Geldanlage-Report Armin Brack

Solar-Aktien: Nie mehr steigende Kurse?

16.03.12 13:13 Uhr

Solar-Aktien: Nie mehr steigende Kurse? | finanzen.net

Kapitulation: Wie China den Solarmarkt kaputt macht...

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Aus Investoren-Sicht sind die Entwicklungen in der Solarbranche katastrophal. Besonders bei deutschen Solar-Aktien sieht es zappenduster aus.

Lesen Sie nachfolgend, warum Besserung nicht in Sicht ist und wie China mit seiner staatlichen Planwirtschaft die Gesetze von Angebot und Nachfrage komplett außer Kraft zu setzen droht - mit verheerenden Folgen für Solar-Aktionäre.

Nur fürs Protokoll: Ich halte die Kürzung der Solarförderungen im Prinzip für richtig: Der deutsche Staat fördert die Solarindustrie über die kommenden 20 Jahre mit 7,2 Milliarden Euro jährlich. Die in Deutschland installierte Kapazität ist in 2011 mit dem Rekordwert von 7,5 Gigawatt völlig aus dem Ruder gelaufen. Das war mehr als doppelt so viel wie von der Regierung geplant. Damit schossen natürlich auch die Kosten für die Förderung in die Höhe.

Bei gleichzeitig massiv fallenden Modulpreisen haben damit am Ende eigentlich nur noch die Solarprojektierer und chinesische Produzenten Geld verdient. Der deutsche Staat hat damit das Wachstum der chinesischen Solarbranche mitfinanziert, während hierzulande die Produktion nicht mehr rentabel war bzw. ist, was zu Massenentlassungen führt. Das Argument, die Solarindustrie würde hierzulande Arbeitsplätze schaffen, lief damit zunehmend ins Leere.

Eine drastische Kehrtwende war dringend notwendig und scheint nun auch vollzogen zu werden. Durch die geplante Kürzung der Einspeisevergütung um bis zu 30 Prozent quasi ab sofort wird die Nachfrage in Deutschland massiv zurückgehen.

Für private Betreiber lohnen sich die Großprojekte damit - trotz der rapide fallenden Modulpreise - nicht mehr. Stellvertretend für viele aktuelle, zwei Fälle von kommunalen Investoren, meldete zuletzt die Stadt Jever und das zwischen Bochum und Wuppertal gelegene Sprockhövel eine Zurückstellung ihrer Projekte.

Bei den börsennotierten Unternehmen ist der Solarprojektierer Solarhybrid das neueste Opfer. Mehr dazu im zweiten Teil des heutigen Updates.

Chinesische Solarfirmen produzieren auf Teufel komm raus

Hintergrund für den Fall der Solarmodul-Preise sind massive Überkapazitäten, ausgelöst vor allem durch chinesische Produzenten, die weiter auf Teufel komm raus produzieren.

Das setzt einen gefährlichen Selbstzerstörungsmechanismus in Gang. Denn die chinesische Zentralregierung ermutigt ihre Poly-Silizium und Solarzellenhersteller, die Produktion weiter nach oben zu fahren. Ein neuer Fünf-Jahres-Plan sieht vor, dass die führenden Produzenten des Landes bis 2015 eine Kapazität von 50.000 Tonnen Silizium pro Jahr aufbauen bzw. das Equivalent von fünf Gigawatt an Solarmodulen haben.

Das macht aus rein strategischer Sicht durchaus Sinn, weil China mit seinem ungeheuren Energiehunger den eigenen Solarmarkt weiter extrem pushen möchte (7,5 Gigawatt für 2012 geplant) und weitere Emerging Markets in den nächsten Jahren folgen werden.

So soll beispielsweise der aktuell noch in den Kinderschuhen steckende indische Markt bis 2022 auf ein Niveau von 33 Gigawatt klettern. Zum Vergleich: Der deutsche Markt dürfte sich in diesem Jahr auf 2,5 bis 3,5 Gigawatt mehr als halbieren.

