Boeing-Aktie rot: "Starliner"-Raumschiff vor erstem bemannten Testflug - neue Ermittlungen bertreffen 787 'Dreamliner'
Genau zehn Jahre ist es her, dass der damalige Nasa-Chef Charles Bolden bei einer dramatisch-inszenierten Pressekonferenz vor US-amerikanischen Flaggen und mit Tränen der Rührung in den Augen eine große Ankündigung machte.
"Die bedeutendste Nation der Welt sollte bei der Raumfahrt nicht auf irgendein anderes Land angewiesen sein", sagte Bolden - und versprach die Rückkehr zu eigenen Flügen zur Internationalen Raumstation ISS. Von 2017 sprach Bolden damals - doch dann passierte erst einmal lange wenig.
Nach dem Ende der Ära der Space Shuttles wollte die US-Raumfahrtbehörde Nasa diesmal nicht mehr selbst entwickeln und bauen, sondern beauftragte den Flugzeugbauer Boeing und das Unternehmen SpaceX von Tech-Milliardär Elon Musk. Damals wurde das altbewährte Unternehmen Boeing mit seinem "Starliner"-Raumschiff als deutlich im Vorteil angesehen und bekam einen fast doppelt so lukrativen Vertrag. Doch dann kam es bei Boeing zu Krisen, Problemen und Verzögerungen. Am Dienstag (04.34 Uhr MESZ, Montag 22.34 Uhr Ortszeit) aber - zehn Jahre nach der großen Ankündigung 2014 - soll es nun endlich bemannt losgehen.
Mit den Nasa-Astronauten Barry Wilmore und Suni Williams an Bord soll der "Starliner" vom Weltraumbahnhof Cape Canaveral im US-Bundesstaat Florida starten. Am Mittwoch wird das Raumschiff an der ISS erwartet, wo Wilmore und Williams rund eine Woche lang bleiben sollen. "Es fühlt sich fast unwirklich an", sagte die 58 Jahre alte Williams, die zuvor schon zweimal an Bord der ISS war, im Vorfeld bei einer Pressekonferenz. "Wir wären nicht hier, wenn wir nicht bereit wären", sagte ihr 61 Jahre alter Astronauten-Kollege Wilmore, der ebenfalls schon zweimal im All war. "Wir sind bereit. Das Raumschiff ist bereit und das Team ist bereit."
Konkurrent SpaceX hat Boeing unterdessen längst überholt. 2020 unternahm dessen "Crew Dragon" erstmals erfolgreich einen bemannten Test zur ISS, seitdem haben sich die Astronauten-Transporte derart eingespielt, dass derzeit schon die achte reguläre Crew mit dem "Dragon" an der Raumstation ist. Für die anvisierte Ankunft des "Starliner" musste der "Crew Dragon" an der ISS gerade extra an eine andere Andockstation umgelegt werden.
Der "Starliner" soll nun zur "Crew Dragon"-Alternative werden und damit die Astronauten-Kapazitäten stark erhöhen - aber erst einmal muss sich das Raumschiff beweisen. Bei einem ersten unbemannten Test 2019 war der "Starliner" gar nicht erst an der ISS angekommen. Das Raumschiff ist ein teilweise wiederverwendbares Raumfahrzeug, das aus einer rund drei Meter hohen Kapsel für die Besatzung und einem Servicemodul besteht und bis zu sieben Besatzungsmitglieder befördern kann, aber hauptsächlich auf vier ausgerichtet ist und im Unterschied zum "Crew Dragon" nicht auf dem Wasser, sondern auf der Erde landet.
Ein zweiter unbemannter Testflug glückte 2022, doch dann traten erneut zahlreiche Probleme auf, die einen geplanten bemannten Testflug immer weiter verzögerten. Natürlich wünsche man sich, man sei schon weiter, sagte Boeing-Manager Mark Nappi gerade bei einer Pressekonferenz. "Da gibt es keinen Zweifel, aber jetzt sind wir hier."
Auch der derzeitige Nasa-Chef Bill Nelson gibt sich betont optimistisch in Hinblick auf die Zukunft des "Starliner": "Hier wird Geschichte geschrieben. Wir befinden uns in einem goldenen Zeitalter der Raumfahrt."
