EURO-INTERVIEW

BayWa-Chef Lutz: „Zunehmend von Spekulationen getrieben“

20.02.10 12:11 Uhr

Klaus Josef Lutz, 51, Vorstandsvorsitzender der MDAX-notierten Bayerischen Warenvermittlung AG (BayWa), über den Handel mit Agrarprodukten, Öl und Baustoffen.

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€uro: Herr Lutz, Ihre Firma dürfte 2009 rund 7,7 Milliarden Euro umgesetzt haben, knapp die Hälfte davon durch den Handel mit Agrarprodukten. Die Sparte schrumpfte, weil die Landwirte infolge abgestürzter Getreidepreise an Investitionen sparten. Wie geht es im Agrarbereich für Sie weiter?

Klaus Josef Lutz:
Für uns war 2009 vor allem deshalb schwierig, weil auch die Weltmarktpreise für Düngemittel abgestürzt sind. Aber hier sollte das Tief hinter uns liegen. 2010 wird die BayWa wieder durchstarten.

Auch in der Landtechnik?
Lutz:
Zumindest haben wir im Dezember 2009 – nach dem Einbruch dieses Geschäfts in den Monaten davor – wieder einen Trend nach oben verspürt.

Woher kommt der?
Lutz:
Die Bauern haben EU-Zahlungen bekommen, die teils in Landtechnik fließen. Zudem steigt der Rationalisierungsdruck auf den Höfen. Denken Sie nur an die Milchwirtschaft. Da werden Stalltechnologien wie moderne Melkanlagen gebraucht, die von der BayWa verkauft werden. Wir erwarten zwar keine Nachfrageexplosion, sind aber verhalten optimistisch.

Nochmals zu den Getreidepreisen: Eine Stabilisierung – besser ein Preisanstieg – wäre die Basis für wieder bessere Geschäfte in Ihrem Agrargeschäft. Welche Getreidepreisentwicklung erwarten Sie für 2010?
Lutz:
Für das erste Halbjahr rechnen wir mit einer Seitwärtsbewegung auf dem inzwischen sehr niedrigen Niveau. Und für die zweite Jahreshälfte hoffen wir auf eine Preiserholung.

Was spricht dafür?
Lutz:
Beispielsweise steigt die Getreidenachfrage vor allem in Asien und Brasilien weiter, und auch der Getreideverbrauch in Biogasanlagen. Zudem glauben wir, dass die Agrarrohstoffpreise wieder mehr von Spekulationen an den Kapitalmärkten getrieben werden. Schauen Sie sich nur an, wie zurzeit wieder die PR-Trommeln für entsprechende Investmentprodukte geschlagen werden.

Sie profitieren, wenn dadurch die Preise steigen?
Lutz:
Nüchtern betriebswirtschaftlich betrachtet wäre das natürlich hilfreich für uns, weil unsere Kunden dann auch höhere Preise für das von uns eingelagerte Getreide zahlen könnten. Aber man sollte virtuelle Spekulationen mit Nahrungsmittelrohstoffen immer in Frage stellen. Besonders dann, wenn die Preise so durch die Decke gehen, dass sie zu sozialen Problemen führen.

Sie haben 2009 im Nahrungsmittelbereich eine Firma in Osteuropa gekauft. Planen Sie dort weitere Akquisitionen?
Lutz:
Wir haben uns in Osteuropa viele Unternehmen angeschaut, sehen aber derzeit keinen weiteren Zukauf.

Warum so zurückhaltend?


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Lutz: Teils sind die von den Verkäufern gewünschten Preise aus unserer Sicht überhöht. Teils sind die Firmen aber auch stark von der Finanz- und Wirtschaftskrise getroffen – und Sanierungsfälle übernehmen wir nicht. Wir haben ohnehin keinen Druck in Osteuropa zuzukaufen, weil wir dort auch mit Tochterfirmen aktiv sind. Würde uns jedoch wieder eine gute Firma für einen vernünftigen Preis angeboten, würden wir gern zugreifen.

Auf der nächsten Seite lesen Sie, warum es BayWa-Chef Lutz in Sachen Energiepolitik mit Bundesumweltminister Röttgen hält und der Ölpreis eigentlich viel zu hoch notiert.

Kommen wir zu Ihrer Energiesparte, für die Sie 2009 im Bereich der erneuerbaren Energien zugekauft haben. Wie geht es hier weiter?
Lutz:
Auch im Energiebereich planen wir 2010 keine größeren Akquisitionen. Zunächst möchten wir die 2009 gekauften Unternehmen konsolidieren.