China versucht also durch den massiven Ausbau der Kapazitäten seinen Weltmarktanteil drastisch zu erhöhen, was bisher auch eindrucksvoll gelingt.

Aus rein betriebswirtschaftlicher Sicht ist das Ganze jedoch eine absolute Katastrophe. Denn der Zentralregierung ist es dabei vollkommen egal, ob die Firmen Gewinne erzielen oder nicht. Der chinesische Modulhersteller Suntech Power meldete am Donnerstag einen Jahresverlust für 2011 von rekordverdächtigen 3,15 Milliarden US-Dollar bei einem Umsatz von einer Milliarde US-Dollar.

Bei den Mitbewerbern wie Yingli (Nettoverlust 600 Millionen US-Dollar in 2011) und Trina Solar ("nur" 37,8 Millionen US-Dollar Verlust) sieht es nicht viel besser aus.

Aktien im Sturzflug

Entsprechend katastrophal ist die Kursentwicklung auch bei den chinesischen Werten. Viele Experten empfehlen schon seit langem den Kauf von chinesischen Solar-Aktien, weil diese im letzten Jahr auf KGV- und KUV-Basis so billig waren. Zumindest das niedrige KGV hat sich nach dem Abrutschen in die Verlustzone von selber erledigt. Gestiegen sind die Aktien dabei mitnichten. Suntech Power beispielsweise ist im letzten Jahr von knapp zehn auf aktuell unter drei Euro gefallen.

Wie geht es nun bei diesen Aktien weiter? Sind die niedrigen Kurse nicht glänzende Einstiegschancen? Ich meine, nein! Anleger sollten eines beachten: Zwar lässt die chinesische Regierung die großen Anbieter mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht Pleite gehen.

Das heißt aber noch lange nicht, dass die Aktienkurse der betreffenden Firmen wieder steigen.

Der chinesischen Regierung ist nämlich die Kursentwicklung von in den USA notierten China-Solaraktien vollkommen egal. Es sind ja vorwiegend ausländische Investoren, die dort ihr Geld verzocken. Staatsnahe Großbanken werden den Herstellern immer neue Kredite gewähren, um diese am Leben zu erhalten. Doch um einer Überschuldung vorzubeugen wird dies wohl auch dazu führen, dass neue Kapitalerhöhungen fällig werden, die den Aktienkurs verwässern.

So wird meiner Ansicht nach zwar irgendwann die Marktkapitalisierung der betreffenden Firmen wieder deutlich steigen, gleichzeitig aber die Zahl der ausstehenden Aktien noch stärker zulegen. Unter dem Strich bedeutet das aber maximal stagnierende, wenn nicht gar weiter fallende Kurse.

Gleichzeitig verschärft sich der Margendruck auf die europäischen Anbieter, wie beispielsweise die deutschen Solarworld, Conergy und Q-Cells, durch die Preispolitik der Chinesen immer mehr. Wie die Citigroup berichtet wurden vor wenigen Tagen in China erstmals Solarmodule zu 0,81 US-Dollar je Watt verkauft. Das ist ein historisches Tief. Bis dato wurde die magische Grenze zur Netzparität immer bei einem US-Dollar gezogen.

Von daher ist zu befürchten, dass das Ende der Talfahrt noch nicht erreicht ist.

MEIN FAZIT:

- Meiden Sie die im Artikel genannten Aktien und die Solarbranche im Allgemeinen weiterhin.

- Die Branchenkonsolidierung wird sich durch die starke Kapazitätsausweitung in China ohne Rücksicht auf die globale Nachfragesituation weiter beschleunigen.

- Speziell bei deutschen Solar-Aktien dürfte das Ende der Talfahrt noch nicht erreicht sein.

Armin Brack ist Chefredakteur des Geldanlage-Reports. Gratis anmelden unter: www.geldanlage-report.de. Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.

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