Netflix-Aktie gibt nach: Studie sieht steigende Bedeutung von werbefinanziertem Streaming
Werbefinanzierte Streaming-Angebote gewinnen international immer mehr an Bedeutung.
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Laut einer aktuellen Untersuchung der Unternehmensberatung Deloitte werden bis Ende 2024 die Hälfte aller großen Streamingdienste neben kostenpflichtigen Abos auch einen sogenannten FAST-Channel einführen. Channels sind Fernsehangebote, die über eine offene Internetseite geschaut werden können.
Das Kürzel FAST steht für "Free Ad-supported Streaming Television". Es geht um ein Streaming-Angebot, für das der Nutzer kein Geld zahlen muss, sondern das sich mit Werbung finanziert. In der Regel läuft es linear, also klassisch nach festem Plan. Die Studie sagt voraus, dass bis 2030 alle Streaming-Angebote komplett oder zum größten Teil werbefinanziert sein werden. Prominente Beispiele für diesen Trend sind etwa das neue Angebot Amazon Freevee und die Entscheidung von Netflix, einen günstigeren Streamingdienst mit Werbung zu schaffen.
Dass frei verfügbare, werbefinanzierte und über das Internet empfangbare TV-Sender die Zukunft sein könnten, das wurde jetzt auch auf der C21 Content London Konferenz deutlich. Der Inhalte-Chef beim Fernsehkonzern ProSiebenSat.1, Henrik Pabst, erläuterte auf dem internationalen Branchentreff, dass seine Sendergruppe den Fokus auf werbefinanzierte Online-Inhalte legt: "Wir haben mit Joyn die größte frei empfangbare Plattform in Deutschland." Bei Joyn gibt es Live-Streams zahlreicher Sender, etwa der ARD. Neben den werbefinanzierten Gratisinhalten gibt es aber auch Bezahlinhalte.
Die von der Exaring AG betriebene deutsche Plattform waipu.tv bietet ebenfalls mit mehr als 75 kostenlosen Sendern ein großes Angebot. "Der FAST-Markt in Deutschland erlebt in den letzten Monaten einen Reifungsprozess", sagte die Vorstandsvorsitzende der Aktiengesellschaft, Bettina Bellmer, der dpa. "Quantität weicht immer mehr der Qualität." Besonders die junge Zielgruppe, die sich vom klassischen Fernsehen abgewendet habe, würde online wieder lineares TV schauen. Bellmer ist sich sicher, dass in Deutschland eine ähnliche Entwicklung wie in den USA eintreten werde, denn dort haben solche Angebote bereits ihren Siegeszug angetreten.
Die Plattform Tubi von Fox Entertainment zum Beispiel wird von 56 Millionen Menschen monatlich genutzt, ist in Europa aber noch nicht zugänglich. Tubi-Programmchef Adam Lewinson erklärte vor kurzem, dass Fernsehen immer ein kostenloses, werbefinanziertes Modell gewesen sei: "In den letzten Jahren hatte man den Eindruck, dass die Zukunft von TV hinter einer Bezahlschranke liegen würde. Ich glaube, dass die Zukunft des Fernsehens kostenlos, werbefinanziert und ein Mix aus linearen und abrufbaren Inhalten sein wird." In Deutschland abrufbar sind die mehr als 100 Fernsehstreams des Paramount-Portals Pluto TV.
Die Netflix-Aktie zeigte sich am Dienstag im Handel an der NASDAQ 2,25 Prozent tiefer bei 305,56 US-Dollar.
/urb/DP/nas
LONDON/KÖLN (dpa-AFX)
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