Nordex: Aktie im freien Fall - Was ist da los?
Der deutsche Windkraftanlagenhersteller Nordex gehört seit vielen Jahren zu den Lieblingen der Anleger.
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Das zumindest lässt sich ableiten, wenn man die Postingfrequenz auf den diversen Anlegeforen mit denen anderer Aktien vergleicht.
Diese Beliebtheit dürfte wohl darauf zurückzuführen sein, dass Wind- und Solarenergie-Aktien traditionell jede Menge Fantasie versprühen und als Wachstumsstorys gelten. Im Gegensatz zu fast allen Solaraktien hat Nordex zumindest als eigenständiges Unternehmen überlebt und konnte zuletzt immerhin ordentliche Gewinne einfahren.
Aber seien wir ehrlich: Zu den Topshots der Branche hat das Unternehmen mit Stammsitz in Rostock nie gehört. Speziell in Punkto Gewinnmargen hechelte man der Konkurrenz ständig hinterher. Das war auch bereits vor der Gewinnwarnung am Donnerstagabend so.
Die Umsatzrendite lag in 2015 bei 2,2 Prozent und dürfte nach der neuesten Prognose 2016 auf diesem Niveau verharren. Zum Vergleich: Konkurrent Vestas lag 2015 bei 8,2 Prozent und will 2016 mehr als 10 Prozent erreichen. Das sind Welten! Vestas profitiert dabei von riesigen und sehr profitablen Projekten in den USA.
Nordex wollte hier eigentlich aufholen und entschied sich wohl strategisch falsch: 2015 kaufte man vom spanischen Baukonzern Acciona dessen Windkraftsparte Acciona Wind Power (AWP). Analysten waren damals durch die Bank voll des Lobes:
Die Übernahme sei strategisch und finanziell attraktiv, hieß es. Die Akquise des Konkurrenten passe hervorragend zur geografischen Positionierung von Nordex. Auch bei den Produkten gebe es kaum Überschneidungen. Man verringere die Abhängigkeit von Westeuropa. Nordex entwickle sich zunehmend zu einem globalen Unternehmen und werde zur Nummer fünf seiner Branche. Angesichts der soliden Bilanz- und Verschuldungskennzahlen von Nordex sollte die Finanzierung der Barkomponente des Kaufpreises nicht schwierig sein, so die Analysten weiter. Mit Acciona gewinne man zudem einen starken strategischen Aktionär.
Im Oktober 2015 war das, also vor gerade mal 18 Monaten. Die Kursziele wurden durch die Bank erhöht. Vollzug wurde sogar erst Anfang 2016 gemeldet. Nordex wollte bis 2018 den Umsatz verdoppeln und zu Weltmarktführer Vestas aufschließen.
Margenproblematik ist nicht neu
Nun zeigt sich, dass genau diese Übernahme im Zentrum der aktuellen, schwerwiegenden Probleme von Nordex liegen dürfte. Gerade in den Endmärkten von AWP, vor allem Südamerika und die USA, habe man mit unerwartet hohem Preisdruck und operativen Problemen zu kämpfen. Dabei sind diese alles andere als neu. Schon im Halbjahresbericht war Nordex vorsichtig geworden. Dort hatte Nordex selbst bereits einen Rückgang von 30 Prozent beim Auftragseingang gemeldet. Das wurde nur durch die "neuen" Aufträge von AWP übertüncht. Auch die Margensituation war da schon schwach.
Trotzdem glaubten viele Analysten dem Management, das sich auch noch auf einer Analystenkonferenz im Herbst sehr positiv geäußert hatte. Nun sind die Experten enttäuscht vom Management und sprechen von einem großen Vertrauensverlust. Die Frage muss aber erlaubt sein, ob es nicht grundsätzlich angebracht wäre, mehr auf die tatsächlichen Zahlen zu achten und weniger auf die Versprechungen des Managements zu hören. Erst recht, wenn eine Aktie im Vorfeld so hoch bewertet ist wie Nordex und gleich zweimal, wenn das Management relativ neu ist und man keine Erfahrungswerte. Dass Vorstände ihre Versprechungen nicht einhalten ist ja schließlich keine Seltenheit.
