Geldanlage-Report Armin Brack

Solar Millennium: Verkaufen?

13.10.11 09:39 Uhr

Solar Millennium: Verkaufen? | finanzen.net

Solar Millennium: Das Ende naht...

Die Lage bei der einstigen Solarthermie-Hoffnung Solar Millennium wird zunehmend bedrohlicher. Der freiwillige Rücktritt von CEO Dr. Christoph Wolff könnte auf eine bevorstehende Insolvenz hindeuten.

Bereits im Geldanlage-Report vom 27. August stellten wir hinsichtlich Solar Millennium die bange Frage: Wie lange reicht das Geld noch? Insider gingen bereits Anfang September nur noch von zwei bis drei Monaten aus. Durch die geplatzte Finanzierung des Vorzeigeprojekts im kalifornischen Blythe fehlen 150 Millionen Euro in der Kasse.

Die Tatsache, dass Wolff jetzt zurücktritt deutet darauf hin, dass die Verhandlungen mit Kreditgebern nicht erfolgreich waren und auch die Platzierung der geplanten Anleihe stockt. In der Vergangenheit folgten einem plötzlichen Rücktritt des Vorstandsvorsitzenden bei sich in existenzbedrohlichen Schwierigkeiten befindenden Unternehmen nicht selten tatsächlich die Insolvenz.

In einschlägigen Börsenforen sind dann gerne Kommentare wie "Die Ratten verlassen das sinkende Schiff" zu lesen. Doch es wäre unfair Wolff die Schuld an der jetzigen Misere anzulasten. Es wurden bereits unter seinen Vorgängern schwerwiegende strategische Fehler gemacht.

Hier die Einschätzung eines Solar Millennium- und Solarthermie-Insiders, der nicht namentlich genannt werden möchte: "Die Zeit von der Gewährung der Kreditgarantie (2,1 Milliarden Dollar) durch das amerikanische Energieministerium am 18. April bis zum Finanzierungsabschluss spätestens am 31. August ist viel zu kurz gewesen, um die mit der Gewährung der Kreditgarantie verbundenen Bedingungen des US-Energieministeriums zu erfüllen." Ähnlich äußerte sich diesbezüglich auch Wolff selber.

Der eigentliche strategische Fehler war jedoch offenbar die mangelhafte Vorbereitung von Solar Millennium. "Alle Mitbewerber, die jetzt Solarthermiekraftwerke in Kalifornien bauen dürfen, haben ihre Investoren und Generalunternehmer mitgebracht, bevor die Verhandlungen mit dem Energieministerium angelaufen waren.

Solar Millennium hat mit den Investoren und dem Generalunternehmer erst nach dem 18. April verhandelt. Das war der eigentliche Fehler", so unsere Quelle weiter. Das klingt einleuchtend, denn schließlich werden andere Kraftwerke in Kalifornien mit Kreditgarantie jetzt auch gebaut.

Management überfordert

Solar Millennium hat sich damit in den letzten eineinhalb Jahren systematisch um den Lohn der eigentlich guten Vorarbeit gebracht. Bereits in 2005 hatte das Unternehmen die Projekte in den USA vorentwickelt und entsprechende Landsicherungsanträge gestellt. Nicht weniger als vier Projekte hatten es auf die "Fast Track"-Liste des Bureau of Land Management, der Landvergabe-Behörde des US-Innenministeriums geschafft. Auf diese Liste schafften es nur Projekte mit guten Erfolgsaussichten, die dafür in den Genuss eines beschleunigten Genehmigungsverfahrens kommen bzw. gekommen waren.

Damit hatte Solar Millennium beste Voraussetzungen, um an die Zuschusstöpfe in den USA zu kommen, über die netto 30 Prozent der Bausumme hätten finanziert werden können, entweder als Direktsubvention oder im Rahmen einer beschleunigten Abschreibung. Das hätte auch das Finden weiterer Investoren enorm erleichtert.

Bereits bei anderen Projekten konnten die Erlanger das Potenzial nicht einmal im Ansatz ausschöpfen. So erfolgten die Anteilsverkäufe an den beiden spanischen Solarthermie-Kraftwerken Andasol I und II zu einem so niedrigen Preis (42 Millionen Euro) an den spanischen Partner ACS-Cobra, dass Solar Millennium nach Abzug der Kosten für die Anleihe quasi nichts mehr daran verdient hat.

Zweifelhafter neuer Partner

Wie ein Akt der Verzweiflung mutet es dabei an, dass Solar Millennium nun ausgerechnet mit Solarhybrid gemeinsame Sache machen möchte. Der Kraftwerksprojektierer war in der Vergangenheit nicht eben durch große Solidität aufgefallen. Das ursprüngliche Geschäftsmodell mit Solarhermie-Kollektoren war ein Flop. Die vollmundigen Gewinn- und Umsatzprognosen für 2010 konnten auch bei weitem nicht eingehalten werden und noch im Geschäftsbericht 2010 lag die Eigenkapitalquote von Solarhybrid bei erschreckend niedrigen drei Prozent.

