Matratzen-Aktie Tempur: Lukrative Lagerstätten

von Tim Schäfer, Euro am Sonntag

Willkommen in einem der führenden Matratzenläden New Yorks. Probeliegen gefällig? Am teuersten sind die Modelle von Tempur. Schaumstoffmatratzen in der Größe "Queen", die Platz für zwei Personen bieten, kosten 3.500 bis 5.200 Dollar. "Die Marke ist am beliebtesten. Umfragen zeigen, dass 94 Prozent der Konsumenten sie mögen", sagt der Verkäufer. Gibt es vielleicht Sonderangebote oder einen Rabatt? Kopfschütteln. "Aber Sie bekommen alles gratis nach Hause geliefert."

Schnäppchenpreise sind in der Matratzenzunft eigentlich an der Tagesordnung. Nicht so bei Tempur Sealy. Der Matratzenhersteller hat es mit qualitativ hochwertiger Ware und gutem Service weit gebracht: Tempur nennt sich Weltmarktführer bei Schaumstoffmatratzen. Grundlage des Erfolg sind unnachgiebige Preise - und ein Trend in den USA: Konsumenten geben immer mehr für ihre Schlafunterlage aus.

Stoff aus der Rakete
Federkernmatratzen sind aus der Mode gekommen, Schaumstoffprodukte sind gefragt. Der Umsatz legt in diesem Segment pro Jahr um neun Prozent zu. Schließlich werden auch Amerikaner im Durchschnitt immer älter - und viele leiden unter Schlafstörungen. Vor allem die Senioren sind bereit, für einen gesunden Schlaf tief in die Tasche zu greifen. Fast die Hälfte der Befragten gibt gegenüber Marktforschern an, eine neue Matratze sei das beste Investment für Gesundheit und Wohlbefinden.

Von Beginn an setzte Tempur auf sogenannten viscoelastischen Schaumstoff. Entwickelt hat das petroleumbasierte Material die Raumfahrtbehörde NASA 1966, um Astronauten beim Raketenstart besser zu schützen. Der Clou: Das Material passt sich nahezu perfekt an und übt kaum Druck aus. Schlafende fühlen sich wie auf Wolke sieben und klagen angeblich seltener über Nacken- oder Rückenschmerzen.

Der typische Käufer einer Tempur-Matratze ist Besserverdiener und zwischen 45 und 64 Jahre alt. Für die besonders gut betuchte Klientel liefert das Unternehmen das Bettgestell gleich mit, das steigert die Gewinnmargen. Zum hochwertigen Sortiment gehören etwa per Fernbedienung adjustierbare Rücken- und Beinbereiche. "Hochliegende Beine sind gut fürs Herz", wirbt der Verkäufer im New Yorker Laden.

Um das Geschäft zu vergrößern, kaufte Vorstandschef Mark Sarvary vor zwei Jahren einen starken Konkurrenten hinzu: die Marke Sealy mit Produkten ab etwa 1.000 Dollar. Mit dem Milliardendeal erweiterte der Tempur-Chef die Zielgruppe auf mittlere Einkommensschichten.

Ex-Unternehmensberater Sarvary will zudem Synergien heben und insgesamt rund 70 Millionen Dollar sparen. Der 54-jährige Manager, der zuvor für bekannte Unternehmen wie IBM oder den Lebensmittelriesen Nestlé arbeitete, lässt dabei keinen Bereich aus. Im Einkauf sollen die Kosten ebenso runter wie im Vertrieb oder in der Verwaltung.

Umsatzprognose hoch
Tempur soll indes auch weiter wachsen. Immer schneller bringt das Unternehmen Neuheiten in den Handel und rührt kräftig die Werbetrommel. Die höhere Schlagzahl zahlt sich aus. Im zweiten Quartal kam der Konzernumsatz um gut acht Prozent voran. Finanzvorstand Dale Williams erhöhte zuletzt die Umsatzprognose. Womöglich zieht Tempur beim Gewinn nach: Insider jedenfalls kaufen bereits Aktien - ein Zeichen, dass die Geschäfte besser laufen könnten als erwartet.

Sarvary, der an Eliteuniversitäten studierte und auch Erfahrungen bei der Private-Equity-Firma CVC Capital sammelte, ist bei Investoren hoch angesehen. Ein Fan ist etwa Profi­anleger David Einhorn, der drei Prozent des Grundkapitals von Tempur über seinen Hedgefonds Greenlight Capital eingesammelt hat. Nun investierten weitere Value-Investoren in die Aktie. Die Wall Street wettet wohl schon auf eine erneute Konsolidierung in der Branche.

Investor-Info

Tempur Sealy
Gut gebettet
Tempur ist ein Profiteur der US-Konjunktur: In Aufschwüngen wuchs der Matratzenfabrikant bislang überproportional. Bis Jahresende will der Marken­anbieter den Umsatz von 2,5 auf fast drei Milliarden ausbauen. Gemessen daran ist der Börsenwert mit rund 3,5 Milliarden Dollar günstig. Der Gewinn soll im kommenden Jahr um rund 20 Prozent zulegen, so gesehen passt auch das recht hohe KGV. Kaufen.