Nun ist das Kind quasi in den Brunnen gefallen und die grundsätzliche Problematik für Nordex ist, dass sich die Branche aktuell ja - zumindest in Deutschland und den USA in einer Art Boomphase befindet. Bei Vestas, Gamesa und Co. läuft es ja glänzend. Umso schwerwiegender sind im Hinblick auf die Zukunft die aktuellen Probleme bei Nordex. Jetzt wäre eigentlich der Zeitpunkt, um sich ein "Cashpolster" für schwierigere Jahre anzufressen.
Gerade in Deutschland, wo Projekte künftig via Ausschreibungen vergeben werden, dürfte der Preisdruck weiter zunehmen. Dieser wird sich natürlich auch auf die Anlagenbauer übertragen. Auch ein heftiger Preiskampf ist dann denkbar, wenn zusätzlich Billiganbieter aus Korea oder Japan auf den Markt drängen. Speziell für die schwächsten Anbieter könnte es dann kritisch werden. Dazu zähle ich neben Nordex auch Senvion, die ehemaligen Repower, die Private Equity-Firmen im Vorfeld des Börsengangs finanziell "ausgeweidet" worden sind.
Was könnte Nordex tun? Möglicherweise wäre es sinnvoll stärker in den Bereich Betriebsführung und Wartung von Windparks zu gehen. Letztlich machen das ja alle Maschinenbauer so, und zu denen gehört Nordex ja letztlich auch. Im Bereich Wartung und Service lassen sich höhere Margen verdienen. Produktseitig scheint der SDAX-Wert den Vorsprung den man seinerzeit mit der Einführung der N131 hatte eingebüsst zu haben. Die Konkurrenz hat hier nachgezogen und ist laut Insidern inzwischen sogar leistungsfähiger als Nordex. Auch das könnte einen Teil der Probleme erklären.
MEIN FAZIT: Greifen Sie auch nach den heftigen Kursverlusten am Donnerstag und Freitag nicht ins fallende Messer. Die Aktie dürfte sich auf dem nun erreichten Niveau zwar stabilisieren, für eine nachhaltige Erholungsbewegung besteht jedoch kein Anlass.
Das Unternehmen wird mittelfristig große Probleme bekommen, wenn sich der Preisdruck auch in den bisherigen Boommärkten Deutschland und USA verschärfen wird. Dass das der Fall sein wird, daran besteht auf Grund der veränderten Vergabemodalitäten bei Windprojekten wenig Zweifel.
Nordex braucht eine Strategieänderung und muss neue Wege gehen, beispielsweise im Bereich Windkraftprojektierung. Allerdings ist dieser Bereich inzwischen auch schon recht überlaufen. Mittelfristig ist guter Rat teuer für Nordex!
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Name | Hebel | KO | Emittent |
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Bildquellen: Nordex, GeldanlageReport, GeldanlageReport
Nachrichten zu Nordex AG
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28.11.2024 | Nordex Buy | Jefferies & Company Inc. | |
08.11.2024 | Nordex Buy | Jefferies & Company Inc. | |
08.11.2024 | Nordex Buy | Deutsche Bank AG | |
08.11.2024 | Nordex Equal Weight | Barclays Capital | |
08.11.2024 | Nordex Buy | Goldman Sachs Group Inc. |
Datum | Rating | Analyst | |
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28.11.2024 | Nordex Buy | Jefferies & Company Inc. | |
08.11.2024 | Nordex Buy | Jefferies & Company Inc. | |
08.11.2024 | Nordex Buy | Deutsche Bank AG | |
08.11.2024 | Nordex Buy | Goldman Sachs Group Inc. | |
07.11.2024 | Nordex Buy | Jefferies & Company Inc. |
Datum | Rating | Analyst | |
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08.11.2024 | Nordex Equal Weight | Barclays Capital | |
29.10.2024 | Nordex Equal Weight | Barclays Capital | |
15.01.2024 | Nordex Neutral | Goldman Sachs Group Inc. | |
14.11.2023 | Nordex Neutral | Goldman Sachs Group Inc. | |
03.10.2023 | Nordex Neutral | Goldman Sachs Group Inc. |
Datum | Rating | Analyst | |
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06.09.2019 | Nordex Underperform | Merrill Lynch & Co., Inc. | |
15.08.2019 | Nordex verkaufen | Independent Research GmbH | |
17.07.2019 | Nordex Reduce | HSBC | |
22.05.2019 | Nordex Verkaufen | Independent Research GmbH | |
14.05.2019 | Nordex Reduce | Kepler Cheuvreux |
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