Frankierung

Deutsche Post: Nachfrage nach 'Mobiler Briefmarke' steigt - Aktie im Plus

09.09.24 13:35 Uhr

Deutsche Post-Aktie gefragt: Mobile Briefmarke gewinnt an Bedeutung | finanzen.net

75 Jahre nach dem Erscheinen der ersten Briefmarken der Bundesrepublik Deutschland gewinnt eine andere Art der Frankierung etwas an Bedeutung.

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Die sogenannte Mobile Briefmarke sei im vergangenen Jahr 13,8 Millionen Mal verkauft worden und damit 0,3 Millionen Mal häufiger als 2022, teilte die Deutsche Post auf Anfrage mit. 2021 hatte der Wert mit neun Millionen noch deutlich niedriger gelegen, das Alternativangebot zu konventionellen Briefmarken war Ende 2020 gestartet.

Wie die Mobile Marke funktioniert

Wer einen Brief verschicken will, muss nicht mehr unbedingt in eine Postfiliale oder an einen Postautomaten gehen, um eine Briefmarke zum Bekleben eines Umschlags zu kaufen. Stattdessen kann er in der App "Post & DHL" Porto buchen. Dann bekommt er einen Code aus Zahlen und Buchstaben angezeigt. Diesen Code schreibt er mit einem Stift auf einen Briefumschlag, den die Post auf dem späteren Sendungsweg als Frankatur erkennt. Einen Aufpreis gibt es nicht - bezahlt wird das, was das Porto kostet, zum Beispiel 85 Cent für einen Standardbrief. Der Service gilt nur für das Inland.

Er ist - wie der Name schon sagt - für Leute gedacht, die unterwegs sind und per App unkompliziert einen Brief frankieren wollen. Separat zur normalen Briefmarke gibt es schon seit längerem Internetmarken, bei denen Verbraucher QR-Codes bekommen und diese ausdrucken müssen.

Die Nachfrage nach der Mobilen Briefmarke zieht zwar etwas an, diese Art des Postwertzeichens bleibt aber eine Nische - nur circa ein Prozent der Briefe, die eine Briefmarke haben, hat besagte Mobile Marke. Zählt man die Werbe- und Firmenpost hinzu, die von Maschinen mit Aufdrucken frankiert wird, ist der Anteil noch geringer.

Sinkende Nachfrage nach Briefmarken

Am 7. September 1949 gab die noch junge Bundespost ihre ersten Briefmarken heraus, also dreieinhalb Monate nach Gründung der Bundesrepublik. Es war eine grüne Marke für 10 Pfennig und eine rote für 20 Pfennig. Zu sehen war das gleiche Motiv, und zwar ein Richtfest mit Bauarbeitern.

Die Nachfrage nach Briefmarken war jahrzehntelang hoch, schließlich waren Ferngespräche mit dem Telefon teuer und Briefe ein wichtiger Teil der Kommunikation mit Familie und Freunden. Im Internetzeitalter kamen Briefe aber allmählich aus der Mode - die Menschen nutzten immer stärker Mails und Chats. 2001 hatte die Deutsche Post noch 22,7 Milliarden Briefsendungen befördert, 2023 waren es nur noch 12,5 Milliarden und damit 5,6 Prozent weniger als ein Jahr zuvor.

Sind Briefe samt Briefmarke also ein Auslaufmodell? Zwar rechnet der Bonner Konzern DHL, dessen nationales Briefgeschäft unter Deutsche Post firmiert, mit weiter rückläufigen Mengen, er bewertet diesen Geschäftszweig aber auch künftig als bedeutend. "Die klassische Briefmarke wird weiterhin eine wichtige Rolle in unserer Gesellschaft haben, und zwar sowohl als Porto insbesondere für die wertige, individuelle und ansprechende schriftliche Kommunikation als auch als Objekt für Sammler und letztlich als Kulturgut Deutschlands", sagt Benjamin Rasch, Marketingchef des Konzernbereichs Post & Paket Deutschland.

