Fachkräfte dringend gesucht

Dieter Zetsche sieht in Flüchtlingen potenzielle neue Daimler-Angestellte

07.09.15 12:06 Uhr

Dieter Zetsche sieht in Flüchtlingen potenzielle neue Daimler-Angestellte | finanzen.net

Der Chef des deutschen Autobauers Daimler, will auf der Suche nach Personal auch unter Flüchtlingen fündig werden. Dort hofft er, dringend benötigte Fachkräfte für seinen Konzern zu finden.

Der Strom der Flüchtlinge nach Europa reißt nicht ab. Unter den Zufluchtsuchenden sind auch zahlreiche gut ausgebildete, hochspezialisierte Menschen - ein Fachkräftepool, den auch die deutschen Wirtschaftsgrößen anzapfen können.

Daimler-Chef will Flüchtlinge einstellen

Gegenüber der "Bild am Sonntag" erklärte Daimler-Chef Dieter Zetsche: "Ich könnte mir vorstellen, dass wir in den Aufnahmezentren dieFlüchtlinge über Möglichkeiten und Voraussetzungen informieren, in Deutschland oder bei Daimler Arbeit zu finden". Schließlich seien die meisten Flüchtlinge jung, gut ausgebildet und hoch motiviert: "Genau solche Leute suchen wir doch", so der Top-Manager weiter.

Flüchtlinge als Chance für Deutschland

"Sie [die Flüchtlinge] können uns - ähnlich wie vor Jahrzehnten die Gastarbeiter - helfen, unseren Wohlstand zu erhalten beziehungsweise zu vermehren", erklärte Dieter Zetsche. Ängsten einiger Deutscher, dass der Flüchtlingsstrom für zunehmende Konkurrenz auf dem Arbeitsmarkt sorgen wird, tritt der Manager mit den Worten entgegen: "Im August waren 2,8 Millionen Menschen in Deutschland ohne Job. Das war zugleich die niedrigste Arbeitslosigkeit in einem August seit 1991". Deutschland sei gar nicht in der Lage, die freien Arbeitsplätze allein mit Deutschen zu besetzen, so der CEO weiter.

Auch Porsche-Chef sieht Potenzial

Auch der Chef des Sportwagenherstellers Porsche, Matthias Müller, schlägt ähnliche Töne an. Gegenüber der "Süddeutschen Zeitung" erklärte er, die Industrie könne aktiv helfen, um die Flüchtlingskrise in den Griff zu bekommen. "Mit neuen Arbeitsplätzen!", so der Manager entschieden. Dabei mache er keinen Unterschied zwischen politisch verfolgten Flüchtlingen und solchen, die der Wunsch nach einem besseren Leben nach Deutschland verschlagen hat. "Ich wünsche jedem Menschen auf der Welt, dass er einmal am Tag warm essen und ruhig schlafen kann. Kein Mensch gibt doch freiwillig und leichten Herzens seine Heimat auf."

ZDH fordert Förderung

Nach Ansicht des Zentralverbands des Deutschen Handwerks sei die Bereitschaft der Betriebe enorm, Flüchtlinge zu integrieren. ZDH-Generalsekretär Holger Schwannecke mahnte jedoch an, dass den meisten Migranten für den Arbeitsmarkt oder die duale Ausbildung aber in der Regel die Sprachkenntnisse fehlten. Die allermeisten Flüchtlinge seien daher ohne vorbereitende Kurse nicht ausbildungsfähig. "Bund und Länder müssen solche Berufsvorbereitungskurse intensiv fördern."


Zeitgleich kritisierte der Deutsche Industrie- und Handelskammertag das im Juli beschlossene neue Bleiberecht. "Dabei wurde eine wichtige Chance zugunsten junger Flüchtlinge und ihrer ausbildenden Betriebe vertan", sagte der stellvertretende DIHK-Hauptgeschäftsführer Achim Dercks.

Nach den neuen Regeln könne die Ausbildung einen "dringenden persönlichen Grund" für eine Duldung darstellen - aber nur für Ausländer bis zum 21. Lebensjahr. Zudem könne die Duldung zunächst nur für ein Jahr erteilt werden und jeweils für ein Jahr bis zum Ausbildungsende verlängert werden. Dercks forderte, wer eine dreijährige Ausbildung absolviere, dürfe nicht abgeschoben werden. Nach der Lehre sollten die jungen Fachkräfte zudem für mindestens zwei Jahre weiter beschäftigt werden dürfen.



Redaktion finanzen.net mit Material von dpa (afx)

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