thyssenkrupp-Betriebsratschef: Staat muss Stahl-Umbau mitbezahlen - thyssenkrupp-Aktie im Minus
Der Betriebsratsvorsitzende der Stahlsparte von thyssenkrupp, Tekin Nasikkol, fordert für den Aufbau einer klimafreundlichen Produktion schnelle und umfangreiche Finanzhilfen des Staates.
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"Wir müssen den Turbo bei der Transformation zum "grünen" Stahl einschalten", sagte Nasikkol der Deutschen Presse-Agentur. Der Klimaschutz sei eine gesellschaftliche Aufgabe. "Kein Stahlunternehmen in Deutschland kann das alleine bezahlen. Deshalb muss wenigstens die Hälfte der Kosten durch den Staat getragen werden."
Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier und Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Armin Laschet (beide CDU) besuchen am Freitag (10.30 Uhr) das Stahlwerk von thyssenkrupp in Duisburg. Sie wollen sich über die Planungen des größten deutschen Stahlherstellers für eine klimafreundlichere Produktion informieren. thyssenkrupp will in seinen Hochöfen schrittweise Kohle durch Wasserstoff ersetzen. Dann würde statt klimaschädlichem Kohlendioxid (CO2) nur Wasserdampf entstehen.
"Die Bundesregierung muss beim Umbau der Stahlproduktion schnell helfen, nicht übermorgen", sagte Nasikkol. Sonst sei die Gefahr "sehr, sehr groß", dass künftig in Deutschland kein Stahl mehr produziert werden könne. "Dann wandert die Produktion in Länder mit niedrigeren Umweltstandards ab. Damit wäre dem Klima nicht geholfen, aber es würden sichere und gute industrielle Arbeitsplätze ins Ausland verlagert", warnte der Betriebsratsvorsitzende.
Altmaier sagt Hilfe zu
Bundeswirtschaftsminister Peter Altmeier (CDU) war quasi als Mutmacher in das riesige Stahlwerk am Rhein gekommen. Seine Botschaft: "Wir werden alle Hebel in Bewegung setzen, damit diese Transformation gelingt und der Stahl eben nicht zur neuen Kohle wird." Konkrete Finanzzusagen hatten Altmaier und NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) aber nicht mitgebracht. Denn ohne Zustimmung aus Brüssel dürfen keine Beihilfen aus dem Bundeshaushalt fließen. Altmaier ist aber zuversichtlich, bis Mitte kommenden Jahres grünes Licht von EU-Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager zu bekommen.
Wie viel Stahl künftig noch in Deutschland produziert wird, ist aber ungewiss. Die Hüttenwerke stecken nicht erst seit Ausbruch der Corona-Pandemie in der Krise. Der Stahlabsatz ist bereits vorher gesunken. Viele Jahre sei es der Branche im europäischen Vergleich gut gegangen, sagte Roland Döhrn, Stahlexperte des Essener Wirtschaftsforschungsinstituts RWI. "Die deutsche Wirtschaft ist im Vergleich zu vielen anderen Ländern außergewöhnlich stahlintensiv." Ihre enge Verknüpfung mit der Automobilindustrie, auf die etwa ein Viertel des deutschen Stahlbedarfs entfalle, werde aber zunehmend zum Problem für die Branche. Denn die Wahrscheinlichkeit, dass beim Umstieg auf die E-Mobilität die für den Auslandsabsatz bestimmten Fahrzeuge künftig vermehrt "näher am Kunden" produziert werden, sei relativ hoch.
Angesichts der Größe der Herausforderung sind auch wieder Rufe nach einer Fusion deutscher Stahlhersteller laut geworden. thyssenkrupp-Chefin Merz hält die Augen in alle Richtungen offen und betont, es gebe keine Denkverbote. Altmaier will sich nicht einmischen. "Das müssen die beteiligten Unternehmen diskutieren", sagte er. Die angebotenen Hilfen des Bundes werde es aber "unabhängig von den gesellschaftsrechtlichen Konstruktionen" geben. Nur die Frage nach der von der NRW-SPD geforderten Staatsbeteiligung an einem fusionierten Stahlkonzern wollte der Wirtschaftsminister nicht hören. Sie "stelle sich nicht und sei gegenstandslos". Zur Debatte um eine Fusion deutscher Stahlunternehmen unter Beteiligung des Staates sagte Nasikkol: "Einer sinnvollen Konsolidierung versperren wir uns nicht." Der Zwang zur Konsolidierung in der Stahlindustrie habe sich verschärft, seit Länder wie China, Indien und Russland gigantische Stahlmengen auf den Markt werfen. Als privatwirtschaftliche Unternehmen könnten sie nicht mit Volkswirtschaften konkurrieren: "Da geraten sie unter die Räder." Deshalb müsse auch über eine Beteiligung von Bund und Ländern an der Branche nachgedacht werden.
Die thyssenkrupp-Aktie verlor am Freitag auf XETRA zeitweise 7,64 Prozent auf 5,68 Euro. Zum Handelsschluss beträgt das Minus noch 2,21 Prozent auf 6,01 Euro. Belastend wirkte auch eine Abstufung durch Morgan Stanley. Die Analysten haben die Aktie von "Equal-weight" auf "Underweight" abgestuft und das Kursziel von 7,50 auf 5,80 Euro reduziert.
(dpa-AFX)
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