141 Orte haben keine Postfiliale, obwohl es eine geben muss

Die Deutsche Post hat noch immer weniger Filialen auf dem Land als sie haben müsste. Im Juli habe es 141 sogenannte unbesetzte Pflichtstandorte gegeben und damit 16 mehr als im Februar, teilte die Bundesnetzagentur auf dpa-Anfrage mit. Einer gesetzlichen Regel zufolge muss die Post in Gemeinden, die mehr als 2000 Einwohner haben, mindestens eine Filiale haben. In Gemeinden mit mehr als 4000 Einwohnern darf die Entfernung zur Filiale in zusammenhängenden Wohngebieten nicht mehr als zwei Kilometer betragen.

Mit knapp 13.000 Postfilialen - meistens Kioske und andere Einzelhändler mit Post-Schalter - ist der Bonner Konzern bundesweit zwar stark vertreten, eine staatliche Pflicht von insgesamt 12.000 Filialen wird übertroffen. Aber auf dem Land und am Stadtrand hält die Post besagte Entfernungsregeln nicht immer ein.

Strukturwandel auf dem Land ist Problem

Im Oktober 2023 waren es den Angaben zufolge nur 73 unbesetzte Pflichtstandorte und damit nur circa halb so viele wie im Juli dieses Jahres. Allerdings ist kein Trend auszumachen, der Wert schwankt vielmehr seit langem - im Januar 2023 waren es mit 174 mehr als zuletzt.

Grund für die Schwierigkeiten des Logistikers ist der Strukturwandel auf dem Land: Wenn in einem Dorf der letzte Supermarkt oder Krämerladen dichtmacht und kein anderer Einzelhändler mehr als Partner bereitsteht, bleibt der Filialstandort unbesetzt. Manchmal dauert es dann auch einfach etwas, bis sich doch noch ein Partner findet.

Ein Post-Sprecher wies darauf hin, dass die Einrichtung von Filialen "insbesondere in ländlichen Gebieten mit wenig ausgeprägter Einzelhandels-Infrastruktur sehr herausfordernd ist und wir immer wieder mit Geschäftsaufgaben von Filialpartnern rechnen müssen". Es sei daher nicht ungewöhnlich, dass die Zahl der Vakanzen gestiegen sei. "Wir werden auch weiterhin mit Hochdruck und im engen Dialog mit den Bürgermeistern in den betreffenden Kommunen daran arbeiten, an allen "Pflichtstandorten" präsent zu sein", so der Sprecher des Post-Konzerns DHL, dessen nationales Briefgeschäft unter Deutsche Post firmiert.

Automaten werden wichtiger

Das Problem dürfte im nächsten Jahr entschärft werden. Denn zum Jahreswechsel greifen neue Regeln des Postgesetzes, das unlängst novelliert worden war. Dann werden unter bestimmten Umständen auch sogenannte Poststationen bei der Erfüllung der Pflichtvorgabe angerechnet, bislang ist das nicht der Fall. An Poststationen können Briefmarken gekauft, Pakete frankiert sowie Briefe und Pakete abgeben werden, außerdem gibt es eine Videoberatung. Ein Vorteil: Die Automaten sind rund um die Uhr verfügbar, bei Postfilialen müssen sich die Kunden hingegen an die Öffnungszeiten halten.

Von den 141 unbesetzten Pflichtstandorten im Juli hatten 27 Standorte einen Automaten - dort war es also durchaus möglich, postalische Dienstleistungen in Anspruch zu nehmen. Das zeigt, dass der Wert im kommenden Jahr vermutlich sinken wird. Allerdings muss sich die Post hierbei mit Kommunalvertretern abstimmen und sie braucht bei der Anrechnung eines Automaten auf die Filialpflicht die Zustimmung der Bundesnetzagentur. Es wäre eine Überraschung, wenn die Behörde sich bei dem Thema querstellt: Dessen Chef Klaus Müller hatte sich unlängst grundsätzlich positiv über die Automaten geäußert.

Die DHL-Aktie notiert im XETRA-Handel zeitweise 1,30 Prozent höher bei 38,97 Euro.

BONN (dpa-AFX)

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