"Starliner"-Raumschiff soll erstmals zu bemanntem Testflug aufbrechen
Nach jahrelangen Verzögerungen soll das krisengeplagte Raumschiff "Starliner" am Dienstag (22.34 Uhr Ortszeit, 4.34 Uhr MESZ) erstmals zu einem bemannten Testflug zur Internationalen Raumstation ISS aufbrechen. Mit den Nasa-Astronauten Barry Wilmore und Suni Williams an Bord soll das Raumschiff vom Weltraumbahnhof Cape Canaveral im US-Bundesstaat Florida starten.
Am Mittwoch wird es an der ISS erwartet, wo Wilmore und Williams rund eine Woche bleiben sollen. Für die Ankunft des "Starliner" war an der ISS extra der derzeit dort angedockte "Crew Dragon" an eine andere Andockstation umgezogen.
Im Mai 2022 hatte der vom US-Flugzeugbauer Boeing entwickelte und gebaute "Starliner" erstmals einen erfolgreichen unbemannten Flug zur ISS absolviert und dort vier Tage verbracht - ein wichtiger Test für das Raumschiff. Künftig soll es als Alternative zur "Crew Dragon"-Raumkapsel von SpaceX Astronauten zur ISS transportieren. Wegen einer Reihe von Problemen liegt das Projekt allerdings weit hinter dem Zeitplan.
Neue Ermittlungen bei Boeing: 787 'Dreamliner' betroffen
Boeing steht im Visier einer weiteren Untersuchung der US-Luftfahrtbehörde FAA. Diesmal geht es um Qualitätskontrollen beim Langstreckenmodell 787 "Dreamliner", wie die FAA am Montag mitteilte. Boeing habe die Behörde darüber informiert, dass bei einigen der Maschinen möglicherweise die Verbindungsstellen zwischen Rumpf und Tragflächen nicht überprüft worden seien.
Nun werde geprüft, ob die nötigen Inspektionen durchgeführt worden seien und ob Boeing-Mitarbeiter möglicherweise Prüfungsunterlagen gefälscht hätten, teilte die FAA mit. Der Konzern überprüfe alle 787 auf den Produktionslinien und müsse auch einen entsprechenden Plan für Maschinen ausarbeiten, die in Betrieb seien.
Boeing betonte, dass es kein dringliches Sicherheitsproblem für die aktuelle Airline-Flotte sei und keine Flugzeuge am Boden bleiben müssten. Der Hinweis an die FAA gehe auf den Hinweis eines Boeing-Mitarbeiters zurück, der einen Verstoß gegen die Prüfungsvorgaben beobachtet und das Management informiert habe, schrieb 787-Programmchef Scott Stocker in einer E-Mail an die Belegschaft.
Die Qualitätsaufsicht bei Boeing steht seit einem dramatischen Zwischenfall Anfang Januar verstärkt im Mittelpunkt. Bei einer so gut wie neuen Boeing 737-9 Max der US-Fluggesellschaft Alaska Airlines brach kurz nach dem Start im Steigflug ein Rumpf-Fragment an der Sitzreihe 26 heraus. Die mehr als 170 Menschen an Bord kamen weitgehend mit dem Schrecken davon. Allerdings waren die beiden Sitze in der Nähe des Lochs im Rumpf nur durch einen glücklichen Zufall leer geblieben und das Flugzeug befand sich noch in relativ geringer Höhe.
Speziell um das 787-Programm ging es zuletzt bei einer Anhörung im US-Senat. Ein als Whistleblower auftretender Boeing-Mitarbeiter kritisiert, dass bei vielen Flugzeugen des Typs zu hohe Spaltmaße zwischen den Rumpfteilen zugelassen worden seien, was die Lebenszeit der Maschinen verkürzen könne. Boeing weist die Vorwürfe mit Nachdruck zurück. Die Boeing-Aktie schloss via NYSE-Handel 0,80 Prozent tiefer bei 178,35 US-Dollar.
CAPE CANAVERAL / WASHINGTON (dpa-AFX)
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