Geld anlegen nach Corona

Wohin mit dem Geld nach der Corona-Krise? Investmentideen von Experten

03.08.20 22:41 Uhr

Wohin mit dem Geld nach der Corona-Krise? Investmentideen von Experten | finanzen.net

Die Corona-Pandemie hat die Märkte crashen lassen und Anleger zutiefst verunsichert. Auch wenn die Börsen seitdem deutliche Erholungstendenzen gezeigt haben: Die starken Schwankungen lassen viele Marktteilnehmer ratlos zurück. Experten geben Tipps, wie man sein Geld nach der Krise sinnvoll anlegen kann.

Werte in diesem Artikel
Rohstoffe

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Indizes

21.797,7 PKT 294,5 PKT 1,37%

2.269,3 PKT -9,4 PKT -0,41%

• Börsen nach Corona-Crash deutlich erholt
• Volatilität bleibt hoch
• Experten geben Anlagetipps

Aktien, Rohstoffe, Anleihen oder Devisen? Für Anleger, die an der Börse investieren wollen, stellt sich grundsätzlich die Frage nach der richtigen Anlagemöglichkeit. Die Corona-Krise hat diese Entscheidung noch schwieriger gemacht, denn angesichts der als sicher scheinenden weltweiten Rezession ist für viele Nicht-Experten kaum absehbar, wo sich ein Investment lohnt. Bloomberg hat sich vor diesem Hintergrund die Anlagestrategien von Marktexperten angeschaut: Wie würden Finanzmarkt-Profis eine Million US-Dollar anlegen? Die Antwort liegt manchmal auch abseits von der Börse.

Gold - Liebling in der Krise

Gold als Geldanlage ist bei vielen Anlegern nach wie vor beliebt. Insbesondere in wirtschaftlich unsicheren Zeiten trumpft das Edelmetall auf - seinen Status als Krisenwährung hat Gold noch immer nicht verloren.

Auch Peter Fitzgerald, Chief Investment Officer Multi-Assets & Macro bei Aviva Investors, würde sein Geld nach Corona zumindest teilweise in das Edelmetall investieren. "Es ist beruhigend zu wissen, dass das Geld sicher in ein Metall investiert ist, das seit Jahrtausenden wertvoll ist und nicht mit den breiteren Wertpapiermärkten korreliert. Da die Zentralbanken so viel Geld drucken und die Volkswirtschaften mit Liquidität überschwemmen, um die Pandemie abzufedern, ist Gold eine gute Absicherung gegen die Abwertung von Währungen, einschließlich des US-Dollars", wird der Experte von Bloomberg zitiert.
Goldinteressenten rät er zu ETFs, allerdings sollten diese unbedingt durch physisches Gold besichert sein.

Trotz aller positiven Aspekte sieht Fitzgerald aber auch Probleme bei einem Goldinvestment. Schließlich liefere es keinen Cashflow, keine Einnahmen und werfe zudem keine Dividende ab. "Gold ist das Disneyland eines Anlegers - ein magisches Königreich, an das man glauben muss, um es zu genießen."

ETFs - Profiteure der Liquiditätsflut

Geld in Aktien zu investieren, empfiehlt dagegen Nilson Teixeira, Chief Investment Officer bei Macro Capital. Angesichts der beispiellosen Liquiditätsschwemme durch die internationalen Notenbanken, mit der die Währungshüter rund um den Globus die Folgen der Pandemie eindämmen wollen, könne man allein durch die Investition in wichtige Aktienindizes bereits eine erhebliche Rendite erzielen, so der Experte.

Übergewichten würde er dabei asiatische Aktien außerhalb Japans, danach würde er in US-Börsenbarometer wie den Nasdaq 100 und den Russell 2000 investieren, erklärt er gegenüber Bloomberg. Auch Gold hält er für eine gute Depotergänzung.

"Es wird eine Weile dauern, bis die Zentralbanken mit der Zinserhöhung beginnen, es wird also ein perfektes Wachstumsumfeld geben. Die Schwellenländer insgesamt tendieren in diesem Szenario dazu, sich besser zu entwickeln", lediglich bei Brasilien sehe er viele Unsicherheiten.

Grüne Investments und Technologie

Nachhaltig Investieren ist seit geraumer Zeit ein Trend am Markt. Auch bei Shirley Crystal Chua, Gründerin und Group Chief Executive Officer bei Golden Equator, haben grüne Anlagen die Nase vorn. ESG-Investitionen (Environmental, Social and Governance) hätten in der Anfangsphase der Pandemie besser abgeschnitten als der breite Markt, Dänemark, wo man Wert auf Nachhaltiges Investieren legt, sei mit großem Abstand die Börse mit der besten Performance, so die Expertin bei Bloomberg.

