Commerzbank-Aktie +17 Prozent: UniCredit-Einstieg beflügelt Übernahmephantasien
Der Vorstandsvorsitzende der Commerzbank, Manfred Knof, wird seinen Vertrag nicht verlängern.
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Wie die Commerzbank mitteilte, wird Knof seinen bis Ende Dezember 2025 laufenden Vertrag erfüllen, aber darüber hinaus der Commerzbank nicht mehr zur Verfügung stehen. Der Aufsichtsratsvorsitzende Jens Weidmann habe dies mit großem Bedauern zur Kenntnis genommen, gleichwohl aber seinen Respekt für diese Entscheidung und seine hohe Wertschätzung für die erfolgreiche Arbeit von Knof bekundet. Der Aufsichtsrat werde umgehend den Suchprozess für die Nachfolge Knofs starten.
Finanzagentur platziert 53 Millionen Commerzbank-Aktien
Die Finanzagentur des Bundes startet mit der angekündigten Reduzierung ihrer Beteiligung an der Commerzbank. Wie die Agentur mitteilte, beginnt sie am Dienstag mit der Platzierung von gut 53 Millionen Commerzbank-Aktien. Ihr Anteil wird sich nach Abschluss der Transaktion auf 12,0 von 16,5 Prozent reduzieren. Die Transaktion wird in einem beschleunigten Platzierungsverfahren durchgeführt und richtet sich an institutionelle Investoren.
Für die verbliebene Beteiligung wurde eine Verkaufsbeschränkung mit einer Laufzeit von 90 Tagen abgeschlossen. Dabei gebe es aber bestimmte Ausnahmen, so die Finanzagentur weiter.
UniCredit will wohl Fusion mit Commerzbank prüfen
Unicredit will mit dem Commerzbank-Management einem Agenturbericht zufolge eine Fusion prüfen. Wie Reuters unter Berufung auf eine mit der Angelegenheit vertraute Person berichtet, hat Unicredit-CEO Andrea Orcel das Commerzbank-Management zu Gesprächen über ein Zusammengehen eingeladen.
Die Commerzbank lehnte auf Anfrage von Dow Jones Newswires eine Stellungnahme ab. Von Unicredit war zunächst keine Stellungnahme zu erhalten.
Unicredit hatte am Morgen mitgeteilt, dass sie einen Anteil von 9 Prozent an der Commerzbank erworben hat, unter anderem durch Übernahme eines 4,5-Prozent-Pakets vom Bund. In der Mitteilung hieß es, die italienische Bank wolle mit der Commerzbank über Möglichkeiten der Wertsteigerung sprechen. Auch deutete sie an, dass eine Aufstockung des Anteils möglich ist.
UniCredit steigt bei Commerzbank ein - Bund verkauft Aktienpaket an Italiener
Der Einstieg der italienischen Großbank UniCredit bei der Commerzbank befeuert Spekulationen über eine Übernahme des deutschen Rivalen. Die Italiener schlugen zum einen bei dem vor einer Woche angekündigten Verkauf von Aktien durch den Bund zu. Zum anderen kauften sie Anteile am Markt. In Summe halten die Italiener jetzt rund neun Prozent der Commerzbank-Aktien. Die Bank ließ offen, ob sie weiter aufstocken will. Um hier aber flexibel entscheiden zu können, will sich bei den Aufsehern die Genehmigung holen, den Anteil auch auf mehr als 9,9 Prozent aufstocken zu können.
Rund die Hälfte des 9-prozentigen Pakets erwarb die UniCredit vom deutschen Staat. Der Bund verkaufte im Rahmen des vor einer Woche angekündigten Teilausstiegs knapp 4,5 Prozent im Paket an die Italiener. Diese waren bereit, mehr zu zahlen, als die Papiere am Dienstagabend an der Börse wert gewesen waren, wie die Finanzagentur am Mittwochmorgen in Frankfurt mitteilte. Alle vom Bund offerierten Aktien seien "infolge einer deutlichen Überbietung aller übrigen Angebote innerhalb des Bookbuilding-Verfahrens" an die UniCredit zugeteilt worden.
Der Zuteilungspreis von 13,20 Euro je Aktie liegt 60 Cent oder knapp fünf Prozent über Xetra-Schluss vom Dienstag. Üblich sind bei solchen Platzierungen Abschläge. Der Bund nahm durch den Verkauf der gut 53 Millionen Aktien etwas mehr als 700 Millionen Euro ein. Der Anteil des Staats sinkt damit auf 12 Prozent, womit der Bund vorerst der größte Anteilseigner der seit der Finanzkrise teilverstaatlichten Commerzbank bleibt.
Mit einem Anteil von neun Prozent ist die UniCredit nun der zweitgrößte Aktionär. Die UniCredit hatte bereits vor knapp 20 Jahren im deutschen Bankenmarkt zugeschlagen. 2005 kaufte sie die deutsche Hypovereinsbank für rund 15 Milliarden Euro und ist seitdem stark im deutschen Privatkundenmarkt vertreten, auch wenn sie die Zahl der Mitarbeiter und Filialen seit der Übernahme deutlich abgebaut hat.
