Rational-Chef Blaschke: „Wir sind anders“
Rational verdient mit Dampfgargeräten so hohe Margen wie nur wenige andere Firmen. Vorstandschef Günter Blaschke, 59, über sein Erfolgsrezept
€uro: Herr Blaschke, die Stimmung in der Wirtschaft hellt sich auf. Ist der neue Optimismus auch schon in den Großküchen dieser Welt angekommen?
Günter Blaschke: Optimismus würde ich das nicht nennen. Niemand weiß, ob wir wirklich schon die Talsohle der Weltwirtschaftskrise durchschreiten, da keiner von uns Erfahrungen mit dieser Art Systemkrise hat. Deshalb halte ich mich mit optimistischen Äußerungen zurück.
Sie verbuchen also noch keine wieder steigende Nachfrage nach Ihren Dampfgargeräten?
Blaschke: Das ist regional unterschiedlich. In besonders stark von der Krise betroffenen Ländern werden natürlich viele Kaufentscheidungen verschoben. Beispielsweise liegt unser Umsatzvolumen in Russland zurzeit rund 60 Prozent unter dem Vorjahr. In Spanien ist es 40 Prozent niedriger, in den USA 15 Prozent. Dagegen schrumpft der Umsatz in Westeuropa nur moderat. Und in einigen asiatischen Schwellenländern wachsen wir weiter. Leider reicht das nicht, um die Rückgänge zu kompensieren.
Im zweiten Quartal 2009 hat Rational trotzdem die Gewinnspanne vor Zinsen und Steuern (Ebit) auf satte 27 Prozent gesteigert. Wie haben Sie das geschafft?
Blaschke: Bis Ende 2008 waren unsere Organisations- und Kostenstrukturen auf weiteres Wachstum ausgerichtet. Als wir bemerkt haben, dass uns stattdessen die Wirtschaftskrise trifft, haben wir die Kosten wieder deutlich zurückgefahren. Zudem haben uns die Preisrückgänge bei Rohstoffen wie Stahl und Nickel geholfen.
Analysten prognostizieren Ihnen für das Gesamtjahr 2009 ein Umsatzminus von 13 Prozent auf rund 300 Millionen Euro und einen Ebit-Rückgang von 40 Prozent auf rund 60 Millionen. Ist das realistisch?
Blaschke: Es gibt auch optimistischere Schätzungen. Mehr kann ich dazu heute noch nicht sagen.
Eine Ebit-Marge von 27 Prozent erreichen hierzulande selbst in wirtschaftlichen Boomphasen nur wenige Firmen. Werden Sie die Gewinnspanne noch steigern können?
Blaschke: Die Marge ist für uns nicht das maßgebliche Erfolgsbarometer.
Was dann?
Blaschke: Der höchstmögliche Kundennutzen.
Ein schwammiger Begriff – zumal ihn auch weniger erfolgreiche Firmen für sich proklamieren.
Blaschke: Rational ist in Sachen Gewinnorientierung anders als andere Unternehmen. Für uns gehört der Verkaufspreis zum Kundennutzen. Das heißt: Obwohl wir die besten Produkte im Markt haben, verkaufen wir sie nicht mit Preisaufschlägen. Die Kunden brauchen dafür also nicht mehr bezahlen als für die Produkte unserer Wettbewerber, die weniger Kundennutzen bieten. Unsere Ertragskraft ist letztlich das Ergebnis aus niedrigen Kosten, attraktiven Marktpreisen und entsprechender Volumensteigerung.
Lesen Sie auf Seite 2, wie Rational-Chef Günter Blaschke die Wachstumsaussichten für sein Unternehmen sieht.
Der Weltmarktanteil von Rational-Dampfgargeräten liegt bei 54 Prozent. Den Rest teilen sich etwa 70 Konkurrenten. Was haben Ihre Produkte, was andere nicht haben?
Blaschke: Unser „SelfCooking Center“ ist ein Hightech-Produkt, das seit der Markteinführung des ersten Combi-Dämpfers 1976 immer besser wurde. Es ist vergleichsweise unkompliziert, kennt die Koch- und Essgewohnheiten verschiedenster Nationen, nimmt Köchen sehr viel Routinearbeit ab und bietet eine herausragende Zubereitungsqualität. Außerdem haben wir eine weltweite Vertriebs- und Serviceorganisation, die ihresgleichen sucht.
Servieren Sie uns ein Beispiel für die Zubereitung?
Blaschke: Wenn der Koch etwa einen Rinderbraten machen möchte, stellt er nur noch ein, wie braun er ihn außen und wie durch er ihn innen haben will. Während der Zubereitung muss er das Fleisch nicht kontrollieren. Und das Gerät ruft ihn, wenn der Braten perfekt ist. Rational sieht sich also in erster Linie als anwendungsorientiertes Unternehmen.
Ihre Konkurrenten etwa nicht?
Blaschke: Wir beschäftigen über 200 Köche, um Koch-Know-how aus der ganzen Welt zu haben. Das ist ein Fünftel der Belegschaft – und ein Alleinstellungsmerkmal. Andere Firmen in unserer Nische sind eher Maschinenbauer.
Stößt Rational angesichts des hohen Weltmarktanteils nicht bald an Wachstumsgrenzen?
Blaschke: Bedenken Sie, dass wir so etwas wie der PC für die Schreibmaschine sind. Unsere Gartechnik löst bestehende traditionelle Gargeräte ab. Von den 2,5 Millionen Profiküchen weltweit, die heute das Geld und die Größe hätten, um eine solche Technik zu nutzen, sind bislang nur 25 Prozent – das sind etwa 625000 Küchen – damit bestückt. Die anderen arbeiten sozusagen noch mit der Schreibmaschine. Und in 54 Prozent dieser 625000 Profiküchen, also in „erst“ rund 330000, stehen ein oder mehrere unserer „SelfCooking Center“. Da ist die Wachstumsgrenze noch lange nicht erreicht. Zudem gelingt es uns etwa alle zehn Jahre, bestehende Geräte wieder durch neue abzulösen.