Vor diesem Hintergrund lege auch sie selbst Wert auf "Unternehmen, Aktien, Anleihen und Fonds, die soziale, ökologische und finanzielle Ziele erreichen". Gleichzeitig nehme man Investitionen ins Visier, die der Wirtschaft helfen und gleichzeitig Entwicklungsziele wie sauberere Umwelt, bessere Regierungsführung, sicherere Produkte […] und bessere integrativere Wachstums- und Beschäftigungspraktiken anstreben". In diesem Segment erwartet die Expertin eine weiterhin starke Nachfrage: "Wir erwarten, dass sich dieser Trend beschleunigt, da Nachhaltigkeit zur zentralen Anlagephilosophie für mehr Privatanleger wird".

Neben Nachhaltigen Investments konzentriert sich Shirley Crystal Chua auch auf Aktien aus dem Technologiesektor, die im Zusammenhang mit dem Trend zum Remote Arbeiten und der zunehmenden Nachfrage nach Digitalisierung profitieren können. Da immer mehr Menschen zur Teilnahme an der digitalen Wirtschaft gedrängt werden, werden Geschäftsmodelle, die wichtige Dienstleistungen und Produkte online bereitstellen, weiterhin ein starkes Wachstum verzeichnen, glaubt die Expertin.

Immobilien als Investment

Hans Olsen, Chief Investment Officer des Fiduciary Trust, würde seinen Hauptfokus mit einer Anlagesumme von einer Million US-Dollar auf den Immobilienbereich legen. Konkret nennt er gegenüber Bloomberg Immobilien außerhalb der großen Städte. Corona habe bei vielen Menschen, insbesondere solchen mit Familien, ein Umdenken ausgelöst, glaubt er. Insbesondere im Hinblick auf Lebensqualität im Zusammenspiel mit noch erschwinglichen Immobilienpreisen seien Regionen außerhalb der Großstädte "eine langfristige Option für diese Art von Kapital".

Doch auch ein etwas ungewöhnliches Alternativinvestment schlägt Olsen vor: "Gehen Sie raus und restaurieren Sie einige alte Land Rover, die frühen Modelle der Defender- oder Pre-Defender-Serie", rät der Experte. Wer die Fahrzeuge günstig erwirbt und restauriert, kann seiner Ansicht nach damit durchaus eine ansehnliche Rendite erzielen.

Investieren in Anleihen

Für viele Menschen gilt der Rentenmarkt nicht als renditestarkes Investment, Stan Young, der als Geschäftsführer und Senior Client Advisor bei Rockefeller Capital Management tätig ist, sieht das aber anders. "Was viele Menschen vergessen, ist, dass der Rentenmarkt tatsächlich ein riesiges Mosaik von Möglichkeiten ist. Es ist mit Abstand die größte Anlageklasse", wird der Experte von Bloomberg zitiert.

Selbst die US-Notenbank ist aktuell auf diesem Markt aktiv und kauft aggressiv festverzinsliche Wertpapiere auf. "Aber die Fed kann nicht alles kaufen", so Young. Tatsächlich konzentrierten sich die Währungshüter auf Anleihen mit "Investment Grade", in die ein Großteil des dafür verfügbar gemachten Kapitals geflossen ist. Was für die Fed uninteressant ist, für Anleger aber zur Chance werden könnte, sind Young zufolge private Festverzinsliche, die seiner Ansicht nach über ein starkes Renditepotenzial gegenüber dem Risiko verfügten. Konkret nennt der Experte in diesem Zusammenhang Unternehmens- und Konsumentenkredite, Immobilienbrückenkredite, Flugzeugleasing und Kredite für kleine Unternehmen.

Gaming und VR

Für den bekannten Investor Mike Novogratz, CEO von Galaxy Investment Partners, ist die Gaming-Branche ein lohnenswertes Investment. Dabei denkt er konkret an Chancen, die das Metaversum, das Konzept "eines virtuellen Universums, das virtuelle und erweiterte Realitäten miteinander verbindet und sie mit der physischen Welt verbindet", vor dem Hintergrund von 5G und Spielen in der Cloud bietet.

Er selbst habe einen Risikofonds am Start, mit dem er in Unternehmen investiert, die in diesem Bereich tätig sind. "Die virtuelle Welt und die reale Welt werden in den nächsten fünf bis zehn Jahren verschmelzen. Dies ist wirklich eine Fünf- oder Zehnjahreswette und eine wirklich faszinierende", so der Experte. Allerdings rät er dazu, viele kleine Wetten abzuschließen, da man aktuell noch nicht absehen könne, wer schlussendlich in diesem Segment als Gewinner hervorgeht. "Aber wenn man mir eine Million geben würde, die in 10 Jahren Tonnen an Geld wert sein könnte, dann würde ich sie in diesem Bereich investieren".

Redaktion finanzen.net

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