Evergrande belastet

Morgan Stanley-Analyst: Keine Zukunft für "Buy the Dip"-Strategie - so sollten sich Anleger stattdessen positionieren

08.10.21 23:42 Uhr

Morgan Stanley-Analyst: Keine Zukunft für "Buy the Dip"-Strategie - so sollten sich Anleger stattdessen positionieren | finanzen.net

Auch wenn sich die "Buy the Dip"-Strategie für Anleger in der Vergangenheit bezahlt gemacht haben mag, sei damit laut Morgan Stanley-Analyst Mike Wilson nun Schluss. Stattdessen sollten Anleger nun ein defensiveres Anlagekonzept an den Tag legen, wie aus einer Notiz der Großbank hervorgeht.

Werte in diesem Artikel

• "Das erste Mal, dass ‚Buy the Dip‘ nicht funktioniert hat"
• Evergrande-Krise wirkt sich auf Stimmung aus
• Tapering dürfte langfristig zu sinkenden Kursen führen

Beliebte "Buy the Dip"-Strategie gescheitert

Im Zuge der Corona-Krise nutzen zahlreiche Anleger die sogenannte "Buy the Dip"-Strategie. Nachdem die Märkte zu Beginn der Pandemie im vergangenen Frühjahr stark einbrachen, nutzten einige Investoren die niedrigen Kurse für kostengünstige Einstiege. Laut Morgan Stanley-Analyst Mike Wilson funktioniert dieses Vorgehen nun aber erstmals nicht. "Nach dem Evergrande-Dip und der Rally sind die Aktien tiefer gesunken und haben die vorherigen Tiefststände mitgenommen, so dass es das erste Mal ist, dass ‚Buy the Dip‘ nicht funktioniert hat und gleichzeitig eine wichtige technische Unterstützung verletzt wurde", so der Chefstratege in einer Notiz, die "MarketWatch" vorliegt. Dies sei nur eines von vielen Signalen für einen defensiveren Handel, den Anleger nun an den Tag legen sollten. Damit schließt sich Wilson der Einschätzung seiner Kollegen von JPMorgan an, die es aufgrund von milliardenschweren Abflüssen bei börsengehandelten Aktienfonds für unwahrscheinlich halten, dass die "Buy the Dip"-Strategie Zukunft hat.

Morgan Stanley rechnet mit verlangsamtem Wachstum

Ein aktuell herrschendes Problemfeld, das für eine defensivere Strategie spreche, sei eine sich andeutende langsamere Wirtschaftsentwicklung. "Die Qualitätsführerschaft der Large Caps seit März signalisiert, was unserer Meinung nach bald eintreten wird - eine Verlangsamung des Wachstums und eine Verschärfung der finanziellen Bedingungen", so Wilson weiter. "Die Frage, die sich vielen Anlegern stellt, ist, ob die Kurse diese fundamentalen Entwicklungen bereits eingepreist haben. Die kurze Antwort lautet unserer Meinung nach nein." Damit geht es dem Experten zufolge an den Märkten zukünftig weiter abwärts - was "Buy the Dip"-Anlegern ordentlich die Tour vermasseln dürfte.

Evergrande-Krise belastet Anlegerstimmung

Dafür sprechen dem Marktkenner zufolge auch die vorherrschenden Wachstumsprobleme in China - allen voran die Krise um den in Zahlungsnot geratenen Immobilienkonzern Evergrande. Der Immobilienriese ließ Zahlungsfristen für Anleihezinsen verstreichen, weswegen Anleger befürchten, dass ein Bankrott weltweite Folgen auf die Wirtschaft haben könnte und womöglich in einer Finanzkrise mündet. Und die Gefahr scheint sich bereits anzubahnen: Wie auf einen Bericht der "South China Morning Post" zurückzuführen ist, hat nun auch Evergrande-Mitbewerber Fantasia eine Frist zur Schuldenzahlung verstreichen lassen. Die Ratingagenturen S&P, Fitch and Moody’s stuften den Immobilienkonzern anschließend herab. Auch Mitbewerber Sinic geriet in Schieflage, wie das Redaktionsnetzwerk Deutschland schreibt. Zur Monatsmitte muss der Konzern die Zahlung von 246 Millionen US-Dollar an Anleihezinsen vornehmen. Derzeit wird offenbar nicht erwartet, dass Sinic dies gelingt, weswegen Fitch und S&P Global auch hier Anpassungen nach unten vornahmen.

Tapering-Folgen: Höhere Anleihen und Renditen, sinkende Aktienkurse

Doch nicht nur die Evergrande-Krise sollte Anleger aufhorchen lassen, wie Wilson weiter erklärt. Bei ihrer letzten Sitzung gaben Vertreter der US-Notenbank Fed die Aussicht auf einen Beginn des Tapering im November, wie Dow Jones Newswires berichtet. Wenn die Währungshüter also bereits im kommenden Monat mit der Rücknahme ihrer Kaufprogramme beginnen, könnte auch 2022 der Leitzins erhöht werden. Morgan Stanley sieht jedoch die Geschwindigkeit, in der die Fed die Drosselung abschließen will, problematisch. So habe ein Abschluss des Programms zur Mitte des kommenden Jahres durchaus starke Auswirkungen auf den Markt. Konkret befürchtet der Analyst, dass die Anleihen und Renditen steigen, während Aktienkurse fallen. "Kurz gesagt: Höhere Realzinsen dürften zu niedrigeren Aktienkursen führen. In zweiter Linie können sie aber auch bedeuten, dass der Wert gegenüber dem Wachstum überwiegt, selbst wenn der Aktienmarkt insgesamt sinkt. In Anbetracht der Positionierung der meisten Anleger ist dies ein doppelt schwieriges Anlageumfeld", so der Experte.

Für zusätzliche Brisanz sorge Wilson zufolge außerdem die Berichtssaison, die bereits in den Startlöchern steht. So dürften die Zahlen für das dritte Quartal 2021 von mehreren schädlichen Faktoren wie dem Inflationsdruck, Lieferproblemen und Lockdown-Maßnahmen beeinflusst worden sein.

Defensive Werte gefragt

Anlegern rät Wilson nun eindringlich, sich auf diese Problemfelder einzustellen. Dies könne dem Strategen zufolge mit einer Kombination aus Aktien defensiver Sektoren, wie Unternehmen aus dem Gesundheitswesen oder Händler von Grundnahrungsmitteln, gelingen. So könnten sich diese Werte behaupten, selbst wenn das verlangsamte Wirtschaftswachstum und steigende Kosten die Unternehmensgewinne nach unten ziehen. Zusätzlich könnten aber auch Finanzwerte als Absicherung dienen, da diese von steigenden Zinsen profitieren dürften.

Vorsicht ist Wilson und seinen Kollegen zufolge aber bei zyklischen Konsumwerten geboten. Nach dem übermäßigen Konsum aus dem letzten Jahr seien diese Werte nun besonders anfällig für einen Rückgang. Dennoch seien hier Dienstleistungen gegenüber Waren zu bevorzugen, da nach wie vor ein Nachholbedarf herrsche. Technologiewerte dürften durch die nachlassende Dynamik des Homeoffice-Trends aber gefährdet sein. Als größtes Risiko sieht der Morgan Stanley-Stratege Unternehmen aus der von Lieferverknappungen gebeutelten Halbleiterbranche.

Redaktion finanzen.net

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