ASOS-Aktie, boohoo-Aktie & Co. geben nach: Corona-Lockerungen und Inflation ziehen Online-Händler nach unten
Vom Corona-Gewinner zum Lockerungsverlierer.
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Anleger lassen Aktien von Einzelhandelsunternehmen bereits seit Monaten links liegen. Zu den Hochzeiten der Pandemie hatten insbesondere Online-Händler noch stark von den Lockdowns profitiert - die Aktienkurse schnellten nach oben. Mit der Wiederöffnung des stationären Handels aber waren die Glanzzeiten vorbei. Zudem steigen die Verbraucherpreise stark, was für zusätzliche Belastung sorgt.
Inzwischen spiegeln sich diese Entwicklungen auch in den Geschäftszahlen der Unternehmen wider. Aktuell musste der britische Online-Modehändler ASOS seine Prognose senken und der Zwischenbericht des Online-Händlers boohoocom enttäuschte.
In einem bereits von Inflations- und Rezessionssorgen geprägten Umfeld nach der überraschenden Zinserhöhung der Schweizerischen Nationalbank (SNB) reagierten Anleger geschockt: Die Papiere von ASOS brachen um mehr als ein Viertel ein und erreichten das niedrigste Niveau seit 2010. Für Aktien von boohoo ging es um mehr als 13 Prozent nach unten. Sie waren zwischenzeitlich auf den tiefsten Stand seit 2016 zurückgefallen.
Hierzulande sackten die Papiere des Onlinemodehändlers Global Fashion Group um 9,67 Prozent ab. Die Papiere des Online-Händlers Zalando fielen unter ihr Corona-Tief bei 27,33 Euro vom März 2020 und brachen zuletzt um fast 10 Prozent ein. Damit waren sie der größte Verlierer im deutschen Leitindex DAX. Aus charttechnischer Sicht notierten die Anteilsscheine damit aber immer noch über dem Aufwärtstrend seit dem Rekordtief vom 8. Oktober 2014 bei 25 Euro, betonte ein Börsianer.
Analysten äußerten sich insbesondere zu ASOS skeptisch. Die gesenkten Jahresziele für den Umsatz und den bereinigten Vorsteuergewinn gingen primär auf hohe Retouren zurück, für die der Online-Modehändler den Inflationsdruck auf die Verbraucher verantwortlich mache, schrieb der Experte Michael Benedict von der Privatbank Berenberg. Der Fachmann Andrew Wade vom Analysehaus Jefferies ergänzte, die Mitte der neuen Jahresziele für den Vorsteuergewinn liege deutlich unter der Markterwartung, was er als klare Enttäuschung wertet.
Mit Blick auf boohoo schrieb der Experte Richard Edwards von der US-Investmentbank Goldman Sachs, der Umsatzrückgang des Händlers sei deutlicher als am Markt erwartet ausgefallen. Am Ausblick habe sich indes nichts geändert. Analystin Sherri Malek von der kanadischen Bank RBC resümierte, ihr fehle das Vertrauen in eine Umsatzerholung, speziell angesichts der nicht wettbewerbsfähigen internationalen Aufstellung.
Eher ernüchternd fällt auch das Fazit der Analystin Georgina Johanan von der US-Bank JPMorgan aus: "Zusammen mit der Gewinnwarnung von ASOS werfen die Geschäftszahlen von boohoo noch einmal ein Schlaglicht darauf, dass stationäre Einzelhändler den aktuellen Anstieg der Verbrauchernachfrage nach Bekleidung besser auffangen als reine Online-Händler."
Wie stark Aktien von Einzelhandelsunternehmen inzwischen in der Gunst der Anleger gesunken sind, zeigt ein Blick in die jüngere Vergangenheit: Seit der Eskalation der Virus-Krise am 24. Februar 2020 hat der europäische Branchenindex fast ein Viertel eingebüßt. Der breit gefasste Index Stoxx Europe 600 hingegen hat nur um sechs Prozent nachgegeben.
Seit Jahresbeginn gerechnet haben Einzelhandelsaktien sogar mehr als 37 Prozent verloren - so viel wie kein anderer Sektor. An der Spitze des Branchentableaus schafften in dieser Betrachtungsweise Energiewerte ein Plus von 18 Prozent.
/la/ag/jha/
LONDON/FRANKFURT
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