Fed unter Druck

Fed kündigt Untersuchung zu Kollaps der Silicon Valley Bank an - Verkaufsversuch geplant - Beruhigungspille für Europas Bankenanleger

14.03.23 19:56 Uhr

Fed kündigt Untersuchung zu Kollaps der Silicon Valley Bank an - Verkaufsversuch geplant - Beruhigungspille für Europas Bankenanleger | finanzen.net

Der Zusammenbruch der Silicon Valley Bank bringt auch die US-Notenbank mächtig unter Druck - nun hat die Federal Reserve eine interne Überprüfung angekündigt.

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"Die Ereignisse rund um die Silicon Valley Bank verlangen nach einer gründlichen, transparenten und zügigen Untersuchung", erklärte Fed-Chef Jerome Powell am Montag nach US-Börsenschluss.

Die Notenbank müsse sorgsam überprüfen, wie das auf die Finanzierung von Start-ups der Tech-Branche spezialisierte Geldhaus beaufsichtigt und reguliert worden sei, ergänzte der mit der Leitung der Untersuchung beauftragte Fed-Vize Michael Barr. Die Fed müsse "Demut" zeigen und herausfinden, "was wir aus dieser Erfahrung lernen können". Am 1. Mai solle ein Bericht dazu veröffentlicht werden.

Vor allem die regionale Fed-Filiale in San Francisco bringt der im Zuge immenser Mittelabzüge aufgrund von Liquiditätssorgen erfolgte Zusammenbruch der im kalifornischen Santa Clara ansässigen Silicon Valley Bank unter Druck. Auch die Finanzaufsichtsbehörden des Bundesstaats müssen sich kritische Fragen gefallen lassen, nachdem das Geldhaus vergangene Woche binnen weniger Tage kollabierte.

An der Börse blieb die Lage zum Wochenbeginn angespannt. Die Aktien mehrerer US-Regionalbanken brachen ein, obwohl die Biden-Regierung die Sicherheit der Einlagen betonte. Der Kurs der First Republic Bank fiel am Montag um 62 Prozent. Auch andere kleine und mittelgroße Geldhäuser mussten heftige Verluste hinnehmen. Große Institute wie JPMorgan gerieten ebenfalls ins Minus, wenn auch weniger dramatisch. Insgesamt stabilisierte sich die Wall Street etwas.

Die Kurseinbrüche im Bankensektor kamen, obwohl die Regierung von Präsident Joe Biden wiederholt versuchte, die Bankkunden zu beruhigen und mögliche Panikreaktionen abzuwenden. "Die Amerikaner können beruhigt sein, das Bankensystem ist sicher. Ihre Einlagen sind sicher", sagte Biden am Montag. Die Kunden hätten jederzeit Zugriff auf ihre Ersparnisse, versicherte der Präsident.

Allerdings sollen - anders als bei der Finanz- und Bankenkrise 2008 - diesmal nicht die Steuerzahler für die Einlagensicherung aufkommen müssen, erklärte Biden. Das übernehme ein Fonds, in den alle Banken einzahlten. Das Weiße Haus betonte wiederholt, es gebe keine Parallelen mit der Finanz- und Bankenkrise von 2008, als große Geldhäuser mit Steuergeldern gerettet werden mussten.

Derweil ist die Diskussion, wie es nach 2008 überhaupt wieder zu einem Bankenkollaps kommen konnte, in vollem Gange. Biden schob die Schuld seinem Amtsvorgänger Donald Trump zu. Unter Präsident Barack Obama, dessen Vize Biden war, seien scharfe Auflagen erlassen worden, damit sich die Finanz- und Bankenkrise nicht wiederhole, sagte Biden. Unter Trump seien einige dieser Auflagen zurückgefahren worden.

Hintergrund: 2018 hatte der US-Kongress den Weg für eine Rücknahme wesentlicher Teile des sogenannten Dodd-Frank-Gesetzes freigemacht, das erneute Bankenpleiten zulasten der Steuerzahler verhindern sollte. Trump hatte der Finanzlobby versprochen, die 2010 verabschiedeten Regeln zurückzudrehen. Trump bezeichnete das Dodd-Frank-Gesetz als "Desaster", das er am liebsten ganz abschaffen würde. Das geschah zwar nicht, doch für kleine und regionale Banken - die jetzt Probleme haben - wurden die Auflagen erleichtert.

Biden kündigte an, die Auflagen für Banken wieder verschärfen zu wollen und forderte den Kongress zum Handeln auf. Ob es strengere Gesetze geben wird, ist aber fraglich. Im Repräsentantenhaus haben die Republikaner seit Anfang des Jahres die Mehrheit. Die Mehrheit der Demokraten im Senat ist denkbar knapp. Ein mögliches neues Gesetz müsste aber von beiden Parlamentskammern verabschiedet werden.

