US-Notenbank Fed: Fiskalpolitik könnte schnellere Zinsanhebung erzwingen
Die führenden Mitglieder der US-Notenbank Fed haben bei ihrer jüngsten Zinssitzung vor allem den Einfluss der künftigen Fiskalpolitik in den USA thematisiert.
Viele Mitglieder hätten die Sorge geäußert, die Notenbank könne wegen einer steigenden Inflation zu schnelleren Zinsanhebungen gezwungen sein, hieß es in dem am Mittwoch veröffentlichten Protokoll zur jüngsten Sitzung des geldpolitischen Ausschusses (FOMC) vom 13. bis 14. Dezember.
Demnach könnten Wachstum und Inflation wegen künftig steigender Staatsausgaben höher ausfallen als bislang angenommen. Ungefähr die Hälfte der Mitglieder habe bereits angefangen, die künftige Fiskalpolitik in ihre Prognosen einzubeziehen. Bei der Sitzung im Dezember hatte die Fed zum zweiten Mal seit der Finanzkrise den Leitzins angehoben.
EXPERTE: LEICHT FALKENHAFTES PROTOKOLL
Einige Fed-Mitglieder gehen laut Protokoll aber auch davon aus, dass der starke Dollar zu Gegenwind für die US-Konjunktur führen könnte. Insgesamt gebe das Protokoll leicht falkenhafte Signale, kommentiert Paul Ashworth, Experte beim Londoner Analysehaus Capital Economics. Demnach spricht die Mitschrift tendenziell für einen etwas strafferen geldpolitischen Kurs.
Die Fed werde dieses Jahr aber voraussichtlich vorrangig auf Veränderungen der Fiskalpolitik reagieren, so der Experte. Derzeit gebe es erhebliche Unsicherheit bezüglich des Zeitplans und der Größe möglicher Stimulierungen.
FED: GRADUELLE ZINSANHEBUNGEN WEITER ANGEMESSEN
Der künftige US-Präsident Donald Trump hat eine Konjunkturspritze durch steigende Staatsausgaben etwa für Investitionen in die Infrastruktur versprochen. Es sei derzeit aber noch ungewiss, wie die künftige Fiskalpolitik aussehen werde, hieß es in dem Fed-Protokoll. Abgesehen von den daraus resultierenden Risiken sei es weiterhin angemessen, über die kommenden Jahre graduelle Zinsanhebungen anzustreben.
Uneinigkeit gab es unter den Notenbankern darüber, wie weit die Arbeitslosigkeit in den USA noch zurückgehen wird und welche Auswirkungen die Lage am Arbeitsmarkt auf die Inflation haben wird.
UNEINIGKEIT ZWISCHEN TAUBEN UND FALKEN
Für Harm Bandholz, Experte bei der Bank Unicredit, zeigt das Protokoll, dass sich innerhalb der Fed-Führung derzeit geldpolitische Tauben, die eher für eine lockere Geldpolitik einstehen, und geldpolitische Falken, die im Gegenteil einen strafferen Kurs befürworten, gegenüberstehen. Dabei seien die Tauben in einer stärkeren Position, unter anderem weil Fed-Chefin Janet Yellen dazugehöre.
Bandholz rechnet daher für dieses Jahr nur mit zwei Zinsanhebungen, während aus den jüngsten Fed-Zinsprognosen hervorgeht, dass die Notenbanker im Mittel mit drei Anhebungen rechnen.
FINANZMÄRKTE REAGIEREN KAUM
An den Finanzmärkten gab es kaum Reaktionen auf die Veröffentlichung des Fed-Protokolls. Am US-Aktienmarkt tat sich wenig. Der Eurokurs gab zuletzt etwas nach. Die Rendite zehnjähriger US-Staatspapiere verlor nur kurzzeitig leicht, glich aber die Verluste im Anschluss wieder aus.
/tos/he
WASHINGTON (dpa-AFX)
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