Trumps Paket geht in den Praxistest
US-Steuerreform » Der Kongress gibt grünes Licht für das umstrittene Projekt des Präsidenten. Welche Unternehmen davon 2018 tatsächlich profitieren könnten - auch in Deutschland
von W. Ehrensberger, Euro am Sonntag
Die am Donnerstag vom US-Kongress endgültig verabschiedete Steuerreform von US-Präsident Donald Trump hat den US-Börsen vor Weihnachten noch einmal Kursgewinne beschert. Den Unternehmen winken dank des Reformpakets massive Steuererleichterungen. Es sieht im Kern eine Senkung der Unternehmensteuern von 35 auf 21 Prozent vor. Zudem soll es Abschreibungsmöglichkeiten für Investitionen verbessern.
Offen ist, wie sich die Entlastungen konkret auswirken und wie sie von den Firmen umgesetzt werden. Möglich sind beispielsweise zusätzliche Investitionen, Aktienrückkäufe oder Lohnsteigerungen.
Der Chef des US-Mobilfunkkonzerns AT & T, Randall Stephenson, kündigte unmittelbar nach der Verabschiedung des Trump-Pakets eine Milliarde Dollar zusätzliche Investitionen in den USA an. Den 200.000 Mitarbeitern versprach er zudem jeweils 1000 Dollar Sonderbonus. Die Reform, sagte Stephenson, bringe US-Unternehmen hinsichtlich ihrer Steuerlast auf Augenhöhe mit dem Rest der industrialisierten Welt.
DAX-Titel im Fokus
In Deutschland könnten von den Steuererleichterungen Konzerne mit starkem US-Geschäft profitieren, also beispielsweise die DAX-Unternehmen Siemens, Continental, Fresenius und Fresenius Medical Care oder aus dem MDAX der Triebwerkhersteller MTU Aero.
Bei einer Blitzumfrage von €uro am Sonntag unter den DAX-Konzernen mit starkem US-Standbein hielten sich die Unternehmen meist noch mit konkreten Äußerungen zurück. "Selbstverständlich werden wir jetzt die einzelnen Regelungen zunächst sorgfältig analysieren", sagte beispielsweise ein Fresenius-Sprecher. "Angesichts unseres starken Nordamerika-Geschäfts dürfte sich die US-Steuerreform aber positiv für Fresenius Medical Care (FMC) und auch für Fresenius auswirken".
In anderen großen deutschen Konzernen wird ebenfalls mit signifikaten, zum Teil auch gegenläufigen Effekten der US-Steuerreform gerechnet. Christian Kaeser, Leiter der Konzernsteuerabteilung bei Siemens, sagte gegenüber der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung", die Reform werde erhebliche positive, jedoch auch negative Buchwerteffekte haben. "Grundsätzlich verbessern sich mit der Reform aber die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen." Unter dem Strich sei sie für Siemens eine gute Sache.
Nord/LB-Aktienstratege Tobias Basse wiederum glaubt, dass die Reform positive Auswirkungen für Firmen weltweit haben werde. Nach Angaben des Datendienstleisters Thomson Reuters erwirtschaften mehr als ein Sechstel aller Unternehmen im europäischen Index Stoxx 600 gut ein Drittel ihrer Umsätze in Nordamerika. Bei mehr als 30 Unternehmen stammt über die Hälfte der Erlöse aus der Region.
Die am stärksten in den USA engagierten europäischen Firmen entstammen demnach der britischen Bau- und Rüstungsindustrie: Ashtead, Cobham, Ferguson und Melrose. Auch der Autobauer Fiat Chrysler und der Brillengestellhersteller Luxottica aus Italien sowie die französische Werbeagentur Publicis stehen auf der Liste ganz oben.
Reform bleibt umstritten
Die Bundesregierung und Unternehmensverbände zeigten sich unterdessen zwar erleichtert, dass die Reform die befürchtete Importsteuer ("Excise Tax") wohl nicht enthält, die insbesondere deutsche Exportunternehmen belastet hätte. Gleichwohl rechnen die Verbände mit einem zunehmend heftiger werdenden Standortwettbewerb. "Die Reform verschärft den Kampf um die Ansiedlung von Investitionen und Arbeitsplätzen", warnte der Präsident des Ifo-Instituts, Clemens Fuest. Jede neue Bundesregierung müsse sich dem stellen.
Auch in den USA ist Trumps Steuerpaket weiterhin heftig umstritten. Die Demokraten werten die Reform als Geschenk an die Reichen, das zulasten von Beziehern niedrigerer Einkommen geht.
Weitere News
Bildquellen: Spencer Platt/Getty Images, lenetstan / Shutterstock.com