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Valeant-Aktie: Der plötzliche Absturz eines Börsenlieblings

24.10.15 18:00 Uhr

Valeant-Aktie: Der plötzliche Absturz eines Börsenlieblings | finanzen.net

Der Pharmariese Valeant aus Kanada war lange ein Überflieger an der Wall Street. Jetzt heißt es, der Konzern habe Umsätze manipuliert, mancher spricht von einem zweiten Enron. Was wirklich dahintersteckt.

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von Klaus Schachinger, Euro am Sonntag

Die acht Seiten versetzten Anleger in Panik. In einer Kurzstudie hatte das US-Analysehaus Citron Research am Mittwoch vor Bilanzmanipulationen beim Pharmariesen Valeant gewarnt. Laut Citron könnte daraus ein ähnlicher Skandal werden wie jener des US-Energiekonzerns Enron. Dessen Pleite nach der Jahrtausendwende gilt als einer der spektakulärsten Fälle von Bilanzbetrug in der Geschichte der Wall Street.

Shortseller greifen an

Die Reaktion der Börse war eindeutig: Valeant-Papiere brachen am Mittwoch um fast 30 Prozent ein, bevor sie vorübergehend vom Handel ausgesetzt wurden. Stützungskäufe im großen Stil, unter anderem von Hedgefondsmanager und Großaktionär Bill Ackmann, der 21 Millionen Papiere im Wert von 2,5 Milliarden Dollar erwarb, schmälerten den Tagesverlust schließlich auf ein Fünftel. Seit dem Hoch im August hat Valeant damit rund 55 Milliarden Dollar an Börsenwert verloren.


Citron Research, weitere Shortseller und Journalisten werfen dem Konzern aus Kanada vor, seine teuren Medikamente über undurchsichtige Verbindungen an mehrere Internetapotheken zu verkaufen. Die Intransparenz des Vertriebsnetzes macht es theoretisch möglich, Umsätze zu buchen, die nicht stattgefunden haben. Citron ist ein Analysehaus sogenannter Shortseller, das sich mit der Enthüllung von Bilanztricks bei chinesischen Firmen an der Wall Street den Ruf als Auf­decker erworben hat. Shortseller - zu Deutsch Leerverkäufer - verkaufen Aktien, die sie sich geliehen haben. Nach dem erwarteten Kurseinbruch decken sie sich günstig ein, dann geben sie die geliehenen Papiere zurück. Die Differenz bleibt als Gewinn.

Beim Pharmakonzern Valeant, dessen Aktienkurs mit 348 Dollar ein neues Hoch erreichte, senkte Citron das Kursziel auf 50 Dollar. Am Donnerstag notierten die Papiere bei 125 Dollar. €uro am Sonntag hatte Anlegern in Ausgabe 41 geraten, Valeant-Aktien zu verkaufen.


Die Recherchen ergaben, dass die Internetapotheke Philidor, die ausschließlich Valeant-Produkte vertreibt, eigentlich Valeant gehört. Ob Philidor für die Arzneimittel auch wirklich Zahlungen von Krankenversicherern erhalten hat, ist bisher unklar. Eine weiterer Pillenvertrieb, an den Valeant lieferte, entpuppte sich als ein und dieselbe Firma wie Philidor. Identische Telefonnummern auf den Webseiten von weiteren Internet­apotheken, die Valeants Medikamente verkaufen, deuten auf ein ganzes Netzwerk solcher Vertriebskanäle hin. Darüber könne Valeant Umsätze an Distributoren buchen, die nicht belegt seien, heißt es bei Citron.

Darüber hinaus wurden der Vorsitzenden des Bilanzprüfungsausschusses bei Valeant langfristige Geschäftsbeziehungen mit einem verurteilten Börsenbetrüger nachgewiesen.

Druck von vielen Seiten

Valeant-Chef Michael Pearson weist alle Vorwürfe zurück. Sein hoch verschuldeter Konzern, vor Kurzem noch Liebling der Wall Street, steht mehrfach unter Druck. Während US-Bundesbehörden die Kreditvergabe des Unternehmens an Patienten untersuchen, die ihre Arzneien nicht bezahlen können, nehmen US-Staatsanwälte die Preispolitik unter die Lupe. Im vergangenen Jahr hatte Valeant seine Preise im Durchschnitt um 50 Prozent erhöht. Mehrere Analysten erklärten unterdessen, sie vermuteten keine illegalen Praktiken bei Valeant.

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