunftspflicht nicht nur für ganz beschränkte Zwecke. Musk behält sich den Angaben zufolge auch das Recht vor, das Übernahmevorhaben wieder abzublasen.

Musk bezweifelt öffentlich die Angaben von Twitter zur Anzahl von Spambots und Fake-Accounts. Der Chef von Tesla hatte sich zuvor mit Twitter geeinigt, den Kurznachrichtendienst für 54,20 US-Dollar je Aktie zu übernehmen. Bei Kursen von aktuell unter 40 Dollar sind die Anleger derzeit aber offenbar sehr skeptisch, ob es wirklich zu einem entsprechenden Geschäft kommt.

Anfang April war die Freude der Anleger noch groß gewesen, als Musk schlagartig zum größten Aktionär von Tesla wurde. Die Nachricht, dass der Tech-Milliardär einen Anteil von 9,2 Prozent hält, ließ die Anteilscheine um fast 28 Prozent in die Höhe springen. Musk gehört zu den bekanntesten Twitter-Nutzern. Am Folgetag zogen die Papiere auf bis zu 54,57 Dollar und damit den höchsten Stand seit Anfang November letzten Jahres an.

Doch seitdem haben die Papiere nicht mehr den von Musk gebotenen Preis von 54,20 Dollar je Aktie übertroffen. Statt dessen wuchsen die Zweifel, welche Ziele der Tesla-Chef wirklich verfolgt. So hatte Musk nur einige Tage nach seinem überraschenden Einstieg die Überlebenschancen der Plattform provokativ infrage gestellt. Mit Blick auf die Statistik der zehn Twitter-Konten mit den meisten Followern beklagte er: "Die meisten dieser "Top"-Accounts twittern selten und posten nur sehr wenige Inhalte."

Mitte April startete Musk dann den Übernahmeversuch bei Twitter, doch die Firma wehrte sich zunächst und erwärmte sich erst nach ein paar Tagen für den Vorschlag. Zudem geriet zuletzt zunehmend die Frage in den Vordergrund, wie der Tesla-Chef die Transaktion finanzieren will. Musk ist zwar die mit Abstand reichste Person der Welt. Sein Reichtum besteht aber fast ausschließlich aus Aktien von Tesla und seiner Weltraumfirma SpaceX. Er muss also entweder Aktien verkaufen oder Kredite mit Aktien absichern.

Mitte Mai erfolgte ein Kurssturz, nachdem Elon Musk den Deal zum Kauf von Twitter für vorläufig ausgesetzt erklärt hatte. Er wolle erst Berechnungen dazu abwarten, dass Accounts, hinter denen keine echten Nutzer stecken, tatsächlich weniger als fünf Prozent ausmachen. Gleichwohl versicherte Musk, dass er weiterhin an der Übernahme interessiert sei. Experten zufolge könnte Musks jüngste Ankündigung ein Versuch sein, den Übernahmepreis zu drücken, um lange gerichtliche Auseinandersetzungen zu vermeiden.

In der Öffentlichkeit spitzt sich indes die Diskussion vermutlich auf die Frage zu, wie stark Musk Twitter nach seinen Regeln formen wird, um die von ihm propagierte Meinungsfreiheit zu schaffen. Analysten tun sich insofern schwer, angesichts der aktuellen Entwicklungen das Potenzial der Twitter-Aktien einzuschätzen. Unter den von der Nachrichtenagentur Bloomberg erfassten Experten nehmen 32 eine neutrale Haltung ein. Nur 3 raten zum Kauf und lediglich 2 plädieren für einen Verkauf der Anteilscheine.

/men/he

SAN FRANCISCO / NEW YORK (dpa-AFX)

Bildquellen: john smith williams / Shutterstock.com, Quka / Shutterstock.com

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11.07.2022Twitter HoldJefferies & Company Inc.
17.05.2022Twitter HoldJefferies & Company Inc.
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17.11.2021Twitter SellGoldman Sachs Group Inc.
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10.02.2021Twitter overweightJP Morgan Chase & Co.
16.12.2020Twitter overweightJP Morgan Chase & Co.
20.07.2020Twitter buyGoldman Sachs Group Inc.
01.05.2020Twitter buyGoldman Sachs Group Inc.
03.04.2020Twitter buyGoldman Sachs Group Inc.
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11.07.2022Twitter HoldJefferies & Company Inc.
17.05.2022Twitter HoldJefferies & Company Inc.
14.04.2022Twitter HoldJefferies & Company Inc.
21.07.2020Twitter HoldDeutsche Bank AG
07.02.2020Twitter HoldJefferies & Company Inc.
DatumRatingAnalyst
17.11.2021Twitter SellGoldman Sachs Group Inc.
13.09.2021Twitter SellGoldman Sachs Group Inc.
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