Die UniCredit und die Commerzbank gehörten in der Finanz- und Wirtschaftskrise 2008/2009 und in der EU-Schuldenkrise Anfang des vergangenen Jahrzehnts zu den größten Verlierern am Aktienmarkt. Die Aktienkurse beider Institute waren zeitweise um mehr als 90 Prozent gefallen. Inzwischen hat sich die Lage für beide Häuser unter anderem wegen der zuletzt wieder deutlich höheren Zinsen massiv verbessert. Bei der UniCredit fiel die Erholung allerdings deutlich stärker aus.
Commerzbank-Aktie sehr gefragt
Die hohe Beteiligung der UniCredit hat am Mittwoch bei der Commerzbank Übernahmespekulationen hochkochen lassen. Spürbar waren diese an einem immer größer werdenden Kurssprung, der am frühen Nachmittag zeitweise 19 Prozent betrug. Bis zu 15 Euro wurden im Verlauf für die Aktien gezahlt, deren Kurs wieder das Niveau von Anfang August erreichte. Beim Handelsende betrug das Commerzbank-Plus dann 16,55 Prozent auf 14,69 Euro. Die Papiere der UniCredit bewegten sich in Mailand unterdessen letztlich 0,22 Prozent im Plus bei 36,155 Euro.
"Die Aussage der UniCredit, dass sie ihren Anteil an der Commerzbank möglicherweise noch weiter erhöhen wird, könnte zu Spekulationen über eine vollständige Übernahme führen", hieß es von einem Börsianer. Ein weiterer Händler merkte an, dass der UniCredit-Chef Andrea Orcel Anfang des Jahres angedeutet habe, dass Übernahmen für die italienische Bank attraktiver werden könnten. Hugo Cruz von Keefe Bruyette & Woods glaubt, dass eine vollständige Commerzbank-Übernahme finanziell und strategisch sinnvoll wäre.
Analyst Philipp Häßler von der DZ Bank zeigte sich in einem ersten Kommentar überrascht vom Geschehen und betonte, die Übernahmefantasie sei zurück. Er berücksichtigte diese in einer Studie vom Mittwoch gleich mit einer 10-prozentigen Übernahmeprämie und schraubte den fairen Wert der Aktie auf 19,60 Euro nach oben. Dieser suggeriert noch Luft nach oben für den Kurs und rechtfertigt in den Augen von Häßler weiterhin eine Kaufempfehlung.
Häßler betonte, mit 0,6 sei das Kurs-Buchwert-Verhältnis auch nach dem heutigen Kursanstieg weiterhin attraktiv für einen Käufer. Er sieht in dem Anteilserwerb "einen geschickten Schachzug", da die Italiener sich entweder für eine spätere Übernahme positionierten oder bei einer Übernahme durch einen Dritten zumindest mitreden könnten. Er interpretiert den Paketverkauf auch so, dass der Bund keine Einwände gegen die UniCredit zumindest als neuen Großaktionär hat.
Allerdings gebe es zahlreiche Beispiele dafür, dass Banken Minderheitsbeteiligungen an anderen Finanzinstituten besitzen, sodass ein vollständiges Übernahmeangebot hier keineswegs eine ausgemachte Sache sei, hatte ein Händler am Morgen allerdings noch erwähnt.
"Die UniCredit wird mit der Commerzbank AG zusammenarbeiten, um wertschöpfende Möglichkeiten für alle Stakeholder beider Banken auszuloten", hieß es von dem italienischen Finanzkonzern. Dieser betonte gleichwohl, dass der Kauf der Commerzbank-Anteile zwar die Kernkapitalquote mit rund 15 Basispunkten beeinflussen werde, sich an der Ausschüttungspolitik aber nichts ändern werde.
Von der Commerzbank wurde außerdem bekannt, dass es auf absehbare Zeit einen Chefwechsel geben wird. Manfred Knof wird das Frankfurter Bankhaus Ende 2025 verlassen und so soll schleunigst mit der Suche nach einer Nachfolge begonnen werden. Ein Händler sieht in der Finanzchefin Bettina Orlopp eine starke Kandidatin für seine Nachfolge.
Die UniCredit und die Commerzbank gehörten in der Finanz- und Wirtschaftskrise 2008/2009 und in der EU-Schuldenkrise Anfang des vergangenen Jahrzehnts zu den größten Verlierern am Aktienmarkt. Die Aktienkurse beider Institute waren zeitweise um mehr als 90 Prozent gefallen. Inzwischen hat sich die Lage unter anderem wegen der zuletzt wieder deutlich höheren Zinsen massiv verbessert. Bei der UniCredit fiel die Erholung allerdings deutlich stärker aus.
Der Kurs der UniCredit-Aktie hat sich seit dem Rekordtief im Frühjahr 2020, als der Kurs im Corona-Crash bis auf fast sechs Euro gefallen war, in etwa versechsfacht. Die Bank ist inzwischen wieder fast 60 Milliarden Euro wert und könnte sich damit eine Übernahme der Commerzbank leisten. Der Kurs des Frankfurter Bankhauses hat sich seit März 2020 zwar auch mehr als vervierfacht, die Marktkapitalisierung lag aber am Vortag mit knapp 15 Milliarden Euro noch bei rund einem Viertel des UniCredit-Börsenwerts.
FRANKFURT/MAILAND (Dow Jones/dpa-AFX)
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06.11.2024 | Commerzbank Buy | Warburg Research | |
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