Bericht: US-Behörde plant weitere Auktion für Silicon Valley Bank

Die zusammengebrochene Silicon Valley Bank (SVB) soll einem Medienbericht zufolge noch einmal zum Verkauf gestellt werden.

Der US-Einlagensicherungsfonds FDIC plant eine weitere Auktion für das kalifornische Geldhaus, das am Freitag von den Behörden geschlossen wurde, wie das "Wall Street Journal" am Montag unter Berufung auf mit der Angelegenheit vertraute Personen berichtet. Es solle ein erneuter Anlauf genommen werden, nachdem am Wochenende ein Verkaufsversuch gescheitert sei. Bei einem zweiten Anlauf könnten möglichen Kaufinteressenten Angebote gemacht werden, um eine Übernahme zu versüßen. So sei ein Verlustübernamevertrag denkbar.

Die auf die Finanzierung von jungen Technologiefirmen spezialisierte SVB war in Schieflage geraten, weil sie die hohe Summen in langlaufende US-Staatsanleihen angelegt hatte. Deren Kurse sind durch die Zinserhöhungen der Notenbanken deutlich gesunken. Zur Auszahlung von Kundengeldern musste die SVB Anleihen verkaufen und Milliarden-Verluste in Kauf nehmen. Eine Kapitalerhöhung zur Bilanzstärkung scheiterte. Kunden zogen Milliarden bei der Bank ab, die schließlich geschlossen wurde. Die US-Regulierer sicherten die Einlagen der Kunden nach der Auflösung der Silicon Valley Bank.

Griechischer Notenbankchef mit Beruhigungspille für Anleger: Europas Banken von SVB-Turbulenzen nicht betroffen

Der Zusammenbruch der US-amerikanischen Silicon Valley Bank (SVB) wird in der Eurozone aus Sicht von Griechenlands Notenbankchef Giannis Stournaras nicht zu Problemen führen. "Wir sehen keine Auswirkungen der SVB auf die Banken der Eurozone und auch nicht auf die griechischen Banken", sagte Stournaras der Tageszeitung "Kathimerini" (Dienstag).

Die Reaktion der US-Behörden, die Einlagen der SVB zu sichern, seien schnell und effektiv erfolgt, um eine mögliche Panik zu vermeiden. Auch stelle die SVB einen Sonderfall dar: Sie sei keine systemrelevante Bank, sondern speziell auf Start-ups ausgerichtet, sagte Stournaras, der auch Ratsmitglied der Europäischen Zentralbank (EZB) ist.

Die SVB war am vergangenen Freitag nach einer gescheiterten Notkapitalerhöhung vorübergehend geschlossen und unter staatliche Kontrolle gestellt worden. Das sorgte weltweit für Unruhe. Auch andere Banken gerieten an der Börse unter Druck.

Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) ist mit Blick auf die Bankenschieflagen in den USA für den deutschen Finanzmarkt ebenfalls wenig besorgt. "Die Risiken des schnellen Zinsanstiegs insbesondere für gewisse kleinere Banken haben wir seit langem auf dem Radar", sagte Bafin-Präsident Mark Branson der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (Mittwochsausgabe). "Für den deutschen Finanzmarkt sehen wir aus den Problemen in den USA jedoch keine direkte Ansteckungsgefahr."

Das deutsche Bankensystem habe die Auswirkungen der deutlichen Leitzinserhöhungen bisher gut verdaut, sagte Branson. Grundsätzlich seien höhere Zinsen gut für das Bankgeschäft.

"Die Immobilienmärkte stehen ebenfalls bei uns im Fokus", sagte Branson. "Gerade bei Gewerbeimmobilien haben wir es mit hohen Finanzierungsvolumen zu tun, läuft da etwas schief, kommt das im Bankensystem an." Solche Entwicklungen müsse man so früh wie möglich erkennen und gegensteuern.

Die auf Start-up-Finanzierungen spezialisierte kalifornische Silicon Valley Bank (SVB) war nach einer gescheiterten Notkapitalerhöhung am Freitag geschlossen und unter staatliche Kontrolle gestellt worden - ebenso wie die Signature Bank aus New York. Die Silicon Valley Bank hatte in der Niedrigzinsphase viel Geld etwa in US-Staatsanleihen mit langer Laufzeit investiert, die mit der Zinswende an Wert verloren.

Dies hatte am Montag für Turbulenzen an den Finanzmärkten gesorgt. Angesichts des Einschreitens von Finanzministerium, Notenbank und Einlagensicherungsbehörde haben sich die Finanzmärkte inzwischen beruhigt.

WASHINGTON (dpa-AFX) und Bangalore (Reuters)

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