Russland-Sanktionen: Hans-Werner Sinn warnt vor Stärkung Chinas
Der deutsche Top-Ökonom Hans-Werner Sinn warnt, dass die Auswirkungen der Russland-Sanktionen auch für die EU massiv sein werden.
"Russlands Rohstoffe und Westeuropas Industrieproduktion passen perfekt zusammen. Dieser Handel ist für beide Seiten nützlicher als ein Handel zwischen ähnlichen Ländern mit ähnlichen Produkten", meinte er im "Kurier". Die Ressourcen, die Russland nicht mehr in Westeuropa absetze, verkaufe es nun nach China, "und das hilft den Chinesen ungemein".
"Wir Europäer verzichten hier freiwillig auf Brennstoffe, für die es einen Weltmarkt gibt. Und indem wir das tun, drücken wir den Weltmarktpreis dieser Brennstoffe und fördern damit die Nachfrage in anderen Teilen der Welt - auch in China und Co. Kurzum: Dem Klima hilft unsere Politik nicht, wohl aber unseren Konkurrenten auf den Weltmärkten", so Sinn. Das Abschalten der Atomenergie in Deutschland habe er schon immer für einen schweren Fehler gehalten.
Eine Pleite von Russland hält der bekannte Wirtschaftsforscher für möglich. "Das ist denkbar, weil man den Russen die Devisenreserven eingefroren hat. Das hat dramatische Konsequenzen, weil die russische Notenbank nicht mehr in der Lage ist, eine Rubel-Abwertung zu bekämpfen. Die Notenbank müsste in der jetzigen Situation ja Rubel aufkaufen, und zwar mit ihren Devisen-Reserven. Aber an ihre Dollar- und Euro-Reserven kommt sie eben nicht mehr heran", erklärt er die Spirale nach unten.
Zu möglichen Hilfen für österreichische Banken, die in Russland besonders engagiert sind, glaubt Sinn, dass der Staat wohl helfen müsse - da es politische Aktionen seien, unter denen die Banken leisen. Aber: "Die schlechteste Form ist, ihnen einfach Geld zu schenken. Wenn schon Eigenkapital zur Verfügung gestellt werden muss, dann sollte der Staat als Gegenleistung Anteilsrechte bekommen", gibt der Wirtschaftsexperte zu bedenken.
Zu der stark steigenden Inflation meinte Sinn im "Kurier": "Die EZB muss jetzt bremsen. Wenn sie die Zinsen anhebt, bremst sie die schädliche Überschuss-Nachfrage, die inflationär ist. Die Staaten würden sich auch weniger verschulden. Das wäre eine wirksame Anti-Inflationspolitik, die ansonsten unschädlich ist."
WIEN/FRANKFURT (dpa-AFX)
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