Sky: Wie viel ist die Aktie wirklich wert?

Über den chronisch defizitären Bezahlsender Sky streiten sich die Geister. Die einen sehen in dem Unternehmen den ewigen Abstiegskandidaten und senken den Daumen, die anderen - nicht zuletzt das Sky-Management selbst - sind guter Hoffnung, dass das deutsche Sorgenkind aus dem Medienimperium von Rupert Murdoch, auf dem Weg der Besserung ist.

Immerhin hat man im zweiten Quartal rund 33.000 Kunden gewinnen können und damit die Erwartungen der meisten Analysten übertroffen. Im zweiten Viertel des Vorjahres waren es gerade einmal 6.000 gewesen.

Wie sind jetzt die tatsächlichen Aussichten für Sky und wie geht es weiter mit dem Aktienkurs? Mein Tipp an die Anleger: Halten Sie Ihr Pulver trocken. Es gibt keinen Grund, Sky endgültig abzuschreiben, auch wenn das Papier des Senders in den letzten Tagen wieder kräftig durchgeschüttelt wurde. Aber es ist auch noch viel zu früh für einen Einstieg.

Die Fakten: Derzeit kommt Sky Deutschland auf knapp 2,759 Millionen Abonnenten. „Wir sind sehr zufrieden mit unseren Fortschritten im zweiten Quartal“, so der Sky-Deutschland-Vorstand Brian Sullivan. Im zweiten Halbjahr will man noch über 200.000 neue Kunden hinzugewinnen. Ein sehr ambitioniertes Ziel, wie ich meine. Und selbst wenn die von Sullivan angestrebte Neukundenzahl für 2011 erreicht werden sollte: Gewinne zu erzielen, wird für Sky kurz- und mittelfristig ein schwieriges Unterfangen. Dazu benötigt der Pay-TV-Sender rund 3,3 Millionen Abonnenten.

*Schritte in die richtige Richtung

Zwar konnte der Umsatz im zweiten Quartal um 17 Prozent auf 276,7 Millionen Euro gesteigert werden, trotzdem fiel ein Verlust von 53,6 Millionen Euro an. Positiv: Noch im Vorjahr stand unter dem Strich ein Minus von 82 Millionen Euro. Die Zahlen lügen nicht: Sky Deutschland scheint auf dem richtigen Weg zu sein, ist aber noch lange nicht das, was man als eine sichere Geldanlage bezeichnen kann. Dazu sind die Risikofaktoren noch zu groß.

Nach den relativ guten ersten beiden Quartalen – für das Bezahlfernsehen eine sonst eher schwierige Zeit – will Sky vor allem im traditionell starken vierten Quartal noch einmal zulegen. Da wird das große Geld verdient, welches das Überleben sichert. Murdochs News Corp. hat dafür bereits in den vergangenen zwölf Monaten auf verschiedenen Wegen rund 448 Millionen Euro in den verlustreichen Sender gepumpt, unter anderem um das HD-Programmangebot noch einmal kräftig auszubauen und Werbung zu machen.

Mitte Dezember soll das neue Produkt „Sky Sport News HD“ starten. Täglich 24 Stunden Sportnachrichten, größtenteils Live. Kosten: Fast 50 Millionen Euro. Das produzierte Material soll dabei zur Refinanzierung auch an andere Sendeanstalten weiterverkauft werden. Anfragen aus der Branche liegen Sky bereits vor. Der Kanal wird im Simulcast-Verfahren auch in SD ausgestrahlt. Redaktion, Hauptstudio und Großteil der Produktion mit insgesamt 150 Mitarbeitern, darunter 70 Sportjournalisten, werden in der neuen Sky-Zentrale in Unterföhring angesiedelt. Ein Mammut-Projekt, das zum Erfolg verurteilt ist.

Die Sky-Aktie hat eine in den vergangenen Monaten wilde Talfahrt hinter sich. Im Oktober 2010 brach die Aktie auf ein Rekordtief von 0,81 Euro ein. Von dort startete sie eine rasante Rallye, die sie bis auf ein Jahreshoch von 3,88 Euro im Juni trieb. Als Kurstreiber fungierten häufig auch Gerüchte, Murdoch könne sich den Konzern ganz einverleiben. Darauf sollten Anleger aber eher nicht bauen.

Inzwischen hat das Sky-Papier auch wieder empfindlich eingebüßt, was aber keine fundamentalen Gründe hat, sondern der allgemein desaströsen Stimmungslage an den Börsen geschuldet ist. Dennoch zeigt der Achterbahnkurs: Die Sky-Aktie ist kein sanftes Ruhekissen, sondern hochspekulativ. Und das wird sie noch auf Jahre bleiben.

MEIN FAZIT:

- Sky scheint auf gutem Weg zu sein, die jüngsten Abonnenten-Zahlen machen Mut.

- Das Unternehmen ist allerdings nach wie vor kein Erfolgsmodell, arbeitet hochdefizitär.

- Wer sich die Aktie jetzt in sein Depot legt, muss darauf hoffen, dass Sky von der Digitalisierung des Fernsehens und der Ausstrahlung von Programmen in hochauflösender Qualität profitieren kann.

- Entscheidend für das Unternehmen wird kurzfristig sein, wie das neue Produkt „Sky Sport News HD“ einschlägt und ob die kühnen Träume des Brian Sullivan bis Ende des Jahres 200.000 Neukunden zu gewinnen, sich erfüllen.

- Bis darüber Klarheit herrscht, würde ich die Sky-Aktie auf der Ersatzbank schmoren lassen...

Armin Brack ist Chefredakteur des Geldanlage-Reports. Gratis anmelden unter: www.geldanlage-report.de. Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.