Geldanlage-Report Armin Brack

Das Märchen von den reichen Deutschen?

01.08.16 13:47 Uhr

Das Märchen von den reichen Deutschen? | finanzen.net

"Geldvermögen erreicht Rekord: Deutsche sind so reich wie nie". So titelte jüngst eine der größten deutschen Finanzseiten in einer dpa-Meldung. Warum diese Meldung Augenwischerei ist, lesen Sie wie folgt.

Der reißerische Text beginnt damit, dass die Deutschen ein Geldvermögen von 5,3 Billionen (!) Euro besäßen. Diese Aussage hat gleich mehrere Schwächen.

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Erstens: Wenn man diese astronomisch hohe Summe durch die 40,2 Millionen Haushalte in Deutschland teilt, kommt man lediglich auf eine Summe von 130.864 EUR je Haushalt. Ziehen wir dann noch die gesamten Schulden der privaten Haushalte in Höhe von 1,581 Billionen Euro ab, kommen wir "nur" noch auf 91.827 EUR.

Zudem lebt in einem Haushalt im Schnitt mehr als eine Person. Bricht man daher das Vermögen je Haushalt weiter herunter auf das Geldvermögen einer volljährigen Einzelperson*, kommen wir auf eine Summe von 54.291 EUR. Das soll also "reich" sein?

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Zweitens: Eine EZB-Studie aus dem Jahr 2013 kommt laut Welt.de auf noch niedrigere Zahlen: "Demnach besitzen Deutsche (Haushalte) im Mittel ein Vermögen von nur 51.400 EUR." Das Brisante dabei: Hierbei ist im Gegensatz zur vorherigen Studie auch noch der Immobilien-Besitz miteingerechnet. Bei geschätzten 44 Prozent der deutschen, die in einem Eigenheim wohnen, erscheint diese Summe sehr niedrig.

Doch wie schneidet Deutschland in der EZB-Studie im Vergleich zu seinen europäischen Nachbar ab? Hier lagert in der Tat ordentlich Zündstoff.

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Spitzenreiter ist Luxemburg mit 397.800 Euro. Es folgen Zypern mit 266.900 Euro, Malta mit 215.900 Euro, Belgien mit 206.000 Euro und Spanien mit 182.700 Euro. Selbst Frankreich, Italien und das krisengeschüttelte Griechenland liegen klar vor Deutschland. Dies ist insofern bedenklich, also dass Deutschland für einen Großteil der von der EU und EZB bereitgestellten Milliarden-Hilfen Geldgeber oder Bürge ist.

Kritiker der Studie entgegnen, dass in Deutschland das Sozial-, Bildungs- und Rentensystem besser ausgeprägt sei und demzufolge Deutschland in Wirklichkeit besser dastehe. Dies ist nicht ganz falsch. Dennoch ist dem zu entgegnen, dass es letztlich unter dem Strich darauf ankommt, was bei den Einzelpersonen hängen bleibt. Ganz egal wie gut der Sozialstaat organisiert ist.

Zudem kommt hinzu, dass im Zuge der EZB-Geldschwemme mittelfristig mit einer massiven Geldentwertung und massiven Problemen bei der gesetzlichen Rente zu rechnen ist. Auch die Flüchtlingskrise dürfte laut Expertenschätzungen in den nächsten Jahren 100 Mrd. Euro in Deutschland verschlingen. Die Rente ist also keineswegs sicher.

Fazit:

Prüfen Sie alles, was in der Presse steht. Das Stichwort "Lügenpresse" kommt nicht von ungefähr. Bilden Sie sich also stets eine eigne Meinung und sorgen Sie selbst vor. Sachwerte wie Qualitätsaktien erscheinen als Altersvorsorge durchaus eine kluge Option zu sein. In der Praxis hat sich dabei oft ein monatlicher Aktien-Sparbetrag gut bewährt.

Armin Brack ist Chefredakteur des Geldanlage-Reports. Gratis anmelden unter: www.geldanlage-report.de. Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.

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