Walmart: Gieriger Riese lernt Bescheidenheit

von Sven Parplies, Euro am Sonntag

Der weltgrößte Einzelhändler stößt an seine Grenzen. Erstmals seit 35 Jahren ist der Jahresumsatz von Wal-Mart geschrumpft. Mit 479 Milliarden Dollar blieb der Konzern knapp ein Prozent unter dem Vorjahreswert. Ohne Währungseffekte durch den starken Dollar hätte die Supermarktkette den Umsatz jedoch erneut gesteigert - um knapp drei Prozent. Das Nettoergebnis fiel von November bis Januar um acht Prozent auf 4,6 Milliarden Dollar. Zugleich senkte der Vorstand die Umsatzprognose für das laufende Jahr. Das Geschäft werde wohl "relativ flach" verlaufen. Ursprünglich wurde ein Plus von bis zu vier Prozent in Aussicht gestellt.

Walmart ist eine der größten Erfolgsgeschichten der US-Wirtschaft. Sam Walton startete 1962 mit einem kleinen Laden in der Provinz. Mit aggressiver Kostenkontrolle und niedrigen Preisen wurde Walmart Liebling der Kunden und Feindbild vieler Gewerkschafter. Mit 11.500 Läden in 28 Ländern wird es immer schwerer, weiter zu wachsen. Ein Problem ist die Konkurrenz aus dem Internet. Mit Amazon trifft Walmart dort auf einen überlegenen Rivalen. Auch im klassischen Geschäft wird der Wettbewerb durch Konkurrenten wie Whole Foods schärfer.

Walmart strafft sein Filialnetz, verstärkt die Investitionen in seine Internetplattform. Höhere Löhne sollen die Motivation der Mitarbeiter verbessern. Der bereinigte Gewinn im vergangenen Quartal lag mit 1,49 Dollar je Aktie immerhin leicht über der Analystenschätzung von 1,46 Dollar. Börsianer haben sich also offenbar auf die neue Realität eingestellt. Für das laufende Jahr erwarten sie einen Gewinnrückgang.

Ganz abschreiben sollten Anleger Walmart aber nicht. Der Konzern bleibt ein zuverlässiger Dividendenzahler mit einer Rendite von mehr als drei Prozent. Die Ausschüttungsquote von 44 Prozent bietet ein Sicherheitspolster. Zudem dürfte sich Walmart im Fall einer Wirtschaftskrise der USA relativ gut behaupten.