Ebenfalls wenig seriös ist es meiner Ansicht nach, wenn der ehemalige Vorstand im Deutschen Anlegerfernsehen prahlt, man werde den Aktienkurs jetzt auf 20 Euro hoch hieven - was dann natürlich auch nicht gelang.

Etwas Luft verschaffte dem Unternehmen eine Kapitalerhöhung im April, im Zuge derer Solarhybrid zu einem Bezugspreis von fünf Euro je Aktie 7,9 Millionen Euro zugeflossen waren. Auffällig war dabei jedoch, dass keine institutionellen Investoren gezeichnet haben, sondern ausschließlich die bisherigen Altaktionäre.

Der wohl einzige "institutionelle" Investor TFB Capital machte zuletzt mit der Festnahme des Vorstands ebenfalls unrühmlich auf sich aufmerksam, nachdem monatelang versucht wurde die Aktie mittels E-Mail-Verteiler und in einschlägigen Börsenbriefen zu pushen - interessanterweise gemeinsam mit Solar Millennium, die dort ebenfalls aufdringlich zum Kauf empfohlen wurden.

Ähnlich ambitionierte Projekte wie Solarhybrid hatte in der Vergangenheit die Düsseldorfer Systaic in der Pipeline, die inzwischen insolvent sind. Systaic arbeitete übrigens wie jetzt Solarhybrid mit Enerparc als Projektentwickler zusammen. Das muss nichts heißen, ist aber zumindest ein schlechtes Omen und zeigt, wie riskant derartige Großprojekte für kleine, relativ finanzschwache Unternehmen sind.

Ob Solarhybrid der richtige Partner für Solar Millennium ist und die erforderlichen Investitionen für die insgesamt vier US-Projekte stemmen kann, muss daher bezweifelt werden. Zudem ist zu beachten, dass es sich bisher nur um eine vorläufige Transaktion handelt und der Abschluss erst Ende Oktober erfolgen soll.

Hinsichtlich Solar Millennium stellt sich die Frage, wie sich das Unternehmen nun überhaupt noch selbst definiert. Die bisherige Kompetenz lag ja klar im Bereich Solarthermie.

MEIN FAZIT:

- Die Überlebensfähigkeit von Solar Millennium steht nach dem Rücktritt von Vorstand Dr. Christoph Wolff mehr denn je in Frage.

- Ob der Deal mit Solarhybrid Solar Millennium hilft ist angesichts der Vergangenheit des Unternehmens mehr als fraglich. Zudem steht er unter dem Vorbehalt einer abschließenden Due Diligence.

- Wie Solar Millennium nun überhaupt weiter machen will und kann ist mehr als fraglich. Schließlich lag die Technologiekompetenz des Unternehmens vor allem im Bereich Solarthermie.

-> Ich rate nach wie vor dazu, die Aktie zu verkaufen!

Armin Brack ist Chefredakteur des Geldanlage-Reports. Gratis anmelden unter: www.geldanlage-report.de. Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.

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Analysen zu Solar Millennium AG

DatumRatingAnalyst
01.12.2011Solar Millennium sellWestLB AG
24.11.2010Solar Millennium neutralGoldman Sachs Group Inc.
15.07.2010Solar Millennium US-Geschäft nimmt Gestalt anSES Research/ Warburg Gruppe
18.06.2010Solar Millennium kaufenSES Research/ Warburg Gruppe
07.06.2010Solar Millennium meidenFrankfurter Börsenbriefe
DatumRatingAnalyst
15.07.2010Solar Millennium US-Geschäft nimmt Gestalt anSES Research/ Warburg Gruppe
18.06.2010Solar Millennium kaufenSES Research/ Warburg Gruppe
28.05.2010Solar Millennium kaufenSES Research/ Warburg Gruppe
09.04.2010Solar Millennium kaufenFuchsbriefe
24.03.2010Solar Millennium weiter auf EmpfehlungslisteHot Stocks Europe
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24.11.2010Solar Millennium neutralGoldman Sachs Group Inc.
30.03.2010Solar Millennium DowngradeWestLB AG
16.12.2009Solar Millennium Kursziel 60 EURHot Stocks Europe
20.11.2009Solar Millennium holdDeutsche Bank AG
18.11.2009Solar Millennium kein Stück aus der Hand gebenHot Stocks Europe
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01.12.2011Solar Millennium sellWestLB AG
07.06.2010Solar Millennium meidenFrankfurter Börsenbriefe
20.08.2009Solar Millennium verkaufenSES Research GmbH
13.07.2009Solar Millennium verkaufenSES Research GmbH
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