Börsenjahr 2018: Was die Profis dem DAX zutrauen, wo sie die größten Gefahren wittern - Teil 2
Mit dem Jahreswechsel machen Anleger traditionell Kassensturz. Wie hat sich das Depot entwickelt, welche Werte müssen raus - und wo lockt ein Neueinstieg?
Wir haben die Börsenprofis gefragt, was sie 2018 an den Kapitalmärkten erwarten, wo sie die größten Chancen sehen und wo mögliche Risiken lauern. Im zweiten Teil nehmen Stellung: Robert Halver (Baader Bank), Philipp Vorndran (Flossbach von Storch) und Henning Gebhardt (Berenberg Bank).
Von Thomas Schmidtutz
Philipp Vorndran: Kapitalmarktstratege Flossbach von Storch: "Die optimale Depot-Mischung? Erstklassige Aktien, Anleihen, Gold und Kasse"
Wall Street, DAX und viele andere wichtige Börsen haben im abgelaufenen Jahr neue Rekordstände erreicht. Bleiben die Börsen auch 2018 im Rally-Modus?
Philipp Vorndran: An der Situation hat sich nichts Grundlegendes verändert. Aktien sind im Vergleich zu anderen Anlageklassen nach wie vor am attraktivsten.
Wo sehen Sie den S&P 500 Ende 2018 und welchen Stand erwarten Sie auf Jahressicht für den DAX?
Ich weiß es nicht. Niemand tut das. Deswegen machen wir keine Punkt-Prognosen.
Welche Themen dürften die Entwicklung an den Börsen 2018 aus heutiger Sicht bestimmen?
Die Notenbanken bleiben auch 2018 im Fokus. Kommt die Zinswende, kommt sie nicht - diese Frage dürfte immer wieder gestellt werden und zu Nervosität an den Märkten führen. Schlussendlich wird sie wohl nicht kommen. Zumindest wird es keine sein, die den Namen "Zinswende" auch verdient.
Welchem der wichtigsten Börsenindizes weltweit trauen Sie 2018 die beste Entwicklung zu?
Ähnlich wie bei den Punktprognosen: Das lässt sich schlicht nicht vorhersagen. Zu viele Faktoren spielen da kurzfristig eine Rolle. Die Währung beispielsweise. Und überhaupt: Wir denken nicht in Indizes, Regionen oder Branchen, sondern in Unternehmen.
Wo sehen Sie die größten Treiber für die Börsen 2018?
Das Thema "Disruption" bleibt eines der großen Themen. Welche Branchen und Unternehmen sind die Gewinner der Digitalisierung und welche werden von ihr überrollt? In diesem Umfeld dürfte manches Unternehmen zu Unrecht abgestraft werden. Für aktive Investoren gar kein so schlechtes Umfeld.
Wo sehen Sie die größten Risiken für die Börsen 2018?
China ist und bleib ein potenzieller Krisenherd. Die Verschuldung dort wächst in beunruhigendem Tempo. Wir beobachten das sehr genau. Bislang scheint die Regierung jedoch Herr der Lage. Ein Problem könnte zudem die niedrige Volatilität werden. Sie lockt kurzfristig orientierte Investoren an die Börse, die sich bei dem ersten Ruckler schnell wieder vom Markt verabschieden und so den Abwärtstrend verstärken könnten. Wir können auch nicht ausschließen, dass nicht irgendwann der nächste Schwarze Schwan auftaucht.
Bei welchen sonstigen Anlage-Produkten bzw. Asset-Klassen sollten Anleger mit Blick auf 2018 zugreifen?
Grundsätzlich gilt: Breit streuen. Erstklassige Aktien, dazu Anleihen, Gold und Kasse. Bei Anleihen opportunistisch vorgehen, das heißt auf Anlagegelegenheiten warten und dann nutzen. Auch im Niedrigzinsumfeld finden sich immer wieder attraktive Titel. Gold als Versicherung gegen die Risiken des Finanzsystems. Und Kasse, um flexibel zu bleiben und Gelegenheiten wahrnehmen zu können.
Der künftige US-Notenbank-Chef Jerome Powell hat bei einer Anhörung vor dem Banken-Ausschuss des Senats Ende November bereits durchblicken lassen, dass er den bisherigen Fed-Kurs fortsetzen und die Zinszügel 2018 weiter anziehen will. Wie könnte sich eine solche geldpolitische Normalisierung in den USA auf die Börsen auswirken?
Wir sollten die Kirche im Dorf lassen. Natürlich möchte Jerome Powell die Notenbankpolitik normalisieren. Jeder andere Kandidat würde das auch wollen. Die Frage ist: wie viel Spielraum hat er? Kann er den Zins deutlich anheben, wenn die Japaner und Europäer ihren niedrig halten, wovon auszugehen ist? Nein kann er nicht, weil der US-Dollar sonst zu stark und die US-Wirtschaft belasten würde. Powell muss sich also nicht zuletzt daran orientieren, was in den anderen Währungsräumen passiert. Ob er will oder nicht.
Wird die EZB 2018 dem Beispiel der US-Notenbank folgen und die Wende in ihrer ultra-lockeren Geldpolitik einleiten und die Zinsen anheben und welche Folgen hätte ein solcher Schritt für Dax und Co.?
Die EZB wird ihre Geldpolitik nur in homöopathischen anpassen können, wenn überhaupt. Eine Trendwende wird es unseres Erachtens auch 2018 nicht geben. Für viele Eurostaaten ist der niedrige Zins schlicht überlebenswichtig.
Wo erwarten Sie den Euro im Verhältnis zum US-Dollar Ende 2018?
Rein technisch betrachtet scheint der Aufwärtstrend des Euro aktuell intakt. Gut, möglich dass er in den kommenden Wochen noch weiter zulegt. Eine dauerhaft deutliche Aufwertung gegenüber dem US-Dollar halte ich für eher unwahrscheinlich. Die Eurozone ist und bleibt ein fragiler Währungsraum.
Lesen Sie den vollständigen Artikel auf BÖRSE ONLINE unter http://www.boerse-online.de/nachrichten/aktien/Boersenjahr-2018-Was-die-Profis-dem-Dax-zutrauen-wo-sie-die-groessten-Gefahren-wittern-Teil-2-1011530078/2.
Weitere News
Bildquellen: Dieter Schwer für €uro am Sonntag, Sebastian Kaulitzki / Shutterstock.com