Medizintechnik-Aktien: Wer wagt, gewinnt

von Jörg Lang

Wenn das Jahr zu Ende geht, sind Investmentberater verstärkt unterwegs. Im Angebot haben die Vertriebsprofis auch sogenannte Venture-Capital-Fonds. Über diese Vehikel investieren Anleger in junge, aufstrebende Unternehmen. Der Pferdefuß sind die saftigen Gebühren: Wenn von 100 investierten Euro dann wenigstens 80 bei den kapitalhungrigen Firmen landen, ist das schon eine hohe Quote.

Viel preiswerter ist es, über die Börse in diese Firmen zu investieren. Das hat beträchtliche Vorteile. Während bei Fonds letztlich weder das Zielunternehmen bekannt ist, noch über den Geschäftsverlauf zeitnah informiert wird, herrscht bei der Börsenlösung komplette Transparenz. Zudem sind die Firmen in der Regel reifer. Das reduziert das Risiko eines totalen Flops. Die Medizintechnik ist in diesem Zusammenhang aus zwei Gründen besonders interessant. Erstens gibt ihr der demografische Wandel eine Steilvorlage. Und zweitens werden im Fall von Übernahmen dicke Prämien gezahlt.

Auf diese fünf Kandidaten würde der Börsenfux wetten: Als Basisinvestment für das Medtech-Venture-Depot kommt die Aktie der Firma HumanOptics in Betracht. Die Erlanger stellen Intraokularlinsen her, die Patienten mit stark reduziertem Sehvermögen implantiert werden. Größtes Einsatzgebiet ist die Augenkrankheit Grauer Star. Die Firma scheint dank Kostenoptimierung 2009 die Gewinnzone erreichen zu können. Mit einem Börsenwert von weniger als elf Millionen Euro ist HumanOptics ein Branchenleichtgewicht.

Alphaform hat seinen Schwerpunkt im Formenbau für die Automobilindustrie. Im vergangenen Jahr aber hat die Firma ihre Medizintechniksparte ausgebaut. Dort werden künstliche Kniegelenke hergestellt. Dabei nutzt Alphaform das Know-how der Industriesparte. Ziel ist die Marktdurchdringung mit individuellen Kniegelenken auf Basis von CT-Daten. Die Firma – neun Millionen wert – schreibt zurzeit rote Zahlen. Aber: Die Bargeldbestände plus Firmenwert der Medtech-Sparte übersteigen den Börsenwert deutlich.

2009 wird Pulsion Medical wieder in die Gewinnzone vorstoßen. Die Produkte zur Patientenüberwachung haben sich längst im Markt etabliert. Ein Risikoinvestment ist die Firma aber wegen ihrer noch geringen regionalen Ausdehnung. Doch sind die Produkte erst einmal weltweit etabliert, dürfte der Börsenwert von aktuell 25 Millionen Euro nur noch ein Erinnerungsposten aus der Vergangenheit sein.

Nach der Neuausrichtung auf Entwicklungen im Bereich regenerative Medizin zeigen sich bei Curasan erste Ergebnisse. Für ATR, ein Einmalsystem zur Anreicherung körpereigener Wachstumsfaktoren, hat die Firma bereits die erste Zulassung erhalten. Das Produkt soll vor allem bei schweren Hautschädigungen eingesetzt werden. In der Pipeline befinden sich weitere Produkte wie etwa ein Knochenkleber. Die Bilanz ist sehr solide.

Die Aktie von aap Implantate vervollständigt das Quintett. Die Firma hat ihre Produktpalette für die Traumatologie und Orthopädie konsequent ausgebaut. Bisher hat der Börsenkurs noch nicht darauf reagiert. Doch bei einem Marktwert von 29 Millionen ist sicherlich genügend Aufwärtspotenzial vorhanden. Weil die Bilanz nicht ganz so solide daherkommt, gehört die Aktie aber auch zu den riskanteren der Venture-Five. la