Setzen Sie weiterhin nur auf das SelfCooking Center oder haben Sie noch andere Produkte in petto?
Blaschke: Unsere französische Tochtergesellschaft Frima bietet seit 2005 das erste „VarioCooking Center“ der Welt an. Das ist so intelligent wie das SelfCooking Center, kann aber anders als dieses alle Speisen zubereiten, die Kontakthitze oder Flüssigkeit zum Garen brauchen. Bratwurst zum Beispiel oder flüssige Speisen, wie Suppen, Soßen, Milchreis aber auch Pommes. Dafür ist die Wärmeübertragung mit Heißluft und Dampf im SelfCooking Center nicht geeignet. Mit diesen beiden Geräten bilden wir praktisch die gesamte Thermik einer Küche ab. Und das VarioCooking Center hat weltweit dasselbe Marktpotenzial wie das SelfCooking Center.
Lesen Sie auf Seite 3, was Rational-Chef Günter Blaschke mit den hohen liquiden Mitteln im Unternehmen vor hat und was er Zukäufe denkt.
Sie generieren Quartal für Quartal hohe liquide Mittel. Können Sie sich vorstellen, Konkurrenten aufzukaufen?
Blaschke: Wir haben noch nie Zukäufe gewollt. Und dabei bleibt es auch.
Was machen Sie dann mit dem vielen Geld?
Blaschke: Zurzeit behalten wir das Geld im Haus, um gegen alle Eventualitäten der Wirtschaftskrise gewappnet zu sein. Auch im schlechtesten theoretisch denkbaren Zukunftsszenario möchten wir in unserer Unternehmensfinanzierung unabhängig von den Kapitalmärkten bleiben. Andernfalls verlören wir Handlungsfreiheit. Und das ginge möglicherweise zu Lasten unserer Entwicklungschancen.
Um Liquidität im Hause zu halten, hatten Sie die Dividende für 2008 gesenkt. Wann können Ihre Aktionäre wieder mehr erwarten?
Blaschke: Wenn wir die Wirtschaftskrise nachhaltig hinter uns haben.
Einige Analysten sagen, dass es der Rational-Aktie trotz der guten Firmenentwicklung an „bedeutenden Kursimpulsen“ fehle. Zudem sei Ihr Unternehmen mit einer Börsenkapitalisierung von derzeit einer Milliarde Euro – das ist etwa das Dreifache des für 2009 erwarteten Umsatzes – nicht gerade günstig bewertet.
Blaschke: Weltmarktführer mit hoher Ertragskraft werden gemeinhin relativ hoch bewertet. Wir haben ein einfaches, verständliches, aber auch dynamisches und verlässliches Geschäftsmodell, sowie eine sehr schlanke Firmenstruktur. Das kommt bei Investoren sehr gut an. Wenn wir unsere Wachstumspotenziale weiter so nutzen wie in den vergangenen 33 Jahren, wird sich auch unsere Aktie weiterhin positiv entwickeln. Sie gehört auch in der Krise zu den solidesten im MDAX.
Rational gehört keinem Arbeitgeberverband an und hat keinen Betriebsrat. Ist das wichtig für den Unternehmenserfolg?
Blaschke: Da sehe ich keinen Zusammenhang. Erfolgsentscheidend ist die Art der Unternehmensführung, die Kommunikation zwischen Management und Belegschaft sowie die Mitarbeiterqualität und -zufriedenheit. Unsere Mitarbeiter verstehen sich als Unternehmer im Unternehmen und schöpfen daraus ihre Motivation.
Unternehmer im Unternehmen?
Blaschke: Ja. Beispielsweise baut jeder einzelne Monteur ein Gerät von Anfang bis Ende allein zusammen. Bei Rational gibt es keine Bandarbeit wie in der Autoindustrie. Auf jedem Gerät steht: „Proudly assembled by Klaus Müller“ zum Beispiel. So wie früher bei Rolls Royce. Die Monteure garantieren also mit ihrem Namen für die Gesamtgerätequalität – wie Unternehmer eben. Dadurch sind aber auch Reklamationen mit ihren Namen verbunden. Das will jeder durch Qualitätsarbeit natürlich vermeiden. Würde ein Gerät von vielen Mitarbeitern an einem Band montiert, fühlte sich keiner von ihnen so richtig für das Endprodukt verantwortlich – und der Kundennutzen bliebe so häufig auf der Strecke.
Betriebsräte sind auch dafür da, Mitarbeiterinteressen in Krisenzeiten wie diesen zu wahren, in denen viel Geld zu ihren Lasten gespart wird. Haben das Ihre Leute nicht nötig?
Blaschke: Auch in Krisenzeiten haben wir keinerlei Sozialleistungen gekündigt. Unsere Arbeitsbedingungen sind vorbildlich und wir beteiligen unsere Mitarbeiter zusätzlich am Gewinn, also am Unternehmenserfolg. 2008 hat jeder von ihnen 14,7 Monatseinkommen verdient. Dies alles hat dazu geführt, dass Rational laut tns infratest bei der Mitarbeiterzufriedenheit zu den besten zehn Prozent der Unternehmen in Deutschland gehört.
Herr Blaschke, vielen Dank für das Gespräch.
Das Interview führte €uro-Redakteur Mario Müller-Dofel.
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