Lending Club: Spannende Neuemission aus dem Megatrend P2P-Lending!

Peer-to-Peer (oder kurz P2P)-Lending heißt der neue Megatrend, der ursprünglich - ausnahmsweise - nicht aus den USA kommt, sondern aus Großbritannien (Zopa im Jahr 2005), aber inzwischen von der US-Firma Lending Club dominiert wird.

Dabei gewähren Privatpersonen anderen Privatpersonen Privatkredite, ohne dass dabei eine Bank als Vermittler auftritt. Abgewickelt wird das Ganze über entsprechende Internetplattformen, die als Marktplatz dienen. In Deutschland müssen die beiden großen Anbieter auxmoney und smava noch Banken mit ins Boot holen, weil laut BaFin "jeder einzelne Gläubiger, der sein Geld gewerbsmäßig verleiht, erlaubnispflichtig ist." Mit anderen Worten: Er braucht eine Banklizenz.

Hinter smava steht übrigens die börsennotierte Fidor Bank (WKN: A0MKYF), deren Aktie in 2013 durch den zwischenzeitlichen Bitcoin-Boom einen Höhenflug erlebt hat, nun aber wieder weitgehend unbeachtet im Bereich von 8,00 Euro "im Markt liegt".

Marktführer in Europa ist auxmoney hinter denen die gleichen Geldgeber stehen wie bei Lending Club, nämlich Union Square Ventures und Foundation Capital. Rocket Internet tritt wie üblich als Kopist auf und versucht mit Lendico die Lending Club-Plattform zu kopieren.

Spektakuläres IPO

In den USA läuft alles wie gewohnt ein paar Nummern größer und spektakulärer ab. Marktführer Lending Club hat seit seiner Gründung 2007 bereits Kredite im Umfang von mehr als sechs Milliarden US-Dollar arrangiert - und nun selbst eine Cash-Infusion erhalten. Beim Börsengang am Donnerstag haben die Kalifornier 866 Millionen US-Dollar generiert.

Die Anleger rissen sich um die Aktien. Obwohl der Ausgabepreis im Vorfeld bereits zweimal auf letztlich 15 US-Dollar erhöht worden war, eröffnete die Aktie bei über 23 US-Dollar und notiert zur Stunde (17:30 MEZ) bei knapp 25 US-Dollar.

Das fulminante Wachstum von Lending Club wird durch die zunehmend restriktivere Kreditvergabe der Banken befeuert. Durch die einfachere Abwicklung kann Lending Club deutlich günstigere Kredite als Banken anbieten, nämlich zu Zinssätzen unter sieben Prozent. Ein so genanntes Credit Scoring-Modell, das bei der Anmeldung eingesetzt wird, hilft bei der Einschätzung der Bonität des Schuldners.

Von Konsumenten, auf die das Unternehmen spezialisiert ist (im Gegensatz zu Prosper Marketplace, die eher auf Geschäftskunden abzielen), wird die Plattform beispielsweise genutzt, um hohe Kreditkartenschulden leichter abbauen zu können oder klassisch für die Finanzierung einer Hausrenovierung, einer Hochzeit oder sonstigen größeren Anschaffungen.

Als Gläubiger treten übrigens nicht nur reiche Privatpersonen auf, sondern auch Banken und Versicherungen, ja sogar Hedge Fonds, Stiftungen und Pensionsfonds auf, die derzeit ja häufig verzweifelt auf der Suche nach einigermaßen ordentlichen Renditen sind. Lending Club selbst verdient an Transaktions- und Managementgebühren.

Der potenzielle Markt ist gigantisch: Die US-Notenbank weist ein Saldo ausstehender Kredite von sage und schreibe 3,3 Billionen US-Dollar in den USA aus, 882 Milliarden US-Dollar davon sind Konsumentenkredite. Davon wiederum dürften 390 Milliarden US-Dollar geeignet für die Lending Club-Plattform sein.

Das vermittelte Kreditvolumen steigt exponentiell von Quartal zu Quartal. Im ersten Quartal 2013 waren es noch rund 300 Millionen US-Dollar, im Quartal darauf rund 420 Millionen, dann 550 Millionen, im ersten Quartal 2014 bereits rund 700 Millionen und im dritten Quartal 2014 nun 1,16 Milliarden US-Dollar.

Entsprechend kletterten auch die Umsätze von Lending Club selbst von unter 20 Millionen in Q1/2013 auf 56 Millionen US-Dollar im letzten Quartal. Der Verlust lag auf Grund hoher Investitionen bei 7,3 Millionen US-Dollar.

Markt ignoriert die Risiken

Risiken liegen vor allem in einer möglichen Verschärfung der Regulierungsvorschriften in den USA. Alleine das starke Wachstum könnte schon dafür sorgen, dass die Regierung auf den Plan tritt. Die Frage ist zudem, inwieweit ein zu erwartendes höheres Zinsniveau ab 2015 eine höhere Ausfallrate bei den Krediten bewirken und damit die Kreditgeber abschrecken könnte.

Trotzdem gesteht der Markt Lending Club aktuell immerhin bereits eine Marktkapitalisierung von über acht Milliarden US-Dollar zu! Das entspricht mehr als dem 40fachen der für 2014 erwarteten Umsätze. Selbst bei optimistischen Schätzungen, die das bisherige Wachstum fortschreiben, läge das 2017er-KGV damit noch über 30.

Das ist mehr als ambitioniert. Schließlich ist Lending Club nicht der einzige Anbieter. In Kürze soll mit On Deck bereits der nächste P2P-Lender an die Börse kommen.

MEIN FAZIT:

Aus meiner Sicht stehen Chancen und Risiken auf diesem Kursniveau nicht mehr in einem vernünftigen Verhältnis zueinander. Nichtsdestotrotz ist das Segment höchst interessant und beobachtenswert.

Spannend wird auch die Entwicklung in Deutschland sein. Neben smava/Fidor versucht hier ja auch die Fintech Group (ehemals Flatex) den Einstieg in dieses Segment zu vollziehen. Akut sehe ich jedoch auch hier keinen Handlungsbedarf.

Armin Brack ist Chefredakteur des Geldanlage-Reports. Gratis anmelden unter: www.geldanlage-report.de. Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.