Was hat Sie ausgerechnet in die Solarbranche getrieben? Die leidet hierzulande unter Überkapazitäten, fallenden Komponentenpreisen, chinesischen Billiganbietern und der bald sinkenden Einspeisevergütung für Solarstrom.
Lutz:
Darunter leiden vor allem die Modulhersteller. Zu denen gehören wir aber nicht. Wir sind vor allem ein Komponentenhändler und kooperieren als solcher auch mit chinesischen Anbietern. Zudem setzen wir im Sinne der Risikostreuung eben nicht nur auf den Solarbereich, sondern auch auf Biogas und Windkraft – und das international. Dadurch sind wir deutlich weniger von der deutschen Politik abhängig.

Was halten Sie davon, dass Umweltminister Röttgen die Einspeisevergütung für Solarstrom senken will?
Lutz:
Die Einspeisevergütung wird meiner Ansicht nach in der Öffentlichkeit verzerrt diskutiert. Sie ist keine staatliche Subvention, wie es oft dargestellt wird. Die Einspeisevergütung wird ja auf die Verbraucher umgelegt. Deshalb habe ich Verständnis für eine moderate Senkung. Schließlich ist auch die Solartechnik im Preis gefallen. Und davon sollten auch die Verbraucher profitieren. Man darf die Vergütung nur nicht zu schnell und zu stark senken, da ansonsten die deutsche Solarindustrie gefährdet wäre.

Das Gros Ihres Energiegeschäfts stammt aus dem Handel mit Öl – etwa für Heizungen. Kommt Ihnen da der kalte Winter in Deutschland zupass?
Lutz:
Der Auftragseingang ist derzeit besser als befürchtet. Dennoch haben wir ein Problem: Die Füllstände unserer Kunden liegen derzeit im Schnitt immer noch bei 60 Prozent. Und das bedeutet, dass sich die Kunden angesichts des in den vergangenen zwölf Monaten in etwa verdoppelten Ölpreises genau überlegen, ob sie jetzt Öl nachkaufen sollen.

Was bedeutet das für die Gewinnentwicklung der Sparte?
Lutz:
Dass wir das Rekordergebnis von 2009 in diesem Jahr hier nicht erreichen werden

Viele Analysten erwarten allerdings einen sinkenden Ölpreis.
Lutz:
Aber er ist noch nicht gesunken – und der Winter bald vorbei.

Gemeinhin heißt es, der Ölpreis sei vor allem von Spekulanten auf das heutige Niveau von über 70 US-Dollar getrieben worden. Sehen Sie das auch so?
Lutz:
Da ist etwas dran. Unsere Händler sehen den fairen Preis auf Grundlage der realen Angebots-Nachfrage-Situation bei gerade einmal 45 bis 55 Dollar.

In Ihrer dritten Sparte, dem Baustoffhandel, spürten Sie Ende 2009 „Impulse aus Konjunkturpaketen“. Pulsiert es immer noch?
Lutz:
Wir spüren in Deutschland nach wie vor eine leichte Belebung bei öffentlichen Aufträgen, die aber noch keine starke Wirkung hat.

Der Hauptverband der deutschen Bauindustrie erwartet für 2010 einen sinkenden Branchenumsatz. Gilt das auch für die Bausparte der BayWa?
Lutz:
Wenn ich mir unsere Zahlen des zweiten Halbjahrs 2009 anschaue, bin ich nicht so pessimistisch wie der Verband. Das zweite Halbjahr war für uns viel besser als das erste. Wenn sich dieser positive Trend in den kommenden Monaten fortsetzt, dürfte 2010 ein stabiles Geschäft für uns möglich sein. Nicht zuletzt auch deshalb, weil wir unsere Bausparte 2009 umstrukturiert und damit effizienter gemacht haben.

Herr Lutz, vielen Dank für das Gespräch.

Das Interview führte €uro-Redakteur Mario Müller-Dofel.

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11.03.2013BayWa kaufenequinet AG
01.03.2013BayWa haltenWarburg Research
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20.02.2013BayWa kaufenJoh. Berenberg, Gossler & Co. KG (Berenberg Bank)
19.10.2012BayWa kaufenDer Aktionärsbrief
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11.03.2013BayWa kaufenequinet AG
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20.02.2013BayWa kaufenJoh. Berenberg, Gossler & Co. KG (Berenberg Bank)
19.10.2012BayWa kaufenDer Aktionärsbrief
09.12.2009BayWa kaufenSES Research GmbH
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