Expertenanalyse

ProSiebenSat1: So geht es jetzt weiter beim DAX-Absteiger

17.03.18 23:38 Uhr

ProSiebenSat1: So geht es jetzt weiter beim DAX-Absteiger | finanzen.net

Der ehemalige DAX-Konzern ProSiebenSat.1 stellt die Weichen für bessere Zeiten.

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Die wichtigsten Punkte für das Unternehmen, was die Experten sagen und wie es für die Aktie läuft:

DAS IST LOS BEI PROSIEBENSAT.1

Genau zwei Jahre hat das Erlebnis erste Börsenliga gedauert. Jetzt aber sind für ProsiebenSat.1 die Tage im Dax (DAX 30) gezählt. Am Montag, den 19. März, müssen die Aktien des Medienkonzerns den deutschen Leitindex verlassen und eine Reihe darunter, im MDAX der mittelgroßen Börsenwerte, Platz nehmen. Der Chemiekonzern Covestro hat beim Börsenumsatz und der Marktkapitalisierung nach Streubesitz die Nase inzwischen klar vorn, weshalb dessen Aktien nun die ProSiebenSat1 Media SE-Papiere im DAX verdrängen.

Hintergrund des Abstiegs sind die Kursverluste der vergangenen Monate. Die Münchener kämpfen mit so einigen Problemen. Vor allem das wichtige Geschäft mit TV-Werbung bot in der jüngeren Vergangenheit immer wieder Anlass zur Sorge. Konzernchef Thomas Ebeling musste die Prognosen senken und geriet unter Druck - so sehr, dass er nun vorzeitig von Bord geht und das Ruder in der Chefetage Max Conze übergibt.

Conze ist als früherer Chef des britischen Staubsauger-Herstellers Dyson ein Neuling in der Medienbranche. Das war Ebeling vor neun Jahren, als er vom Schweizer Pharmahersteller Novartis zu ProSiebenSat.1 kam, allerdings auch.

Conze muss nun den noch unter der Ägide Ebelings angestoßenen Konzernumbau vorantreiben. Dieser sieht vor, das TV-Geschäft mit den Online-Unterhaltungsplattformen zusammenzulegen. Bis 2019/2020 soll das dem Konzern mehr als 50 Millionen Euro einsparen. Mit dem US-Investor General Atlantic holte sich ProSieben zudem einen Partner ins Boot, der am Markt für seine Expertise im Digitalgeschäft gelobt wird. In diesem Jahr soll der Umsatz laut Konzernprognosen weiter steigen und die Marge auf Basis des Gewinns vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) im mittleren 20-Prozentbereich liegen - das wäre in etwa das 2017er-Niveau.

DAS SAGEN DIE ANALYSTEN

Bei den seit Januar im dpa-AFX Analyser erfassten 17 Analysen zu ProSiebenSat.1 überwiegen die Kaufempfehlungen mit 9 an der Zahl. Es sieht somit danach aus, als trauten die Experten dem Konzern die Wende zum Besseren zu.

Mit einem Kursziel von zuletzt 45 Euro ist die US-Bank JPMorgan besonders optimistisch. Mit Kurszielen von 39 Euro beziehungsweise 37 Euro liegen auch die Deutsche Bank und die Commerzbank weit vorn. Commerzbank-Analystin Sonia Rabussier hält die Aktien für attraktiv bewertet und sieht Kursschwächen als Kaufchance. Sie geht davon aus, dass der Umsatz mit Fernsehwerbung im ersten Quartal wieder solide zulegen dürfte.

Negativ eingestellt ist dagegen die UBS, die vor wenigen Tagen die Aktie auf "Sell" abgestuft und das Kursziel von 26 auf 24 Euro gesenkt hatte. Die strukturellen Probleme von ProSiebenSat.1 beschleunigten sich, warnte Analyst Richard Eary. Zudem bringe der schwache Barmittelzufluss deutliche Kursrisiken mit sich.

DAS IST DIE KURSENTWICKLUNG

Die Attacke eines selbsternannten Research-Hauses names Viceroy hatte den Kurs Anfang März stark belastet. Bei diesen Short-Attacken versuchen die Urheber Anleger zu verunsichern. Die oftmals nur vorübergehenden Kurseinbrüche wollen sie mit Wetten auf Kursverluste für sich nutzen und einen schnellen Gewinn machen.

Viceroy hatte dem Konzern unlautere Bilanzierungspraktiken vorgeworfen. ProSiebenSat.1 wies die Anschuldigungen zurück und sagte, sie entbehrten jeglicher Grundlage. Analysten sprangen dem Unternehmen bei: Die Vorwürfe seien unsachlich, überholt und irreführend, so der Tenor. Zuletzt äußerte sich auch noch die Finanzaufsicht Bafin zu dem Fall: Viceroy sei nicht registriert, was für Anlageempfehlungen aber Voraussetzung sei. Die Behörde kenne nicht einmal den Sitz der Firma, weil es kein Impressum auf der Website gebe.

Die ProSiebenSat.1-Papiere stehen aber schon seit Sommer 2017 immer wieder gehörig unter Druck. Damals hatten die Aussagen zum schwach laufenden Werbegeschäft die Aktien abstürzen lassen. Im November war es dann bis auf 24,50 Euro abwärts gegangen. Danach hatten sich die Anteile wieder berappelt bis auf rund 33 Euro Ende Februar, auch weil es zum Geschäft mit TV-Werbung wieder etwas hoffnungsvollere Signale gab.

Im Jahr 2017 war ProSiebenSat.1 die schwächste Aktie im DAX mit einem Wertverlust von rund 22 Prozent. In diesem Jahr steht bislang ein Minus von rund 4 Prozent zu Buche - das ist in etwa so viel wie der DAX verloren hat.

FRANKFURT (dpa-AFX)

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Bildquellen: Holger Rauner © ProSiebenSat.1 Media AG, Jan Pitman/Getty Images

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